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SAP Fiori Elements: Neue Ära der Benutzererfahrung

Die Art und Weise, wie wir mit Software und IT-Systemen interagieren, hat sich in den vergangenen Jahren maßgeblich verändert. In einer Welt, in der Benutzerfreundlichkeit, schnelle Zugänglichkeit und mobil optimierte Anwendungen im Zentrum stehen, ist auch SAP – als einer der weltweit führenden Anbieter von Unternehmenssoftware – nicht stillgestanden. Mit SAP Fiori hat das Unternehmen eine neue Ära der Benutzerfreundlichkeit eingeläutet. SAP Fiori Elements ist mehr als nur ein neues Oberflächendesign oder ein weiterer technischer Fortschritt: Es ist ein Paradigmenwechsel, der die gesamte Philosophie hinter SAP-Anwendungen transformiert und Nutzer:innen in den Mittelpunkt stellt.
Zusammenfassung

In diesem Beitrag schauen wir uns an, was SAP Fiori ist, weshalb es einen echten Umbruch in der SAP-Welt darstellt und wie sich die Technologie im Einzelnen zusammensetzt. Ebenfalls werden wir uns die Kernprinzipien ansehen sowie die technologische Basis und die praktische Verwendung von SAP Fiori – einschließlich Hinweisen zur Implementierung.

10. Februar 2025
18 min
Thorsten Schurig, Digital Learning & Transformation Professional, tts - knowledge matters. Thorsten Schurig

Was ist SAP Fiori?

Was ist SAP Fiori?

SAP Fiori ist das Designkonzept und die User-Interface-Strategie, die von SAP entwickelt wurden, um die Benutzererfahrung (UX) von SAP-Anwendungen zu verbessern.

SAP Fiori ist das Designkonzept und die User Interface Strategie von SAP für moderne, benutzerorientierte Unternehmensanwendungen. Der Begriff „Fiori“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet „Blumen“ – in diesem Kontext symbolisiert er „Aufblühen“ oder „Neuerung“. Genau das ist das Ziel von SAP Fiori: den Nutzer:innen ein frisches, intuitives und ästhetisch ansprechendes Layout zu bieten, das das Arbeiten mit komplexen SAP-Systemen vereinfacht.

Die Hauptziele von SAP Fiori sind:

  1. Verbesserte Benutzerfreundlichkeit: Durch eine klar strukturierte Oberfläche, sinnvolle Navigationskonzepte und ein ansprechendes Design sollen Nutzer:innen schneller zu den benötigten Informationen gelangen und Transaktionen effizienter ausführen können.
  2. Rollenbasierte Anwendungen: Der Fokus liegt auf den konkreten Aufgaben einer jeweiligen Person – Mitarbeiter:innen in Vertrieb, Einkauf oder Buchhaltung erhalten genau die Funktionen, die sie brauchen.
  3. Geräteunabhängigkeit: Ob Desktop, Tablet oder Smartphone – SAP Fiori lässt sich in jedem Kontext nutzen, ohne dass umfangreiche Anpassungen nötig wären.
  4. Reduktion von Komplexität: Vorbei sind die Zeiten, in denen man Hunderte von Transaktionscodes auswendig lernen musste. Stattdessen bietet Fiori eine klare, leicht verständliche Arbeitsoberfläche.

Historisch betrachtet war SAP lange für seine leistungsstarken, aber auch komplexen GUI-basierten Anwendungen bekannt. Die grafische SAP-Benutzeroberfläche (SAP GUI) erfüllte zwar ihren Zweck, war jedoch weder besonders ansprechend noch intuitiv. Im Zuge der allgemeinen Digitalisierung und des Trends zu „Consumer-Grade Experiences“ – also benutzerfreundlichen Bedienoberflächen wie bei gängigen Consumer-Apps – war es nur eine Frage der Zeit, bis SAP seine Nutzererfahrung neu ausrichtete.

Erste Ansätze in Richtung moderner Web-Technologien zeigten sich bereits vor der offiziellen Einführung des Konzepts „Fiori“ 2013. Die entscheidende Wende kam dann, als SAP begann, neue Produkte nicht mehr nur auf Funktionalität und Performance, sondern explizit auf benutzerfreundliche User Interfaces hin zu optimieren. Seitdem hat sich Fiori kontinuierlich weiterentwickelt. Was mit wenigen, speziell entwickelten Fiori Anwendungen begann, ist heute das zentrale UX-Konzept für praktisch alle neuen Produkte – insbesondere für SAP S/4HANA.

Kernprinzipien nach Fiori Design Guidelines

Die Kernprinzipien von SAP Fiori bilden das Fundament der modernen Benutzererfahrung von SAP. Sie definieren, wie Anwendungen konzipiert, gestaltet und bereitgestellt werden sollten, um Verbraucher:innen ein optimales Nutzungserlebnis zu ermöglichen.

1. Rollenbasiert

Bei SAP Fiori steht die einzelne Person mit seiner spezifischen Rolle im Mittelpunkt. Anstatt allen Mitarbeiter:innen pauschal die gleiche Transaktionslandschaft zur Verfügung zu stellen, wird Fiori auf die jeweiligen Aufgaben und Verantwortungsbereiche zugeschnitten. Ein Mitarbeitender in der Buchhaltung benötigt beispielsweise andere Funktionen als jemand im Einkauf. Durch die Rollenbasierung erhalten Nutzer:innen nur diejenigen Informationen und Optionen, die für ihre Aufgaben wirklich relevant sind. Dies erhöht die Effizienz und verringert Ablenkungen durch unnötige oder unübersichtliche Menüs.

2. Responsivität

Ein wichtiges Merkmal moderner Anwendungen ist ihre Fähigkeit, auf unterschiedlichen Endgeräten – vom Desktop über das Tablet bis zum Smartphone – optimal dargestellt zu werden. SAP Fiori folgt dem responsive „Mobile-First“-Ansatz, bei dem Anwendungen so gestaltet werden, dass sie auf mobile Geräte besonders nutzerfreundlich sind. Zudem passen sie sich automatisch größeren Displays an.

3. Einfachheit

„Simplicity“ ist ein Grundpfeiler bei Fiori. Das Ziel ist, Anwendungen möglichst selbsterklärend zu gestalten und Nutzer:innen nicht mit überflüssigen Informationen zu überfordern. Anstelle komplexer Menüstrukturen treten klar definierte Workflows, bei denen jeder Klick nachvollziehbar ist und unmittelbar zum gewünschten Resultat führt. Auch Farbgebung, Typografie und Icons sind darauf ausgerichtet, eine mühelose Orientierung zu gewährleisten.

4. Kohärenz

Viele Unternehmen setzen SAP in unterschiedlichen Abteilungen und für verschiedene Zwecke ein. Damit Anwender:innen nicht ständig zwischen unterschiedlich gestalteten Ansichten springen müssen, ist Kohärenz ein entscheidendes Prinzip. Alle Fiori-Apps folgen den gleichen Gestaltungsrichtlinien und Interaktionsmustern. Buttons, Symbole und Menüstrukturen sind in ihrer Form und Funktionsweise einheitlich – und zwar unabhängig vom Modul oder der konkreten Anwendung. Damit entsteht ein durchgängiges und konsistentes Nutzungserlebnis, was die Einarbeitungszeit erheblich verkürzt.

5. Attraktivität

Mitarbeiter:innen sind längst daran gewöhnt, mit Consumer-Apps auf Smartphones oder Tablets zu arbeiten. Diese sind oft optisch ansprechend, intuitiv gestaltet und machen schlichtweg Spaß bei der Nutzung. SAP verfolgt mit Fiori den Anspruch, dass Business-Anwendungen ähnlich attraktiv sein sollen. Dabei spielen sowohl Farbgebung und Typografie als auch der generelle Look-and-Feel eine wichtige Rolle. SAP Fiori legt Wert auf ein modernes, klares Design, das gleichzeitig zu den Corporate-Design-Richtlinien eines Unternehmens passen kann.

Technologische Basis: SAPUI5, OData und SAP Gateway 2.0

Hinter SAP Fiori stehen verschiedene Technologien und Frameworks, die gemeinsam für das moderne Look-and-Feel, die responsiven Layouts und die effiziente Datenanbindung sorgen. Drei zentrale Bausteine sind hier SAPUI5, OData und das SAP Fiori Launchpad.

SAPUI5: Das Framework hinter Fiori

SAPUI5 ist das JavaScript-Framework, das als technisches Rückgrat für die meisten Anwendungen dient. Basierend auf offenen Web-Standards wie HTML5, CSS3 und JavaScript ermöglicht es Entwickler:innen, moderne Webanwendungen zu erstellen, die in jedem gängigen Browser lauffähig sind. Zudem fungiert SAPUI5 auch als Entwicklungsumgebung, die zahlreiche vordefinierte UI-Elemente (z. B. Tabellen, Diagramme, Formulare) bereitstellt, die speziell auf die Anforderungen von Unternehmenssoftware zugeschnitten sind

Ein großer Vorteil dieser Technologie ist die bereits eingebettete Responsivität. Entwickler:innen müssen sich nicht separat darum kümmern, wie sich die Oberfläche auf verschiedenen Displaygrößen anpasst – SAPUI5 liefert dafür fertige Layout-Komponenten und definiert Best Practices.

SAPUI5 kommt nicht nur in der rein klassischen SAP Fiori App zum Einsatz, sondern auch für eigene Erweiterungen oder vollständig eigenständige Webanwendungen genutzt. Dank der offenen Architektur und der Standards können Softwareentwickler:innen relativ einfach Anbindungen zu Drittsystemen realisieren. Dies ist vor allem dann interessant, wenn ein Unternehmen die Benutzeroberflächen mehrerer Systeme harmonisieren möchte, um eine konsistente User Experience zu gewährleisten.

OData: Datenzugriff und Integration

Damit SAP Fiori und SAPUI5-Anwendungen mit Echtzeitdaten aus dem SAP-Backend interagieren können, setzt SAP auf das offene Protokoll OData (Open Data Protocol). Über OData lassen sich Daten aus dem SAP-System standardisiert abfragen und manipulieren (CRUD-Operationen: Create, Read, Update, Delete). Auf diese Weise können Frontend und Backend entkoppelt werden, was die Skalierbarkeit und Flexibilität deutlich erhöht.

OData bietet mehrere Vorteile:

  • Standardisierung: OData ist ein bewährter Web-Service-Standard, der von vielen Plattformen und Programmiersprachen unterstützt wird.
  • Leichtgewichtiger Ansatz: Im Vergleich zu komplexeren Protokollen wie SOAP ist OData relativ schlank, was Performance und Wartbarkeit zugutekommt.
  • Erweiterbar: Erweiterte Funktionen (z. B. Filter, Sortierung, Paginierung) können mithilfe von OData-Abfragen effizient umgesetzt werden.
  • Einfachere Entwicklung: Frontend-Entwickler:innen können Datenmodelle und Schnittstellen einfacher verstehen und anbinden.

Das SAP Fiori Launchpad

Das Launchpad ist der zentrale Einstiegspunkt für sämtlicheSAP Fiori Anwendungen. Man kann es sich als individuell anpassbares „Dashboard“ oder „Portal“ vorstellen, in dem User alle für sie relevanten Apps angezeigt werden. Das Launchpad bietet unter anderem folgende Funktionen:

  • Personalisierung: Benutzer:innen können ihre Startseite anpassen, indem sie Apps als Favoriten markieren oder in Gruppen organisieren.
  • Benachrichtigungen: Integrierte Alerts und Notifications informieren Nutzer:innen über wichtige Ereignisse (z. B. benötigte Freigaben).
  • App-Suche: Eine globale Suchfunktion erleichtert das Auffinden von Apps und Informationen.
  • Integration: Es lassen sich nicht nur SAP-Fiori-Apps, sondern auch Web-Links, Business-Intelligence-Inhalte oder klassische SAP GUI-Transaktionen als Kacheln integrieren.

Grundsätzlich ist das Fiori Launchpad sowohl On-Premises als auch in der Cloud verfügbar. Allerdings gibt es Unterschiede hinsichtlich:

  • Updates und Wartung: In der Cloud werden Aktualisierungen häufig automatisch eingespielt, während On-Premises-Kund:innen eigene Wartungs- und Upgrade-Zyklen einhalten müssen.
  • Funktionsumfang: Die Cloud-Version hat oft neue Features schneller verfügbar, da SAP Innovationen zunächst in der Cloud bereitstellt.
  • Integrationsmöglichkeiten: On-Premises-Installationen benötigen in der Regel weitere Konfigurationen, um externe Systeme sicher anzubinden.

Vorteile von Fiori Apps: Benutzerfreundlichkeit und Produktivität

SAP Fiori bietet zahlreiche Vorteile, die sich vor allem in puncto Nutzerfreundlichkeit und Produktivität zeigen:

Verbesserte Benutzerfreundlichkeit

Schnellere Einarbeitung

Traditionelle SAP-Systeme sind bekannt dafür, dass neue Mitarbeiter:innen oft eine intensive Schulung benötigen, um sich in der Flut von Transaktionscodes, Menüs und Untermenüs zurechtzufinden. Mit Fiori ändert sich das grundlegend. Die rollenbasierten Apps sind deutlich übersichtlicher und gleichen in Aufbau und Bedienphilosophie gängigen Consumer-Anwendungen. Dadurch verkürzt sich die Einarbeitungszeit erheblich, und neue Mitarbeiter:innen können schneller produktiv werden – zumindest in der Theorie.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass der Wechsel auf SAP Fiori nicht automatisch eine höhere Akzeptanz bedeutet. Ohne ein durchdachtes Change Management, gezielte Qualifizierungsmaßnahmen und ausreichende Unterstützung im Arbeitsalltag kann es passieren, dass Anwender:innen der neuen Benutzeroberfläche skeptisch gegenüberstehen und sie nur ungern nutzen. Menschen neigen dazu, an vertrauten Arbeitsweisen festzuhalten, sodass eine erfolgreiche Einführung von Fiori nicht nur technische, sondern auch organisatorische Maßnahmen erfordert. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass die Umstellung von Anfang an mit einem klaren Schulungs- und Supportkonzept begleitet wird, um Widerstände zu minimieren und die gewünschten Effizienzsteigerungen tatsächlich zu realisieren.

Intuitives Designkonzept

Das moderne Oberflächendesign von Fiori führt dazu, dass Anwender:innen sich intuitiv zurechtfinden. Anstelle kryptischer Feldbezeichnungen oder unübersichtlicher Tabellen tritt eine klare, reduzierte Benutzerführung. Buttons, die auf das Wesentliche reduziert sind, und durchdachte Menüstrukturen unterstützen einen flüssigen Arbeitsablauf. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Zufriedenheit der Anwender:innen.

Steigerung der Produktivität 

Reduzierte Fehlerquote

Durch das rollenbasierte und zugängliche Design sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Endnutzer:innen versehentlich falsche Eingaben tätigen oder sich in komplexen Menüs verlieren. Viele Fiori-Apps unterstützen Nutzer:innen mit Validierungen und Hilfetexten direkt während der Dateneingabe. Das Resultat: Weniger fehlerhafte Abwicklungen, weniger Korrekturrunden und damit ein insgesamt reibungsloseres Tagesgeschäft.

Effizienzgewinne durch rollenbasierte Apps

Fiori-Apps decken jeweils ein klar definiertes Aufgabenspektrum ab, beispielsweise das Anlegen einer Bestellung oder das Auswerten bestimmter Key Performance Indicators (KPIs). Nutzer:innen müssen nicht mehr aus einer Vielzahl von SAP-Transaktionen genau die richtige Transaktion heraussuchen, sondern greifen gezielt auf die für ihre Rolle relevanten Apps zu. Das spart Zeit, verringert die Komplexität und steigert dadurch die Produktivität.

Zudem ist zu beachten: Wo das Ausmaß der Veränderung durch Fiori Apps groß ist – etwa, wenn Nutzer:innen vollkommen neue Prozesse oder Module nutzen –, entsteht trotz zugänglicher Bedienoberflächen ein erhöhter Schulungsbedarf. Je größer der organisatorische Wandel und je umfassender die neuen Rollen und Apps, desto wichtiger ist ein durchdachtes Trainingskonzept, um Anwender:innen optimal abzuholen.

Unternehmensvorteile

Kostensenkung durch weniger Schulungsaufwand

Ein großer Kostenfaktor bei IT-Projekten sind oftmals die Personalkosten für Schulungen und das langfristige Support- und Änderungsmanagement. Mit den ansprechenden, selbsterklärenden Oberflächen von Fiori reduziert sich tendenziell der Schulungsaufwand – zumindest verglichen mit den klassischen SAP-Transaktionen. Insofern besteht hier ein erhebliches Einsparpotenzial.

Allerdings bedeutet weniger Schulungsaufwand nicht kein Schulungsaufwand. Anwender:innen müssen sich nicht nur mit einer neuen Benutzeroberfläche, sondern auch mit veränderten Prozessen und Workflows in einem neuen IT-System vertraut machen. Wird in der Projektplanung nicht genügend Wert auf Change-Management und passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen gelegt, kann dies die angestrebten Produktivitätssteigerungen und die erhoffte Verbesserung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden stark beeinträchtigen. Unternehmen sollten daher frühzeitig sicherstellen, dass Schulungen, praktische Einführungen und begleitende Maßnahmen in ausreichendem Umfang eingeplant werden, um den Wechsel auf Fiori nachhaltig erfolgreich zu gestalten.

Verbesserung der Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen

Nutzerfreundliche Systeme sind wichtig für die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter:innen. Umständliche und veraltete Oberflächen sorgen oft für Frust und mindern die Akzeptanz neuer Softwareprojekte. Mit Fiori hingegen erhalten die Mitarbeiter:innen eine zeitgemäße Arbeitsumgebung, die sie im Idealfall begeistert und ihnen mehr Freiraum für wertschöpfende Tätigkeiten bietet. Das kann sich auch positiv auf das Employer Branding auswirken, da Tech-Savvy-Talente zunehmend Wert auf moderne Arbeitsmittel legen.

Fiori 2.0 und Fiori 3: Neue Funktionen und Cloud-Anbindung

Die Reise von SAP Fiori ist längst nicht zu Ende. Mit jeder neuen Version kommen zusätzliche Funktionen, Verbesserungen am Design und neue Integrationsmöglichkeiten hinzu. Fiori 3.0 setzt diesen Trend fort und macht Fiori-Anwendungen fit für die Zukunft.

Neues Theme „Quartz“

Mit Fiori 3.0 führt SAP das „Quartz“-Theme ein, das optisch noch reduzierter, heller und moderner ist als seine Vorgänger. Gleichzeitig wird ein hoher Wert auf Barrierefreiheit gelegt, sodass Anwendungen auch für Personen mit Sehbeeinträchtigungen leichter nutzbar sind. Die Farbpalette und Layoutstrukturen wurden weiter harmonisiert, was einen besonders konsistenten Eindruck vermittelt.

Einheitliches Design und Shell-Optimierungen

Das sogenannte „Shell-Header-Design“ wurde optimiert, um Anwender:innen mehr Platz für die eigentlichen Inhalte zu bieten. Menüs und Navigationsoptionen sind schlichter angeordnet, sodass der Fokus stärker auf den Daten und Funktionen selbst liegt. Zudem werden alle Fiori-Anwendungen unter Fiori 3.0 in einem noch einheitlicheren Look-and-Feel präsentiert, was den Wechsel zwischen verschiedenen Apps weiter vereinfacht.

Card-Designs und SAP CoPilot

Eine weitere Neuerung sind „Cards“, kleine, modular aufgebaute Oberflächenkomponenten, die wichtige Informationen kompakt darstellen. Diese Card-Designs können in Dashboards oder Übersichtsseiten eingebunden werden, um den Nutzer:innen schnell einen Überblick über relevante Kennzahlen, Aufgaben oder Nachrichten zu verschaffen. Unternehmen können Cards flexibel konfigurieren und so individuell für verschiedene Rollen zuschneiden.

Geplante Verbesserungen: Integration von SAP CoPilot, Conversational UI und erweiterte analytische Funktionen

SAP CoPilot ist der digitale Assistent von SAP, vergleichbar mit Siri oder Alexa, jedoch speziell für Unternehmenskontexte entwickelt. In Fiori 3.0 und zukünftigen Releases soll die Integration von CoPilot weiter ausgebaut werden, sodass User per Sprach- oder Chatbefehl mit dem SAP-System interagieren können. Das eröffnet ganz neue Use Cases, insbesondere in Szenarien, in denen man nicht ständig auf den Bildschirm schauen kann.

Auch im Bereich Analytics tut sich viel. SAP plant, mehr analytische Funktionen direkt in die Fiori-Oberflächen zu implementieren. Anstatt separate Reporting-Tools aufrufen zu müssen, können Nutzer:innen so direkt in ihrer gewohnten Fiori-App wichtige Kennzahlen sehen, filtern oder in Diagrammen visualisieren. Das macht Unternehmensdaten leichter zugänglich und unterstützt ein agileres Arbeiten.

Einsatz von SAP Fiori: On-Premise, Cloud und mobil

Die Theorie ist das eine – der praktische Einsatz von Fiori das andere. In der Praxis zeigt sich der große Mehrwert vor allem in Kombination mit SAP S/4HANA.

Einsatz in SAP S/4HANA

SAP S/4HANA ist die neueste ERP-Suite von SAP, die viele Prozesse und Datenstrukturen deutlich vereinfacht hat. Fiori ist hier das bevorzugte (und von SAP empfohlene) Frontend, da es mit den neuen S/4HANA-Funktionalitäten optimal harmoniert. Das Zusammenspiel bietet mehrere Vorteile:

  • Echtzeitzugriff auf Daten: Dank HANA-In-Memory-Technologie können Fiori-Apps Echtzeitdaten abfragen und anzeigen.
  • Vereinfachte Prozesse: Viele Transaktionen wurden in S/4HANA grundlegend überarbeitet und werden direkt als Fiori-App ausgeliefert.
  • Beschleunigte Geschäftsabläufe: Workflows wie Freigabeprozesse, Bestellanforderungen oder Genehmigungen lassen sich über Fiori-Apps effizient verwalten.

Ein Praxisbeispiel ist das Beschaffungswesen (Procure-to-Pay-Prozess). Während man früher in SAP ERP ECC mehrere Transaktionen (z. B. ME21N, ME22N, ME23N) nutzen musste, haben Verbraucher:innen in S/4HANA einen deutlich einfacheren Zugang. Über Fiori können sie Bestellungen anlegen, Genehmigungen erteilen oder Bestandsdaten prüfen – alles mit einer modernen, übersichtlichen Oberfläche.

Ein weiteres Beispiel betrifft das Finanzwesen: Zahlreiche Buchhaltungs- und Controlling-Funktionen, etwa die Anlagenbuchhaltung oder das Bankkontenmanagement, werden in SAP S/4HANA über Fiori-Apps abgebildet. Die zugrunde liegende SAP HANA-Datenbank ermöglicht dabei eine schnelle Verarbeitung und Echtzeitanalyse von Finanzkennzahlen. Manager:innen können so Kennzahlen in Echtzeit im Fiori Launchpad einsehen und bei Bedarf tiefer in die Details einsteigen.

Fiori Apps

Kategorien: Transaktional, Analytisch, Factsheets

SAP unterscheidet im Kontext von Fiori grob zwischen drei Arten von Tools:

  1. Transaktionale Apps: Sie unterstützen konkrete Geschäftsprozesse oder Datenerfassungen (z. B. Anlage einer Bestellung, Anlage von Kund:innen).
  2. Analytische Apps: Diese visualisieren Kennzahlen und Statistiken, zum Beispiel Umsatzzahlen oder Lagerbestände. Sie bieten oft Filter- und Drill-down-Funktionen, damit Daten tiefergehend analysieren können.
  3. Factsheets: Factsheets liefern einen komprimierten Überblick über Stammdatenobjekte oder Geschäftsobjekte, z. B. ein Kund:innen-Factsheet mit allen relevanten Informationen zu Kund:innen (Kontaktdaten, offene Bestellungen, laufende Lieferungen etc.).

Übersicht der verfügbaren Apps

SAP stellt eine sogenannte „Fiori App Library“ bereit, in dem Unternehmen sich einen Überblick über die verfügbaren Standard-Fiori-Apps für S/4HANA und andere SAP-Produkte verschaffen können. Diese Library ist online zugänglich und enthält Detailinformationen zu jeder App, wie etwa:

  • Welche Geschäftsrollen und -prozesse abgedeckt werden
  • Welche Backend-Komponenten benötigt werden
  • Wie die Benutzeroberfläche aussieht

Je nach Bedarf können Unternehmen aus der Fiori App Library eine passende Applikation auswählen und implementieren. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, eigene Apps zu entwickeln oder bestehende zu erweitern.

Fiori für mobile Endgeräte

Integration mit iOS und Android

SAP bietet neben den Browser-basierten Fiori-Apps auch spezielle Software Development Kits (SDKs) für iOS und Android an (SAP BTP SDK for iOS bzw. Android). Mit diesen können Unternehmen Native Apps entwickeln, die das Look-and-Feel von SAP Fiori mit den nativen Funktionen der jeweiligen Plattform (z. B. Kamera, GPS) verbinden. Dadurch entstehen leistungsfähige mobile Lösungen, die sich nahtlos in die Unternehmens-IT einfügen.

Anpassungsfähigkeit und Performance

Dank responsiver Web-Technologie lässt sich ein Großteil der Fiori-Apps direkt in einem mobilen Browser nutzen. Zusätzlich sorgen die SDKs für eine bessere Performance und eine engere Verzahnung mit dem jeweiligen Betriebssystem. Das bedeutet etwa: Push-Benachrichtigungen können genutzt werden, Offline-Szenarien lassen sich realisieren und die App kann tiefer in die Hardware-Funktionen des Geräts eingebunden werden (z. B. QR-Code-Scanner).

Einführung und Implementierung von SAP Fiori

Die Einführung von SAP Fiori ist zwar kein „Hexenwerk“, dennoch erfordert sie ein sorgfältiges Vorgehen, um reibungslose Abläufe und eine hohe Akzeptanz bei den Usern zu gewährleisten. Im Mittelpunkt stehen vor allem die richtige Infrastruktur, eine durchdachte Deployment-Strategie sowie eine fundierte Schulung der Mitarbeiter:innen.

Infrastruktur und Deployment

On-Premises vs. Cloud

Unternehmen haben die Wahl zwischen einer On-Premises-Installation auf eigenen Servern und dem Bezug von Fiori-Services aus der Cloud (z. B. über die SAP Business Technology Platform). Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile:

  • On-Premises
    • Vorteile: Volle Kontrolle über Daten und Systeme; Integration in bestehende Landschaften kann leichter kontrolliert werden.
    • Nachteile: Höhere Investitions- und Wartungskosten, längere Upgrade-Zyklen.
  • Cloud
    • Vorteile: Schneller Zugriff auf neue Features; geringere Betriebs- und Infrastrukturkosten; skalierbar.
    • Nachteile: Daten müssen ggf. in die Cloud verlagert werden; höhere Abhängigkeit vom Provider; Integration in lokale Systeme erfordert sichere Verbindungen.

Voraussetzungen und Empfehlungen

Unabhängig von der Deployment-Variante sollten Unternehmen eine Reihe von technischen Voraussetzungen erfüllen:

  • SAP NetWeaver Gateway: Für den OData-Datenaustausch muss ein Gateway zur Verfügung stehen.
  • Aktuelles Release: Gerade bei On-Premises-Lösungen sollte auf aktuelle SAP-Releases gesetzt werden, um alle Fiori-Funktionalitäten nutzen zu können.
  • Sicherheitskonzept: Besonders, wenn mobile Zugriffe vorgesehen sind, sollte eine sichere Verbindung (z. B. über VPN oder spezielle Sicherheitszertifikate) gewährleistet sein.
  • Hardware- und Netzwerkressourcen: Die Performance der Fiori-Apps hängt stark von einer stabilen Netzwerkumgebung und ausreichend dimensionierten Servern ab.

Tipps für eine erfolgreiche Einführung

Analyse der Anforderungen

Bevor man beliebig viele Fiori-Apps ausrollt, empfiehlt es sich, die Prozesse im Unternehmen genau unter die Lupe zu nehmen. Welche Aufgaben sollen digitalisiert oder vereinfacht werden? Welche Gruppen von Mitarbeiter:innen profitieren am meisten von einer modernen Web-App? Eine detaillierte Anforderungsanalyse hilft, die richtigen Prioritäten zu setzen und nur jene Apps einzuführen, die einen klaren Mehrwert bieten.

Schulung und Change Management

Die Einführung von SAP Fiori ist mehr als ein reines Technologieprojekt – es ist auch ein Kulturwandel, bei dem neue Arbeitsweisen gelernt und akzeptiert werden müssen. Vor allem, wenn ein Unternehmen von einer älteren SAP-Umgebung mit SAP GUI auf Fiori-Apps umsteigt, können Vorbehalte entstehen. Ein professionelles Change Management und ein Trainingskonzept sind deshalb unerlässlich.

Insbesondere in Bereichen, in denen Prozesse grundlegend umgestellt werden und Nutzer:innen auf neue Fiori-Apps setzen müssen, sollte das Unternehmen rechtzeitig qualifizierte Schulungen anbieten. Dies verhindert Akzeptanzprobleme und lässt die Vorteile der neuen Anwendungen direkt spürbar werden.

Zusätzlich empfiehlt es sich, „Key User“ in den Fachbereichen zu benennen. Diese nehmen eine Multiplikatorenrolle ein und stehen als erste Ansprechpartner für Rückfragen zur Verfügung. So wird die Einführung von Fiori nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch getragen.

Fazit: SAP Fiori als Zukunft der Unternehmenssoftware

SAP Fiori markiert einen deutlichen Wendepunkt in der Benutzererfahrung von SAP: Weg von komplexen Transaktionsbäumen, hin zu klar strukturierten, auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen zugeschnittenen und attraktiven Oberflächen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mitarbeiter:innen haben es leichter, sich im System zurechtzufinden, was für mehr Zufriedenheit und Produktivität sorgt.

Gleichzeitig bietet SAP Fiori durch seine technologische Basis – allen voran SAPUI5 und OData – die Flexibilität, sowohl Standard- als auch individuelle Anforderungen umzusetzen. Ob On-Premises oder in der Cloud, ob Desktop oder mobil: Fiori-Apps sind so konzipiert, dass sie sich nahtlos in die bestehende SAP-Landschaft einbetten lassen und neue Möglichkeiten für smarte Arbeitsprozesse eröffnen. Die Weiterentwicklung hin zu Fiori 3.0 und darüber hinaus zeigt, dass SAP konsequent auf eine moderne, einheitliche User Experience setzt.

Gerade in Bereichen, in denen die Umstellung tiefgreifend ist – zum Beispiel bei einer kompletten Migration auf S/4HANA mit neuen Fiori-Apps für Kernprozesse – sollten Unternehmen den Schulungsbedarf nicht unterschätzen. Je besser die Anwender:innen von Anfang an abgeholt werden, desto schneller entfaltet sich der volle Nutzen der neuen Technologie.

FAQ: Häufige Fragen zu SAP Fiori Apps

Was ist SAP Fiori?

SAP Fiori ist die moderne User-Experience-Strategie von SAP, die auf rollenbasierten, responsiven und benutzerfreundlichen Anwendungen beruht. Ziel ist es, die Komplexität klassischer SAP-Transaktionen zu reduzieren und Endnutzer:innen eine intuitive, ansprechende Oberfläche zu bieten, die sie von Consumer-Apps gewohnt sind.

Welche Vorteile bietet SAP Fiori?

Die zentralen Vorteile sind eine deutlich verbesserte Benutzerfreundlichkeit, höhere Produktivität und eine schnellere Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen. Dank bedarfsgerechten und responsiven Apps können sich Anwender:innen auf das Wesentliche konzentrieren, ohne in komplexen Menüstrukturen zu versinken.

Für wen eignet sich die Einführung von SAP Fiori?

Grundsätzlich für alle Unternehmen, die SAP nutzen und ihren Mitarbeiter:innen eine zeitgemäße, komfortable User Experience bieten möchten. Besonders interessant ist Fiori für Organisationen, die auf S/4HANA umsteigen oder bereits umgestiegen sind, da hier viele Prozesse von Haus aus als Fiori-Apps ausgeliefert werden. Aber auch im Rahmen von Cloud- oder Hybrid-Szenarien lässt sich Fiori mit überschaubarem Aufwand implementieren, um bestehende SAP-Prozesse zu modernisieren.

Mit SAP Fiori hat SAP einen zukunftsorientierten Weg eingeschlagen, der den Anforderungen moderner Arbeitsumgebungen gerecht wird. Das Konzept stellt den Menschen, die Anwender:innen, in den Mittelpunkt und sorgt für eine benutzerfreundliche, produktive und attraktive Interaktion mit Unternehmenssoftware. Für viele Organisationen wird dieser Paradigmenwechsel zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil, da schlankere Prozesse, zufriedenere Mitarbeitende und effizientere Abläufe immer wichtiger werden.

Wer jetzt Fiori verwendet, legt den Grundstein für effizientere Abläufe, zufriedene Mitarbeiter:innen und eine moderne Arbeitsumgebung. Die Verwendung von SAP Fiori unterstreicht, dass Unternehmenssoftware heute mehr denn je auf den Anwender:innen zugeschnitten und zugleich responsiv sein muss.

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