Stationslernen
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Die Lernstationen sind thematisch fokussiert und zeitlich getaktet. Moderator:innen, Fachexpert:innen oder Lernbegleiter:innen sorgen für Orientierung, Impulse oder Austausch. Die Teilnehmenden wählen ihren Lernweg eigenverantwortlich und dokumentieren ihre individuellen Erkenntnisse, die in gemeinsamen Reflexionsphasen zusammengeführt werden.
Ziel/Idee
Stationslernen verbindet Methodenvielfalt, Selbststeuerung und soziale Interaktion – mit dem Ziel, nachhaltige Lernerfahrungen und anwendungsbezogenen Wissenstransfer zu fördern. Es wirkt besonders stark auf der individuellen Ebene und bietet Potenziale für Teamprozesse. Organisationale oder externe Effekte entstehen nur, wenn die Methode systemisch eingebettet oder strategisch weitergeführt wird.
Durchführung
Durchführungszeit: Je nach Anzahl und Tiefe der Stationen zwischen 2–4 Stunden (z. B. 4–6 Stationen à 30–45 Minuten)
Ablauf:
- Kurze Einführung ins Konzept und Ablauf (evtl. mit Metapher wie z. B. „Forschungsreise“)
- Freie oder geplante Zuweisung zu Stationen
- Arbeitsphasen an den Stationen (Input – Übung – Austausch – Dokumentation)
- Wechsel zur nächsten Station nach Zeit oder Wunsch
- Gemeinsame Reflexion oder Ergebnispräsentation im Plenum
Fragen zur Vertiefung während oder nach den Stationen:
- Was habe ich an dieser Station gelernt oder entdeckt?
- Was war herausfordernd oder überraschend?
- Wie kann ich das Gelernte konkret in meiner Arbeit anwenden?
Variationen
- Open Space-Station: für selbstgewählte Themen, kollegiale Beratung oder kreative Lösungen
- Mini-Stationen: kompakte Formate z. B. für Warm-ups, Quiz, Visualisierungstechniken
- Hybride Durchführung: einzelne Stationen digital (Padlet, Miro), andere vor Ort
- Selbstorganisierte Lernreisen: Teilnehmende gestalten selbst eine Station für andere
- Rollentausch: Teilnehmende moderieren einzelne Stationen und sammeln so zusätzliche Perspektiven
Vorbereitung
Vorbereitungszeit: Kann unterschiedlich stark variieren, bspw. wenn Themen im Vorfeld neu erarbeitet werden müssen oder in Abhängigkeit der Anzahl der Stationen. Zudem nimmt das Planen und das Aufbauen der Stationen einige Zeit-Ressourcen in Anspruch.
- Definition des Themas und Lernziels pro Station
- Entwicklung eines passenden Aufgabenformats (z. B. Fallarbeit, Diskussion, Selbstreflexion)
- Erstellung von Begleitmaterialien (Arbeitsblätter, Flipcharts, Moderationskarten)
- Rollen klären: Wer betreut welche Station? Wer dokumentiert?
- Zeitplan und Raum-/Tool-Zuweisung planen
Onsite:
Mehrere Stationen im Raum oder auf verschiedene Räume verteilt
Orientierungssystem (Pläne, Symbole, Metaphern)
Material an jeder Station: Aufgabenbeschreibung, Visualisierung, Tools
Online:
- Nutzung von Breakout-Räumen mit klaren Rollen und Aufgaben
- Gemeinsame digitale Tools zur Dokumentation (z. B. geteilte Whiteboards, Padlet)
- Klare Moderation und Timekeeping durch digitale Timer oder Moderierende
Fallbeispiel
Zur internen Weiterbildung wendeten die Learning Architects der tts das Konzept des Stationslernens an, um zentrale Themen rund um synchrones Lernen erfahrungsorientiert zu erkunden. Das Format war eingebettet in ein kreatives Weltraum-Framing: Die Teilnehmenden begaben sich auf eine Reise durch das Lernuniversum, in dem sie verschiedene Raumstationen ansteuerten und dort Proben von unterschiedlichen Planeten – wie Künstliche Intelligenz, Soziales Lernen oder Barrierefreiheit – entnahmen. Diese Proben erweiterten ihren persönlichen Methodenkasten, der in Form eines „Missionsplans“ dokumentiert wurde. Am Folgetag wurden die gesammelten Erkenntnisse im Plenum mit der Crew geteilt.
Die Teilnehmenden konnten aus sieben Lernstationen wählen, die sie in selbstgewählter Reihenfolge durchliefen. Die Stationen deckten zentrale Felder synchronen Lernens ab:
- Metastation Synchrones Lernen
- Barrierefreiheit im synchronen Lernen (inklusive Kommunikation in Live-Formaten)
- Künstliche Intelligenz (KI-Tools zur Unterstützung synchroner Settings)
- Soziales Lernen (Formate des kollaborativen Austauschs)
- Verkörperte Interventionen (z. B. Aikido, Improtheater, Tanzen)
- Flipchartgestaltung (visuelle Didaktik in Präsenztrainings)
- Offene Station (Raum für Eigenimpulse, Vertiefung, Reflexion)
Die Stationen wurden jeweils von 1–3 verantwortlichen Personen betreut. Pro Station standen 45 Minuten zur Verfügung, gegliedert in:
- Einstieg und Orientierung (ca. 5 Minuten)
- Eigenständige Auseinandersetzung mit Materialien oder Übungen (30–35 Minuten)
- Austausch und Ergebnissicherung (ca. 5–10 Minuten)
Die freie Wahl von Thema und Reihenfolge sowie die strukturierte Begleitung über den „Missionsplan“ ermöglichten ein hohes Maß an Selbststeuerung und Differenzierung – zentrale Elemente individualisierten Lernens.
Das Format wurde von den Teilnehmenden als aktivierend, praxisnah und teamstärkend erlebt – und trug dazu bei, neue Methoden auch in Kundenkontexte zu übertragen sowie kollegiales Lernen innerhalb der Organisation zu fördern.
Quellen und weiterführende Literatur
- Langenkamp, D. & Malottke, A. (2014): Stationenlernen in Trainings und Seminaren. Wie individuelles Lernen in der Gruppe gelingt. Beltz.
- Dehnbostel, P. (1998): Lerninseln – Neue betriebliche Lernorte. In: Grundlagen der Weiterbildung, 6.
- Aydoğmuş, T. & Şentürk, İ. (2019): The Effectiveness of Learning Station Method: A Meta-Analysis. In: Research in Pedagogy.
- Kolb, D. A. (1984): Experiential Learning. Experience as the Source of Learning and Development. Englewood Cliffs.
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