Stationslernen

Die Teilnehmenden durchlaufen in wechselnden Kleingruppen verschiedene Stationen, um sich Inhalte aktiv, selbstgesteuert und im Austausch mit anderen zu erschließen. Methodenvielfalt, Selbststeuerung und soziale Interaktion in heterogenen Gruppen fördern erfahrungsorientiertes und nachhaltiges Lernen sowie anwendungsbezogenen Wissenstransfer.

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08. Mai 2025
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Die Lernstationen sind thematisch fokussiert und zeitlich getaktet. Moderator:innen, Fachexpert:innen oder Lernbegleiter:innen sorgen für Orientierung, Impulse oder Austausch. Die Teilnehmenden wählen ihren Lernweg eigenverantwortlich und dokumentieren ihre individuellen Erkenntnisse, die in gemeinsamen Reflexionsphasen zusammengeführt werden. 

Ziel/Idee

Stationslernen verbindet Methodenvielfalt, Selbststeuerung und soziale Interaktion – mit dem Ziel, nachhaltige Lernerfahrungen und anwendungsbezogenen Wissenstransfer zu fördern. Es wirkt besonders stark auf der individuellen Ebene und bietet Potenziale für Teamprozesse. Organisationale oder externe Effekte entstehen nur, wenn die Methode systemisch eingebettet oder strategisch weitergeführt wird.
 

Durchführung

Durchführungszeit: Je nach Anzahl und Tiefe der Stationen zwischen 2–4 Stunden (z. B. 4–6 Stationen à 30–45 Minuten)
 

Ablauf:

  1. Kurze Einführung ins Konzept und Ablauf (evtl. mit Metapher wie z. B. „Forschungsreise“)
  2. Freie oder geplante Zuweisung zu Stationen
  3. Arbeitsphasen an den Stationen (Input – Übung – Austausch – Dokumentation)
  4. Wechsel zur nächsten Station nach Zeit oder Wunsch
  5. Gemeinsame Reflexion oder Ergebnispräsentation im Plenum
     

Fragen zur Vertiefung während oder nach den Stationen:

Was habe ich an dieser Station gelernt oder entdeckt?

Was war herausfordernd oder überraschend?

Wie kann ich das Gelernte konkret in meiner Arbeit anwenden?

Variationen

Open Space-Station: für selbstgewählte Themen, kollegiale Beratung oder kreative Lösungen

Mini-Stationen: kompakte Formate z. B. für Warm-ups, Quiz, Visualisierungstechniken

Hybride Durchführung: einzelne Stationen digital (Padlet, Miro), andere vor Ort

Selbstorganisierte Lernreisen: Teilnehmende gestalten selbst eine Station für andere

Rollentausch: Teilnehmende moderieren einzelne Stationen und sammeln so zusätzliche Perspektiven

Vorbereitung

Vorbereitungszeit: Kann unterschiedlich stark variieren, bspw. wenn Themen im Vorfeld neu erarbeitet werden müssen oder in Abhängigkeit der Anzahl der Stationen. Zudem nimmt das Planen und das Aufbauen der Stationen Onsite (Lernraumplanung) einige Zeit-Ressourcen in Anspruch. Barrierefreiheit ist bei der Lehr- und Lernraumplanung mitzudenken (sind bspw. alle Stationen barrierefrei erreichbar). 

Definition des Themas und konkreten Lernziels pro Station (auch die Zielgruppe ist zu berücksichtigen)

Entwicklung eines passenden Aufgabenformats (z. B. Fallarbeit, Diskussion, Selbstreflexion)

Erstellung von Begleitmaterialien (Arbeitsblätter, Flipcharts, Moderationskarten)

Rollen klären: Wer betreut welche Station? Wer dokumentiert?

Zeitplan und Raum-/Tool-Zuweisung planen

Lernraumplanung

 

Onsite:

Mehrere Stationen im Raum oder auf verschiedene Räume verteilt

Orientierungssystem (Pläne, Symbole, Metaphern)

Material an jeder Station: Aufgabenbeschreibung, Visualisierung, Tools
 

Online:

Nutzung von Breakout-Räumen mit klaren Rollen und Aufgaben

Gemeinsame digitale Tools zur Dokumentation (z. B. geteilte Whiteboards, Padlet)

Klare Moderation und Timekeeping durch digitale Timer oder Moderierende

Fallbeispiel - eigene Anwendung

Zur internen Weiterbildung wendeten die Learning Architects der tts die Methode des Stationslernens als Onsite-Variante an, um zentrale Themen rund um synchrones Lernen erfahrungsorientiert zu erkunden. Das Format war eingebettet in ein kreatives Weltraum-Framing: Die Teilnehmenden begaben sich auf eine Reise durch das Lernuniversum, in dem sie verschiedene Raumstationen ansteuerten und dort Proben von unterschiedlichen Planeten – wie Künstliche Intelligenz, Soziales Lernen oder Barrierefreiheit – entnahmen. Diese Proben erweiterten ihren persönlichen Methodenkasten, der in Form eines „Missionsplans“ dokumentiert wurde. Am Folgetag wurden die gesammelten Erkenntnisse im Plenum geteilt.

Bei der Vorbereitung und dem Aufbau war auffällig, dass die Raumplanung (welche Station wird in welchem Raum mit welcher Aussttattung platziert), einige Zeit in Anspruch nimmt. Jede Station hatte unterschiedliche Anforderungen an die Raumgestaltung (etwa: laut/leise, mehr Platz/weniger Platz, Bestuhlung/keine Bestuhlung, Lautsprecher/keine Lautsprecher, große Wände für Poster verfügbar oder nicht). 

Die Teilnehmenden konnten aus insgesamt sieben räumlich verteilt aufgebauten Lernstationen vier auswählen, die sie in selbstgewählter Reihenfolge durchliefen. Die Stationen deckten zentrale Felder synchronen Lernens ab:

  1. Metastation Synchrones Lernen
  2. Barrierefreiheit im synchronen Lernen (inklusive Kommunikation in Live-Formaten)
  3. Künstliche Intelligenz (KI-Tools zur Unterstützung synchroner Settings)
  4. Soziales Lernen (Formate des kollaborativen Austauschs)
  5. Verkörperte Interventionen (z. B. Aikido, Improtheater, Tanzen)
  6. Flipchartgestaltung (visuelle Didaktik in Präsenztrainings)
  7. Offene Station (Raum für Eigenimpulse, Vertiefung, Reflexion)

Die Stationen wurden jeweils von 1–3 verantwortlichen Personen betreut. Pro Station standen 45 Minuten zur Verfügung, gegliedert in:

Einstieg und Orientierung (ca. 5 Minuten)

Eigenständige Auseinandersetzung mit Materialien oder Übungen (30–35 Minuten)

Austausch und Ergebnissicherung (ca. 5–10 Minuten)

Die freie Wahl von Thema und Reihenfolge sowie die strukturierte Begleitung über den „Missionsplan“ ermöglichten ein hohes Maß an Selbststeuerung und Differenzierung – zentrale Elemente individualisierten Lernens.

Eine interne Umfrage im Anschluss an das Bereichsmeeting hat ergeben, dass die Methode des Stationslernens von den Teilnehmenden insgesamt äußerst positiv bewertet wurde. Sie bot einen klar strukturierten, aber zugleich flexiblen Rahmen, der es den Teilnehmenden ermöglichte, selbstständig zu arbeiten und sich aktiv in den Lernprozess einzubringen. Die Kombination aus vorgegebenen Elementen und der Möglichkeit zur eigenen Gestaltung wurde als besonders gelungen empfunden. Besonders hervorzuheben ist der wertvolle Austausch mit anderen sowie die Zusammenarbeit in Gruppen, die neue Perspektiven eröffneten und wertvolle Impulse für Reflexion und die praktische Anwendung des Gelernten lieferten. Darüber hinaus trug die interaktive Gestaltung der Lernstationen erheblich zum Lernerfolg bei. Die Möglichkeit, direkt in die Praxis einzutauchen und neue Ideen auszuprobieren, förderte die eigenständige Anwendung des Wissens. Besonders positiv wurde die freie Wahl der Stationen wahrgenommen, die den Teilnehmenden die Freiheit gab, ihren Lernprozess individuell zu gestalten.
 

 

Quellen und weiterführende Literatur

  • Langenkamp, D. & Malottke, A. (2014): Stationenlernen in Trainings und Seminaren. Wie individuelles Lernen in der Gruppe gelingt. Beltz.
  • Dehnbostel, P. (1998): Lerninseln – Neue betriebliche Lernorte. In: Grundlagen der Weiterbildung, 6.
  • Aydoğmuş, T. & Şentürk, İ. (2019): The Effectiveness of Learning Station Method: A Meta-Analysis. In: Research in Pedagogy.
  • Kolb, D. A. (1984): Experiential Learning. Experience as the Source of Learning and Development. Englewood Cliffs.
     

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