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LERNLUST #36 // Resilienz ist erLERNbar.

In Episode #36 des LERNLUST Podcast sprechen Claudia Schütze und Kristina Kreibich über ein Thema, dass aktuell in aller Munde zu sein scheint. 'Resilienz'. Einbildung oder Realität?
06. Juni 2023
49 min
Claudia Schütze, Senior Learning Consultant & Trainerin, tts learning architects Claudia Schütze

Das Thema 'Resilienz' scheint im Moment in aller Munde. 
Einbildung oder Realität? 
Es wurde jedenfalls zum Wirtschaftswort der Jahres 2022 gewählt, weil es im letzten Jahr in den Wortschatz der Öffentlichkeit kam und dort überproportional oft eingesetzt wurde.
Doch was genau ist Resilienz eigentlich? Warum ist sie so wichtig? Was zeichnet resiliente Menschen aus? Und wie kann man Resilienz erlernen?
Im Gespräch mit der tts Product Managerin und frisch gebackenen Resilienz Trainerin Kristina Kreibich ist das dieses Mal unser Thema und gemeinsam sprechdenken wir dazu, was Resilienz und Lernen miteinander zu tun haben könnten.

Shownotes

Host:
Claudia Schütze // LinkedIn

Gästin:
Kristina Kreibich // LinkedIn
 

Erwähnte Links zum Thema:
- Blog der Resilienz Akademie 
- Wirtschaftswort des Jahres 


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Transkript

[Intro]
Lernlust, der Podcast für alles rund ums Thema Corporate Learning. Wir sind Susanne Dube und Claudia Schütze und wir sind Learning Consultants bei der tts. Schön, dass du heute dabei bist.

[Kristina Kreibich]
Ja, also für mich ist Resilienz vor allem eine Kompetenz. Das heißt nicht, dass wir durch Resilienz weniger Stress haben, aber wir können eben besser damit umgehen. Also es muss nicht immer die rosa-rote Brille sein, um Gottes Willen.

Das Mindset ist ein ganz wichtiges Thema.

[Claudia Schütze]
Resilienz ist ein Begriff, der mir in der letzten Zeit immer häufiger begegnet ist. Sei es in internen Weiterbildungen, in der einen oder anderen Barcamp Session oder in diversen Artikeln, die ich im Internet dazu gelesen habe. Das heißt, ein bisschen habe ich ins Thema geschnuppert, ein bisschen was weiß ich dazu.

Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, was Resilienz bedeutet und was ich selber für mich tun kann, um in Stresssituationen resilienter zu reagieren. Aber all das ist nur Halbwissen. Und was liegt also näher, mir meine sehr geschätzte Consulting-Kollegin und Resilienztrainerin Kristina Greibich einzuladen und mit ihr in dieser Episode genau darauf zu schauen, was genau ist eigentlich resilient?

Was zeichnet resiliente Menschen aus? Was können sie besser als andere? Und was kann man lernen, um resilient in Stresssituationen reagieren zu können?

Und gemeinsam sprechen denken wir dazu, was Lernen und Resilienz miteinander zu tun haben könnten. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode unseres Lernlust-Podcasts. Schön, dass ihr wieder dabei seid und ich freue mich ganz besonders, dass ich heute eine sehr geschätzte Kollegin im Podcast zu Gast habe, die noch nicht bei uns auf dem Lernlust-Sofa gesessen hat.

Kristina Greibich, herzlich willkommen.

[Kristina Kreibich]
Hallo, schön, dass ich da sein darf.

[Claudia Schütze]
Ja, schön, dass du dir die Zeit nimmst, mit mir heute ein bisschen über dein Herzensthema zu plaudern. Und Kristina, es ist das Thema Resilienz und vielleicht mache ich es auch ein ganz klein bisschen größer, das Thema mentale Gesundheit, was sich da natürlich auch drin verbirgt, worüber wir heute reden wollen. Da du noch nicht zu Gast warst, Kristina, nehme ich die Gelegenheit und stelle dich einmal ganz kurz vor.

Du arbeitest bei uns im Bereich Consulting, das seit ungefähr sieben Jahren und in der Zwischenzeit bist du im Consulting-Bereich Produktmanagerin für tts Labs und du bist Teamlead, also Managing Consultant. Darüber hinaus, vielleicht machen wir die Facetten noch ein bisschen reichhaltiger, du hast dein Leben, ich hoffe, dass ich das jetzt richtig sage, durchaus auch ein bisschen dem Sport gewidmet oder vielleicht sogar auch ein bisschen mehr. Ich glaube, in der Vergangenheit sowieso, das habe ich verstanden, aber auch heute warst du eine der Initiatorinnen oder vielleicht sogar die Initiatorin einer Sportinitiative, die wir in der Pandemie gestartet haben, nämlich die tts Runners.

Ich freue mich sehr, dass du da bist und mit uns heute über dein Herzensthema reden magst.

[Kristina Kreibich]
Ja, vielen Dank.

[Claudia Schütze]
Kristina, jetzt haben wir schon so ein bisschen gesagt, Resilienz wird heute unser Thema heißen und mein Herzensthema ist Lernen. Also, wir haben vielleicht Berührungspunkte, Überschneidungen, vielleicht hat das eine mit dem anderen zu tun, nicht nur vielleicht, denke ich, sondern da wird es Dinge geben und darüber wollen wir heute reden. Also ich ein bisschen aus der Brille des Lernens und wir sind ja auch im Lernlust-Podcast und wir wollen gucken auf das Thema Resilienz und vielleicht starten wir einfach mal mit so einem, das ist ja fast ein Allgemeinplatz, würde ich sagen.

Also Resilienz, glaube ich, hören wir alle seit vielen Jahren immer intensiver. Du, ich, wir alle wahrscheinlich. Und ich habe schon das Gefühl, dass es immer präsenter wird.

Und du hattest mir in unserem Vorgespräch auch mitgegeben, tatsächlich war Resilienz 2022 das Wirtschaftswort des Jahres. Und das ist es wahrscheinlich nicht ganz ohne Grund gewesen. Und neben vielen Zitaten, die wir dazu finden könnten und teilen könnten, was ich aber vielleicht an der Stelle jetzt gar nicht machen möchte, würde ich einfach gerne mit der Frage an dich starten.

Was ist denn Resilienz eigentlich?

[Kristina Kreibich]
Ja, für mich bedeutet Resilienz vor allem eine Kompetenz. Also etwas, wohin man sich entwickeln kann oder eine Kompetenz, die man verbessern kann. Und dabei geht es vor allem darum, wie man mit stressigen Situationen umgeht, mit Widrigkeiten, mit Krisen und eben wie man mit diesen Situationen besser umgehen kann, damit eben gegebenenfalls auch in der Zukunft die nächste Krise, die nächste schwierige, stressige Situation tatsächlich ein bisschen positiv für einen selbst verläuft.

[Claudia Schütze]
Okay, also das heißt, jemand, der resilient ist oder Resilienz erworben hat, kann sozusagen mit Situationen anders umgehen als jemand, der das vielleicht für sich noch nicht so internalisiert hat. Soweit richtig verstanden?

[Kristina Kreibich]
Ja, ich denke, im weitesten Sinne könnte man das sagen. Also es gibt sehr wahrscheinlich nie den perfekt resilienten Menschen, aber man kann sich eben dahin bewegen. Und jeder Mensch ist da auf diesem Kontinuum an einer anderen Stelle.

Definitiv kann man aber sagen, dass jeder was dafür tun kann, eben resilienter zu werden und besser mit so Situationen umgehen zu können.

[Claudia Schütze]
Finde ich, ist eine super wichtige Botschaft. Genau darum soll es ja auch ein bisschen gehen. Und das ist ja unsere Brille aus dem Lernen heraus eben auch, was kann man denn tun?

Aber bevor wir dazu kommen, Kristina, würde ich gerne von dir erfahren, wenn du magst, wenn du es mit unseren Zuhörerinnen und Zuhörern teilen magst, wie bist du denn eigentlich zu dem Thema gekommen?

[Kristina Kreibich]
Ja, also das geht tatsächlich auf persönliche Gründe zurück. Also man setzt sich ja grundsätzlich mit Themen auseinander, die einen interessieren, aus welchen Gründen aus auch immer. Und ich interessiere mich für Resilienz oder auch für mentale Gesundheit eben aus persönlichen Gründen, weil ich eine chronische Krankheit habe, schon seit ich Kind bin sozusagen.

Und ich muss immer extrem auf mich achten. Ich muss gucken, wie ich mit Stress umgehe, weil natürlich Stress meine chronische Krankheit auch verschlimmert. Und ich muss eigentlich jeden Tag auf mich achten.

Und da kam die Resilienz natürlich wie gerufen. Und ich versuche mich, ehrlich gesagt, schon seit meiner Kindheit immer wieder weiterzuentwickeln, was meine Krankheit irgendwie besser machen kann sozusagen. Und ja, da hat es mich dazu getrieben, dass ich letztes Jahr mich mehr mit Resilienz beschäftigt habe.

Sehr wahrscheinlich auch ein bisschen spät, also ich bin jetzt nicht mehr die Jüngste. Aber es ist ja nie zu spät.

[Claudia Schütze]
Ich würde sagen, es ist nie zu spät, sich mit Themen auseinanderzusetzen und vor allen Dingen auch den Glauben daran zu haben, dass ich das auch zu jedem Zeitpunkt bewältigen kann und in Angriff nehmen kann und für mich eine Verbesserung damit erzielen kann. Und vielleicht ist es jetzt noch ein ganz guter Zeitpunkt, darauf hinzuweisen, Kristina, dass du dich damit nicht nur beschäftigt hast, weil du vielleicht ein eigenes Interesse daran hattest, sondern in der Zwischenzeit dich sogar so lange damit beschäftigt hast, dass du tatsächlich in dem Bereich dich jetzt Trainerin nennen darfst. Das würde ich gerne an der Stelle auch noch einschließen lassen zu deiner Vorstellung.

[Kristina Kreibich]
Ja, Hintergrund ist auch tatsächlich, dass ich gerne das Wissen, was ich da aus einem persönlichen Antrieb heraus erworben habe, auch gerne in unsere Firma, in unsere Organisation bringen würde. Und natürlich auch gerne anderen Menschen, denen es ähnlich geht, die sich auch in solchen Situationen befinden, helfen würde. Auf welche Art auch immer, das ist noch nicht klar, aber die Kompetenz ist jetzt, sagen wir mal, in der Firma und dann kann man mal gucken, was daraus wird.

[Claudia Schütze]
Ja, ganz viel und Kontextlernen ist ja auf jeden Fall schon mal das richtige Stichwort dafür, Kristina. Du hast ein bisschen erzählt, wie du dazu gekommen bist. Also jetzt glaube ich, haben wir so ein bisschen deinen Trigger verstanden, also was für dich so ein Auslöser sicher war, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Und das liegt natürlich jetzt nahe, da ein bisschen zu schauen, was kann man denn lernen? Was können wir alle lernen zum Thema Resilienz?

[Kristina Kreibich]
Ich finde bei Resilienz vor allem spannend, dass es sich, also es guckt sich natürlich verschiedene Bereiche an. Ich finde ganz spannend die eigene Haltung, also das Mindset, also die Einstellung meines Denkens. Da kann ich natürlich schon unheimlich viel bewirken.

Also ich kann meine Gedanken eher auf Positives lenken, weil wir Menschen sind ja auch von Natur aus eher immer in diesem Pessimismus veranlagt oder wir achten immer auf Gefahren beispielsweise. Und da kann ich eben versuchen, meine eigene Haltung auch tatsächlich zu beeinflussen. Ich kann mir angucken, was meine Schutzfaktoren sind, also was mir wirklich Energie im Alltag gibt und kann das natürlich dann auch weiterhin verstärken.

Ich kann mir auf der anderen Seite angucken, was Risikofaktoren sind, also was Stress macht, was mir Energie entzieht und kann dann auch gucken, dass ich das ein bisschen versuche abzuschalten. Das kann schon in ganz ganz kleinen Dingen liegen, wie beispielsweise ein schönes Beispiel, das ich immer, wie ich finde, ganz gut passt, ist, wenn ich morgens dusche, dann ich habe so eine Glaswand in der Dusche und da habe ich natürlich so einen schönen Abzieher. Und bei mir hier in München, wir haben tatsächlich sehr viel Kalk, also das Abziehen ist ein Muss.

Und dieser Abzieher war tatsächlich wochenlang, also es liegt jetzt schon ein, zwei Jahre zurück, aber der war wochenlang kaputt, also der hat Schmieren gezogen. Und das hat mir tatsächlich jeden Morgen ein bisschen Stress gemacht. Das hat meinen Stress fast sozusagen immer ein kleines bisschen schon ansteigen lassen, bevor ich überhaupt in den Alltag gestartet bin.

Und was ich jetzt eben durch die Resilienz lernen würde, ich meine, das hätte ich damals auch mir selbst denken können, aber war natürlich okay, was kann ich tatsächlich in den nächsten 72 Stunden ändern, damit das am nächsten Tag nicht mehr passiert. Und dann kann ich mich dafür entscheiden, okay, ich fahre heute Nachmittag nach der Arbeit in den Baumarkt und hole mir tatsächlich einen neuen Abzieher. Und schon habe ich das Problem gelöst.

Es ist nur ein klitzekleines, aber genau diese diese klitzekleinen Dinge, die lassen meinen Stress fast über den Tag hindurch eben natürlich anschwillen.

[Claudia Schütze]
Jetzt hast du zweimal den Begriff Stress fast verwendet. Nehme mal an, dass das eine feste Terminologie vielleicht aus dem Thema Resilienz ist. Magst du trotzdem allen denen, die sich damit noch nicht so viel beschäftigt haben, mal ganz kurz sagen, was das ist, wofür es steht und vielleicht auch noch mal so den Kontext, in dem du es verwendest, noch mal erklären?

[Kristina Kreibich]
Ja, ich finde, das ist eben ein ganz schönes Bild, wie man sich das vorstellen kann. Man hat eben wie so eine Regentonne, die füllt sich ja auch, wenn es regnet, stetig an. Und dann gibt es unten vielleicht noch so einen Auslasser, wo man den Regen auch immer mal wieder rauslassen kann und Blumen damit gießen kann.

Und so ist es eben auch mit unserem Körper. Also es prasselt täglich Stress auf uns ein. Und wir können den Stress auch immer mal wieder ablassen, indem wir beispielsweise Sport machen, meditieren oder wir uns tatsächlich irgendwas Gutes tun.

Und die Resilienz liegt eben wie so ein Schutzschild oder wie so ein Regenschirm oben drüber. Also die guckt einfach, dass der Stress, der von oben kommt, unser Fass eben nicht so stark ansteigen lässt. Weil wenn das Fass tatsächlich überläuft, dann können wir eben im Burnout landen.

Und deswegen ist das Stressfass eben ein ganz schönes Bild.

[Claudia Schütze]
Das ist eine ganz schöne Metapher, glaube ich. Und jetzt hast du das ja so schön als Bild eben gezeichnet. Und jetzt geht es ja irgendwie darum, wie kann man denn dieses Schutzschild quasi so entwickeln, dass wir es benutzen können, damit dieses Fass nicht überläuft, dieses Stressfass nicht überläuft.

Und wenn du sagst, es ist ein Schutzschild, dann gibt es bestimmte Dinge, die diesen Schutz herstellen oder die diesen Schutz ausmachen. Und was ist es denn so, was Resilienz dann wirklich ausmachen würde? Also es gibt bestimmt ganz viele Theorien, ganz viele Ansätze.

Aber vielleicht mal so allgemein gesprochen, so ein paar Dinge, die für dich so hängen geblieben sind daraus.

[Kristina Kreibich]
Ja, also über die eigene Haltung habe ich ja eben schon kurz gesprochen. Also dieses Mindset ist ein ganz wichtiges Thema, dass man daran arbeiten kann. Was ich auch noch wichtig finde, sind tatsächlich die Emotionen, weil wir beschäftigen uns tatsächlich, zumindest mal in meinem Umfeld, tatsächlich auch in meiner Familie und auch, glaube ich, ziemlich sicher auf der Arbeit.

Relativ wenig mit Emotionen, aber trotzdem gehören sie natürlich zu jedem von uns dazu. Und jede Emotion hat ihre Daseinsberechtigung. Also Freude hat eine Daseinsberechtigung, aber auf der anderen Seite natürlich auch Wut und Trauer.

Und gerade diese Emotionen sollte man auch nicht unterdrücken. Also wenn mal eine Trauer da ist oder auch eine Wut, dann sollte man die auch wirklich durchleben. Also das heißt jetzt nicht, dass man auf der Arbeit ausrasten soll oder sonst irgendwas, aber dass man wirklich dahinter gucken sollte, wo kommt das überhaupt her und wie kann ich auch dann damit umgehen.

Emotionen sind auch ein Riesenthema bei Resilienz. Und was ich dann eben auch noch ganz schön finde, ist, dass man auch so eine Art Werkzeugkoffer schon ein bisschen an die Hand bekommt, was man denn wirklich aktiv machen kann, also welche Übungen es gibt oder an welche Themen ich mich ranmachen kann, beispielsweise auch die Schutzfaktoren, Risikofaktoren, dass man da zuerst mal so eine Analyse für sich macht. Was sind überhaupt meine Schutzfaktoren?

Was gibt mir Energie und was entzieht mir Energie? Also wirklich, dass man da bestimmte Übungen an der Hand hat, um da überhaupt zuerst mal hinzukommen, weil das ist ja auch schon nicht so einfach.

[Claudia Schütze]
Okay, das kann ich glaube ich nachvollziehen. Kristina, es gibt eine Welt, die sich immer schneller dreht, wo ich immer mehr in kurzer Zeit vielleicht neu lernen muss, weil das, was ich habe, eben keine Gewissheit mehr für morgen darstellt an Wissen und mir wahrscheinlich auch nicht unbedingt garantieren wird, dass ich die Fragen von morgen damit beantworten werde können. Und jetzt hast du ja so ein bisschen beschrieben, wo kann ich selber so für mich hingucken, aber jetzt würde ich das gerne mal so ein bisschen größer machen.

Also was kann denn jeder tun? Was können wir alle tun? Ich, du und alle anderen, die jetzt zuhören vielleicht.

Im Kontext von Resilienz, was kann ich denn wirklich lernen und was sind Anforderungen, die eben aus den Umfeldbedingungen resultieren und wo ich Kompetenz aufbauen kann zu bestimmten Fragestellungen, zu bestimmten Themen, um diesen Anforderungen eben besser erst mal anders und dann hoffentlich besser begegnen zu können?

[Kristina Kreibich]
Ja, also ich, das ist natürlich sehr komplex, aber ich glaube, der erste Schritt ist, würde ich sagen, dass man sich überhaupt erst mal mit dem Thema auseinandersetzt, dass man wirklich offen damit umgeht. Ja, die Welt ist unberechenbar, ist unsicher, komplex etc. Und dass man ja selbst reflektiert oder mal in sich selbst schaut, wie gehe ich denn eigentlich mit diesen, was macht die, was macht das mit mir?

Wie kann ich besser damit umgehen? Also dass man wirklich sich überhaupt erst mal anfängt, mit dem Thema zu beschäftigen, weil ich glaube, wir sind auch mit der ganzen Digitalisierung, mit den sozialen Medien, wir sind so überfrachtet, dass oft überhaupt keine Zeit bleibt, sich überhaupt Gedanken zu machen. Also wir sind so im Hamsterrad drin und dann gibt es, also man hat natürlich auf der einen Seite die Arbeit, dann hat man die Familie, dann hat man noch soziale Medien, die man pflegt, dann will man auch noch was Neues lernen.

Also ich glaube, man ist so überfrachtet, dass man vielleicht einfach mal einen Schritt zurücktreten soll und mal guckt, was das alles mit einem macht. Und dann ergibt sich vielleicht daraus auch schon, ergeben sich schon die nächsten Schritte, könnte ich mir vorstellen.

[Claudia Schütze]
Und ich denke, was sich daraus eben auch ergibt, ist, dass man mal hinguckt, was sind denn so, ich habe einen Begriff gefunden beim Recherchieren im Internet und den würde ich jetzt vielleicht einfach nur mal nennen, es gibt sowas wie Säulen der Resilienz, also Dinge, die Resilienz ausmachen. Weil wir haben jetzt ja so ein bisschen gesprochen, wo kann ich so für mich selber hingucken, wie kann ich mich selber beobachten und wahrnehmen und ein bisschen verstehen, okay, was gehört irgendwie dazu, dass ich mich gesund und nicht gestresst fühle durch Umfeldbedingungen. Und das hat ja damit zu tun, wie ich bestimmten Themen begegne, das hast du eben ja auch noch mal ganz schön gesagt, also wie ich mit denen eben umgehe.

Und zu diesem Thema, die sogenannten Säulen der Resilienz, und da kann man viele Zitate im Internet finden und nicht jedes dieser Modelle ist jetzt identisch und trotzdem gibt es aber so Themen, die immer wiederkehren und egal, bei wem man ein bisschen tiefer eintaucht. Allen ist so ein bisschen was gemein. Kristina, magst du mal vielleicht so aus deiner Perspektive vielleicht mal ein, zwei Dinge mal damit starten?

[Kristina Kreibich]
Ja, genau, vielleicht einmal vorweg, du hast es auch schon gesagt, also es gibt tatsächlich unheimlich viele Modelle, die sind immer wieder weiter bearbeitet worden und es gibt tatsächlich unglaublich viele Namen auch in dem Feld, Menschen, die sich damit beschäftigt haben. Also ich beziehe mich jetzt, weil ich das tatsächlich in der Resilienzakademie von Sebastian Mauritz gelernt habe. Das ist ein Modell von Dr. Franziska Wiebel und der Sebastian Mauritz hat das eben auch noch ergänzt. Da geht es zum Beispiel zum einen um Bindung, also Netzwerke tatsächlich. Und das ist zum Beispiel, was, glaube ich, uns auch allen klar ist, dass gute Beziehungen zu anderen und tatsächlich aber auch der Kontakt zu sich selbst einem Halt und Sicherheit gibt. Und das ist natürlich auch in der Welt, in der wir im Moment leben, ist es eben wichtig, dass wir ein gutes und gesundes Umfeld haben und dass wir da eben auch gute Bindungen und gute Netzwerke zu Freunden, Familie haben, aber auch natürlich zu, ich würde auch sagen, dass da Arbeitskollegen und Kolleginnen dazugehören, Cheffe, Chefinnen etc.

Also Bindung spielt da eine große Rolle.

[Claudia Schütze]
Also ich würde es gerne unterstützen, Kristina, auch wenn du jetzt die Expertin dazu bist, aber so meine Gedanken dazu, warum das gerade so ganz doll in mir resoniert ist, seit wir eben über die VUCA-Welt da draußen reden und sagen, Lernen wird anders und hat sich verändert und wird sich weiter verändern für das, was jetzt da draußen in immer höherer Geschwindigkeit an Anforderungen aufpoppt, an jeden von uns. Da haben wir ja mal gesagt, eine Sache ist, unbedingt aus unserem Silo rauskommen und sagen, es gibt, vielleicht können wir alleine in Zukunft die Antwort nicht mehr geben auf bestimmte Fragestellungen, die auftauchen, die uns begegnen werden. Und der Einzelne von uns ist sicher Experte, aber mehrere Menschen, die zusammenkommen, sind ein besserer Experte oder sind bessere Experten in diesem Netzwerk, klein oder groß, um eben quasi so ein bisschen die Intelligenz der Masse zu utilisieren, um das vielleicht mal so zu sagen, und gemeinsam eben zu versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden, die uns begegnen werden, wo wir vielleicht nicht gelerntes Wissen parat haben, was wir abrufen können. Und deshalb resoniert gerade Netzwerkorientierung so stark in mir, weil du weißt auch, dass mir persönlich zum Beispiel dieses soziale Lernen ein extrem großes Anliegen ist. Und ich glaube, das ist jetzt wahrscheinlich sogar relativ egal, ob wir auf die private Welt gucken oder auf die berufliche Welt gucken, aber dieses Miteinander, voneinander lernen, aus den Erfahrungen von anderen dazuzuhören und daran zu partizipieren und daraus wieder Nutzen für sich selbst zu generieren, weil ich eben auch weiß, da draußen gibt es Menschen, mit denen ich mich gemeinsam zusammenschließen kann und eben an Fragestellungen, die für mich gerade akut sind, egal zu welcher Thematik, mich da eben austauschen kann und zugewinnen kann über den Kontakt mit anderen. Also das ist vielleicht jetzt eine Facette nur aus diesem Gedanken des Netzwerkes, aber der resoniert zumindest sehr in mir, muss ich sagen.

[Kristina Kreibich]
Ja, also definitiv finde ich auch. Ich finde, Personen befruchten sich eben unheimlich miteinander. Also man kann irgendwie in den Nachmittag an einem Thema alleine arbeiten und kommt irgendwie in drei Stunden nicht wirklich gefühlt weiter.

Und man muss sich dann nur fünf Minuten mit jemandem Zweiten unterhalten und schon wird man kreativer und es wird was draus. Und ich würde das auch tatsächlich ganz gern auch noch mal auf, weil es mir gerade jetzt, weil das auch jetzt gerade als du geredet hast, in mir resoniert hat, ist, das auf die mentale Gesundheit noch mal zu beziehen, weil gerade auch Netzwerke in der mentalen Gesundheit, wenn jemand mental sich gerade nicht so gut fühlt, dann ist er oder sie nie alleine. Also es gibt immer Menschen, mit denen man sich austauschen kann.

Man muss sich sehr wahrscheinlich auch nur mal trauen, aber man ist nie alleine da draußen in der Welt. Und es geht einem nie alleine so, sondern es gibt immer noch ganz, ganz viele Menschen da draußen, denen es ähnlich geht. Und da kann man sich natürlich auch zusammenschließen und voneinander lernen oder sich gegenseitig unterstützen.

Also das ist mir jetzt auch gerade noch gekommen.

[Claudia Schütze]
Ja, das ist ein guter Gedanke. Und ich glaube, es beginnt ja damit, sich dessen bewusst zu sein, dass es mich unterstützen kann, wenn ich eben andere habe. Und egal, ob es jetzt so für meinen eigenen Zustand ist, sozusagen den Fokus darauf hat, meinen eigenen Zustand quasi zu stabilisieren, zu unterstützen, zu verbessern, oder ob es jetzt vielleicht auch meine Befindlichkeit zu irgendeinem Fachthema ist.

Also insofern ist es, glaube ich, egal, mit welcher Brille wir schauen. Aber dieses Wissen darum, dass ich andere kontaktieren kann, mit anderen gemeinsam an etwas arbeiten kann oder durch das Gespräch oder den Austausch mit anderen eben auch für mich was sicherstellen kann. Ich glaube, das Bewusstsein dafür zu schaffen, das ist der erste Schritt und das ist das Wichtige, glaube ich.

Und da sind wir nämlich tatsächlich beim Lernen. Egal auf welche Art und Weise, aber dass Menschen quasi diesen Blickwinkel erwerben können, um zu sagen, ja, ich habe verstanden, die Bindung oder das Netzwerken ist etwas, was mir helfen kann, in diesen Lernthemen oder in den Themen für mich selber eine Stabilität zu gewinnen und zu sagen, eine Säule kann sein, Netzwerken beispielsweise. Okay, super.

Kristina, diese Säulen sind eigentlich sieben, wenn man so in der Literatur guckt. Jedenfalls meistens sind das sieben. Ich will mir nicht anmaßend sagen, dass dieses Modell sagt, es sind sieben, aber oft sind es sieben von den geschriebenen.

Nicht alles hat in unserem Vorgespräch mit uns beiden so resoniert, wo wir gesagt haben, okay, das ist was, wozu wir uns unbedingt austauschen müssen. Aber so zwei, drei, glaube ich, waren es noch, wo wir so ein bisschen gefunden haben, ja, das ist etwas, wo man Kompetenz eben erwerben kann und wo Lernen eben tatsächlich auch einen Fokus setzen könnte. Magst du mal noch mal ein weiteres aussuchen aus denen, die wir anfangs schon mal so ein bisschen für uns thematisiert hatten?

[Kristina Kreibich]
Ja, weil wir eben auch gerade schon darüber gesprochen haben, würde ich auch nur gerne noch mal den gesunden Optimismus hervorheben. Also es muss nicht immer die rosa-rote Brille sein, um Gottes Willen, aber tatsächlich sich mal fragen, okay, was läuft denn gerade gut, was soll sich nicht ändern? Also wirklich den Fokus setzen auf dieses Positive, auf diese stärkenden Faktoren, um da wirklich zu einem gesunden Optimismus zu kommen, das finde ich tatsächlich auch ganz spannend.

Und weil Pessimismus können wir alle.

[Claudia Schütze]
Wir sind alle super gut, wenn du mich fragst. Das ist auch, glaube ich, so ein bisschen, das ist eine Haltung tatsächlich, nach meiner Überzeugung. Und ich meine, dieser Spruch, ist das Glas halb voll oder halb leer, kennen wir alle.

Und ja, wir tun es wahrscheinlich oft so ein bisschen als Spruch ab, aber ich glaube, da ist ja eine Quintessenz drin. Und die sagt mir ja, wie verhalte ich mich zu Dingen in meinem Umfeld, die mich tendenziell stressen können. Stressen kann mich eben die Tatsache, dass ich bestimmte Themen neu lernen muss, dass ich mich umorientieren muss, dass ich überhaupt vielleicht für eine neue Stelle mich umqualifizieren muss.

Das sind ja alles Themen, die jetzt hochkommen. Und wenn ich eine Haltung für mich entwickle, dass ich sage, ja, ausgesucht habe ich mir das nicht, das stand nicht oben auf meiner Liste als nächstes Thema, was ich bearbeiten möchte. Aber wenn das jetzt eben dran ist, weil sich in unserer Umwelt Dinge verändern, dann das erst mal nicht als Bedrohung zu empfinden.

Also das Glas ist halb leer, sondern eher zu gucken, ist das Glas halb voll? Und was kann ich jetzt darin Gutes finden? Sehen, dass da eine Chance zum Beispiel drin ist.

Was genau ist die Chance? Wie komme ich da hin? Was offenbart es mir für positive Dinge in der Zukunft?

Und jetzt kann man irgendwie sagen, ja, Haltung kann man nicht wirklich unterrichten. Aber ich kann Menschen Handreichungen, glaube ich, geben, mit denen sie eine andere Sicht auf ihre Haltung dazu generieren oder überhaupt erst mal wahrnehmen, was ist meine Sicht? Und vielleicht das Positive eben versuchen, die positive Art, Dinge zu sehen, doch eher in ihre Betrachtungsperspektive mit integrieren.

Und das, glaube ich, wäre für viele dann ein Zugewinn in so einer Situation.

[Kristina Kreibich]
Ja, also das ist garantiert keine einfache Aufgabe. Also das ist wirklich Arbeit, die dahinter steckt. Das ist kein Spaziergang.

Aber ich habe es auch selbst an mir gesehen, dass wenn ich mich wirklich dahinter klemme und versuche, wirklich an diesem Optimismus oder gesunden Optimismus zu arbeiten mit bestimmten Übungen oder mit bestimmten Dingen darüber reflektieren, habe ich tatsächlich gemerkt, dass es was mit mir macht. Also das fängt natürlich im Kleinen an, aber das kann natürlich dann viel größer werden. Und was da auch nicht fehlen darf, ist die Hoffnung.

[Claudia Schütze]
Absolut. Und das kann aber eine Kraft entfalten. Und ich denke, diese Fachthemen, das eine, was wir Unterstützung, Lernbegleitung anbieten können, das ist das eine.

Aber das, was du jetzt eben dargestellt hast, das ist ja auch noch mal eine Facette, wo wir uns fragen müssen vielleicht auch, was können wir anbieten den Lernen, damit sie peu à peu vielleicht aus so einer Das-Glas-ist-Halb-Lehr-Orientierung eben eher kommen zu Das-Glas-ist-Halb-voll. Und ich glaube, unsere Aufgabe tatsächlich als Learning Professionals, egal was die konkrete Thematik nachher ist, ist dann tatsächlich wirklich auch diese Optionen, die da drinstehen, die Chancen, die mit bestimmten neuen Themen aufkommen, mit einer anderen Art der Abarbeitung, mit einer neuen Software, mit anderen Fähigkeiten, die die Leute erwerben müssen, um etwas in Zukunft eben noch im Arbeitskontext gut bewältigen zu können. Das ist auch ein bisschen vielleicht auch unsere Aufgabe, ist diese Chancen, die da drinstecken, auch wirklich ganz klar und transparent zu kommunizieren. Also das ist vielleicht auch so eine Geschichte für die Change-Kommunikation.

Also das sagt sich immer so schön, wir machen eine Change-Story. Und was konkret sind eben zum Beispiel solche Sachen wie Bindung? Wie kann ich das mit anderen gemeinsam, wie kann ich, wie du hast es genannt, gesunden Optimismus, also wie kann ich eine gesund-optimistische Haltung dazu eben vielleicht auch schon in solchen Veränderungssituationen mit an die Hand geben?

Und da kann immer noch jeder für sich selber überlegen, passt es zu mir, ist es meins? Aber wir können Angebote machen. Das ist so ein Gedanke, den ich gerade habe, während wir darüber sprechen.

[Kristina Kreibich]
Ja, und das ist ja auch, also was mir da auch direkt kommt, ist die Vorbildfunktion. Also das war ja auch das, weswegen ich Resilienz auch gemacht habe. Ich habe es aus persönlichen Gründen gemacht und für mich, aber mein Hintergedanke war dabei schon, das auch in die Organisation zu treiben und das anderen Menschen eben auch mitzugeben.

Und ich bin ja nicht der perfekte Resilienzmensch jetzt, aber ich kann trotzdem als Vorbild vorangehen, über die Themen sprechen, sie überhaupt mal ansprechen, dass da überhaupt ein Gespräch auch in der Organisation stattfindet und das dann Schritt für Schritt reintragen. Und das, was du gesagt hast als Trainer, aber eben auch im Alltag als ganz normales Vorbild, das Vorleben. Und damit sich das andere vielleicht auch ein Stück weit abgucken oder zumindest mal anfangen, darüber nachzudenken.

[Claudia Schütze]
Das ist ein guter Punkt, Kristina. Ich glaube, dieses Bewusstsein schaffen als erster Schritt, den hatten wir schon mal genannt, und dann zu sagen, und ich fange an, darüber nachzudenken und mich damit auseinanderzusetzen. Und ich meine, wenn ich das jetzt nochmal versuche, so ein bisschen als Ziel zu formulieren, dann ist es ja schon der Wunsch, dass wir alle ein bisschen oder ein bisschen mehr oder sehr viel mehr zugewinnen, an Resilienz für uns erzielen können, um eben den aktuellen Situationen im privaten Kontext, die bei jedem ganz sicher andere sind, aber eben im Arbeitskontext sind sie für viele von uns relativ ähnlich, eben in dieser Tatsache, dass sich alles viel schneller dreht und wir viel, viel schneller mehr Dinge neu lernen müssen. Und wenn wir da eben uns dessen bewusst sind, was macht es auch mit Menschen? Was ist das für eine Herausforderung, immer wieder was neu lernen zu müssen?

Und nichts, was ich gestern gelernt habe, ist noch eine sichere Miete für das, was morgen oder übermorgen kommt. Also wenn wir uns dessen bewusst sind, glaube ich, können wir auch viel besser unsere Lernenden in den Organisationen auch ernst nehmen, mit ihren Befindlichkeiten, die sie dazu eben auch haben. Und nicht jeder schreit, yippie, ja, schon wieder was Neues, sondern vielleicht ist es auch eine Herausforderung für den einen oder anderen.

Und der Optimismus, das, was wir eben besprochen haben, ist bestimmt eine ganz wichtige Facette dafür.

[Kristina Kreibich]
Genau, und ich wollte jetzt nicht reinkretschen, aber da steckt dann auch wieder die Selbstwahrnehmung drin. Davon haben wir jetzt die ganze Zeit auch gesprochen. Und das ist tatsächlich auch noch mal eine weitere Säule.

Okay, sag mal, wie ist die offiziell? Also nach dem Modell, womit ich angefangen habe, das ist die Selbstwahrnehmung. Und die führt natürlich auch wieder zur Selbstwirksamkeit.

Also wenn ich selbst besser wahrnehme und weiß, was da bei mir tatsächlich in mir drinnen so los ist, dann kann ich auch besser wirksam werden, also selbst wirksam werden. Und das sind alles auch Säulen oder Themen der Resilienz tatsächlich.

[Claudia Schütze]
Und eine Wirksamkeit selber verspüren, glaube ich. Man kann das ja noch auf eine kleine Stufe nach vorne drehen sozusagen. Und da kommen wir auch noch mal für uns als Lernanbieter auch noch mal so ein Gedanke.

Also Lernkontexte so zu konzipieren, dass sie möglichst natürlich mit dem echten Leben und mit den Herausforderungen was zu tun haben, ist nichts Neues. Das machen wir schon ganz lange. Aber da eben auch Situationen vielleicht zu kreieren oder zu nehmen, die da sind, wo ich selber merke, ich erziele ein Ergebnis mit dem, was ich da tue.

Ich bin zwar nicht ganz sicher, was der richtige Weg zum Ergebnis ist, aber ich probiere das jetzt aus, was ich in dem Lernangebot mitgegeben bekommen habe. Ich fange an das in der Praxis, auch wenn es jetzt vielleicht eine konstruierte Situation ist, aber ich versuche das anzuwenden, ich versuche das auszuprobieren. Und wenn ich merke, dass ich damit einen Erfolg habe oder mit Lernhilfen, die mir an die Hand gegeben werden, dann erfahre ich ja eine gewisse Selbstwirksamkeit.

Also ich kann mir helfen mit diesem Thema. Ich kann zwei Schritte weiterlaufen, als ich das am Anfang vielleicht noch konnte. Und deswegen finde ich tatsächlich, das ist auch ein sehr spannenden Punkt im Kontext von Lernen tatsächlich.

[Kristina Kreibich]
Ja, es geht um das Wie.

[Claudia Schütze]
Ja, absolut. Und wie nehme ich mich dabei wahr und wie beurteile ich das eben, wie bewerte ich das eben auch. Und ich habe tatsächlich, Kristina, ich würde mir auch mal eins rauspicken davon, was mir ganz gut gefallen hatte.

Ich hatte tatsächlich sehr angesprochen auf dieses Lösungsorientieren, was es auch in vielen dieser Modelle gibt. Und warum finde ich das so wichtig? Also dieses Verstehen und Wissen, dass ich nicht hilflos diesen Veränderungen ausgesetzt bin, sondern dass ich gucken kann, dass nicht die Situation, was mit mir macht, sondern ich Handwerkszeug habe, das kann das Netzwerk sein, das kann der Austausch mit anderen sein, das habe ich selber über unterstützende Angebote.

Aber ich kann sozusagen gucken, was kann dann eine mögliche Lösung sein. Und nicht in der Vergangenheit immer kramen, ja, das hat beim Netz auch nicht funktioniert und überhaupt, das funktioniert ja eigentlich überhaupt nie. Und sozusagen diese Vergangenheits- und Negativorientierung haben.

Und warum ist irgendwas gescheitert, da musst du auch mal hingucken. Aber eben trotzdem zu sagen, ich gucke nach vorne, ich suche nach einer Lösung, ich suche nach dem, wie wir einen Schritt weiter und vorwärts kommen zu dem Thema. Und eben das durchaus auch durch ausprobierendes Lernen zu erfahren, denke ich, ist auch, kann ein großer Lerneffekt eben auch sein.

Und ist auch vielleicht nochmal ein Challenge für uns als Lernanbieter, genau da eben auch aufzugucken und in der Konzeption dem auch Rechnung zu tragen.

[Kristina Kreibich]
Ja, definitiv. Also stimme ich absolut zu.

[Claudia Schütze]
Also wir versuchen jetzt so ein bisschen unsere Themenfelder, glaube ich, so ein bisschen anzubieten und immer zu gucken, was ist für den anderen da auch Wertvolles drin. Also so nehme ich jetzt quasi auch unser Gespräch wahr. Und das wollten wir ja auch tun.

Also wir wollten ja gucken, was hat das eine Thema und was kann es dem anderen Thema eben geben. Und ich glaube, wir haben ein paar Dinge jetzt angesprochen, Kristina. Wir haben bestimmt nicht alles, was man da eben zu dem Thema lernen kann.

Also wir haben ja gesagt, was könnten Menschen lernen? Was können Menschen lernen zum Thema Resilienz? Das war ja so unsere Fragestellung, die wir am Anfang hatten.

Und wir haben jetzt, glaube ich, mal so drei Sachen rausgepickt und das mal versucht, so ein bisschen zu beleuchten. Und wie gesagt, es gäbe mehr. Und je nachdem, in welchem Modell man sich umschaut, gäbe es wahrscheinlich sowieso noch viele andere Aspekte dazu.

Aber es sollte mal ein Anfang sein. Und Kristina, jetzt haben wir relativ, ja, doch versucht, schon ein bisschen konkreter zu werden, also auf Lernkontexte auch in Organisationen und Unternehmen einzugehen. Aber trotzdem, jetzt haben ja unsere Zuhörerinnen vielleicht auch ihre eigenen kleineren Herausforderungen aktuell.

Und wollen wir vielleicht nochmal gucken, so unter der Fragestellung, was kann jeder Einzelne so für sich tun? Ich glaube, du hast mit deinem Stressfass vorhin eigentlich schon ein ganz schönes Beispiel gegeben. Aber vielleicht können wir da nochmal kurz anschließen und mal gucken, ob es etwas gibt, was wir unseren Zuhörerinnen jetzt einfach mitgeben könnten, zu sagen, was kann jeder Einzelne tun?

[Kristina Kreibich]
Ja, vielleicht etwas Kleines, Praktisches für den Alltag, was man gut einbauen kann. Ich habe das tatsächlich auch in meiner Ausbildung zur Resilienztrainerin gelernt. Wir haben das tatsächlich an jedem einzelnen Tag des Trainings gemacht.

Was habt ihr gemacht? Wir haben tatsächlich mit der Frage gestartet, was hat mich heute lächeln lassen? Und da war es natürlich meistens 8 oder 9 Uhr morgens.

Und es hat so ein bisschen gedauert, weil manche haben natürlich dann auch sich direkt so passiv hingesetzt. Und heute ist noch nichts Gutes passiert. Aber wenn man dann tatsächlich mal drüber nachdenkt, dann fallen einem doch ganz, ganz, und das können wirklich Kleinigkeiten sein, dann fällt einem wirklich vieles ein.

Und weil wir ja eben auch vor allem über gesunden Optimismus gesprochen haben. Und das wäre zum Beispiel so eine Sache, die man in den Alltag einbauen kann. Ob man es morgens macht oder abends mithilfe eines Dankbarkeitstagebuchs etc.

[Claudia Schütze]
Und ich finde es total schön, dass du dieses Beispiel gebracht hast. Es hätte wahrscheinlich jetzt auch 20 andere mögliche oder 200 mögliche andere Beispiele gegeben. Aber das finde ich gerade so schön deshalb, weil mich das sehr erinnert an den einen oder anderen Check-in, den ich in der Zwischenzeit tatsächlich mit meinen TeilnehmerInnen in unseren Trainings auch mache.

Nicht so jetzt im O-Ton, was hatte ich heute schon lächeln lassen? Aber ich frage zum Beispiel so Sachen wie, was haben Sie denn diese Woche schon richtig toll gemacht? Also was ist Ihnen richtig gut gelungen in dieser Woche oder in der letzten Woche?

Das ist ein bisschen eine andere Formulierung, aber ich glaube, es zahlt auf das ein, was du damit sagen wolltest. Ich würde es auch sagen. Das ist so eine positive Orientierung.

Und ich merke tatsächlich, dass ich am Anfang immer so ein bisschen unglaubliches Staunen bekomme. Und dann kommt auch im ersten Reflex oft gar nichts. Und dann meistens so, denken Sie doch nochmal nach.

Und ich fange ja immer an, also ich versuche immer mit guten Beispielen voranzugehen. Und dann merkt man, da kommt was. Und alle haben ein Lächeln auf dem Gesicht.

Und dass das eben hilft, eben diesen Optimismus zum Beispiel ein Stückchen zur Anwendung zu bringen. Und je öfter man das macht, da hatten wir uns vorhin ja auch schon in unserem Vorgespräch ein bisschen drüber unterhalten, Kristina, desto mehr, glaube ich, etabliert sich eine Art der Gewöhnung an diese Art, zum Beispiel so ein Check-In in so ein Training zu machen und damit auch eine Gewöhnung an die Art, Dinge so zu sehen. Und jetzt sind wir wieder bei unserer Säule der Resilienz, einer möglichen Säule der Resilienz.

Gesunder Optimismus war dein Beispiel. Und wie kann ich das Schaffendes zu integrieren in mein Leben? Das ist ja der Challenge.

Die Theorie ist das eine, aber wie kann ich es wirklich in mein Leben integrieren? Und indem wir vielleicht viel häufiger in Trainings und Meetings beispielsweise sowas machen, ist eine ganz, ganz, ganze Kleinigkeit. Aber es ist eine, die sich etablieren kann.

[Kristina Kreibich]
Ja, ich denke auch durch Gewohnheit wird es immer mehr Teil von den Personen. Und ich denke auch, dass es gerade am Anfang von dem Training eine unheimlich schöne Basis legt. Es gibt eine positive Haltung.

Wie gesagt, es ist ein stärkender Faktor. Und das kann wirklich eine gute Basis legen für ein Training. Denn man geht vielleicht ganz anders in das Training rein und ist viel aufnahmebereiter und viel lernwilliger.

[Claudia Schütze]
Ja, und offener vielleicht einfach auch. Und für mich ist das tatsächlich auch wie so ein Separator. Ich will bewusst das, was an Tagesgeschäft schon war, an Dinge, die mich gestresst haben könnten.

Da waren wir ja am Anfang. Dinge, die mich stressen, bringen mich in keinen guten Zustand. Ich werde die Dinge wahrscheinlich nicht ändern können.

Aber ich kann lernen, einen anderen Umgang damit zu haben, um eben gefühlt weniger Stress wahrzunehmen. Und man dann so einen Cut macht und sagt, okay, Tagesgeschäft war bis dahin so und jetzt starten wir neu. Und wir starten mit einer positiven Grundhaltung sozusagen.

Und ich glaube, ja, das sollte eine gute Basis für gutes Lernen sein.

[Kristina Kreibich]
Ja, ich denke auch. Und das ist auch tatsächlich eine schöne Übung. Ob es jetzt, wie ihr das beispielsweise in Trainings macht, also wirklich auf beruflicher Ebene.

Man kann das Ganze im privaten Kontext machen. Also ich finde, man kann das auf alle möglichen Bereiche des Lebens anwenden. Man kann es auch beispielsweise, man könnte es auch in der Beziehung irgendwie zu einem Ritual machen.

Dass man mit dem Partner so einmal am Tag sich das gegenseitig sagt, was einen hat lächeln lassen oder was gut lief. Also ich glaube, das kann man in allen möglichen Kontexten anwenden. Absolut.

Und ist was Schönes, Positives. Das denke ich auch.

[Claudia Schütze]
Hast du noch eine kleine schöne Sache, die du uns noch mitgeben magst, Kristina?

[Kristina Kreibich]
Ja, also ich denke, es ist ein ganz gutes Stichwort. Ich habe ja schon gesagt, dass man das auch mit einem Dankbarkeitstagebuch vereinbaren kann beispielsweise. Also das geht in die gleiche Richtung, dass man abends einfach mal ein paar Zeilen dazu schreibt, für was man an dem Tag dankbar ist.

Man schreibt ja tatsächlich oft Tagebuch. Also das machen ja auch nicht alle, um Gottes Willen. Aber wenn man Tagebuch schreibt, dann schreibt man da ja auch oft rein, was nicht gut ist, was nicht gut läuft.

Und da gezielt auch auf die positiven Dinge zu achten und wirklich nur die positiven Dinge aufzuschreiben, für die, die man dankbar ist. Also das ist auch nochmal sowas, was den gesunden Optimismus und auch die Haltung tatsächlich ändern kann. Und da gibt es auch wieder Studien darüber, dass, wenn man das wirklich regelmäßig macht, dass das auch was mit einem tut tatsächlich.

Und die Meditation baut ja auch auf sowas auf. Und das ist ja tatsächlich alles in Studien auch bewiesen.

[Claudia Schütze]
Und ich würde jetzt tatsächlich, wenn ich darf, auch gerne noch ein Beispiel bringen aus dem Lernkontext. Weißt du, ich finde auch eine ganz schöne Sache, das kann man machen, um zum Beispiel Meetings zu eröffnen. Egal welcher Kontext jetzt auch immer der ist, wo man das anwendet.

Aber zum Beispiel diese Geschichte, was habe ich diese Woche schon gelernt? Also dieses Zurückgucken. Wir sind ja gekommen aus der Welt, die sich verändert.

Immer mehr lernen müssen, immer schneller Neues lernen müssen, Altes vergessen, Neues hinzulernen. Aber nicht wissen, wie lange hat das Bestand, was ich jetzt gerade wieder lerne. Und viele Menschen tun sich auch wirklich tatsächlich schwer damit zu sagen, zu benennen, was sie im Arbeitskontext lernen.

Für viele ist mit schulischer Lernerfahrung ja Lernen immer noch irgendwie besetzt mit, ich gehe in eine Veranstaltung und dort lerne ich etwas. Und wo wir ja viel dafür tun, um zu signalisieren, auch die kleine Hilfe, die ich aufrufe, ist etwas, womit ich lernen kann. Das Gespräch mit einem Kollegen kann etwas sein, womit ich lernen kann.

Oder eben zum Beispiel auch dieses Sich-Bewusst-Machen, was habe ich denn überhaupt gelernt und das mit anderen zu teilen. Oder vielleicht auch zu sagen, mit wem habe ich diese Woche etwas gemeinsam gelernt oder durch wessen Hilfe habe ich gelernt. Und dann sind wir auch wieder bei diesem Thema Netzwerkorientierung, was darauf einzahlen kann.

Oder diese Lösungsorientierung, ich habe etwas gelernt, ich bin einen Schritt weiter gekommen.

[Kristina Kreibich]
Ja, finde ich auch. Ich fand dein letztes Beispiel auch tatsächlich schön mit dem, was habe ich gelernt. Weil wir sind uns oft nicht bewusst, was wir eigentlich so ganz nebenher alles lernen.

Also beispielsweise, wir haben uns ja in Vorbereitung auf das Gespräch hier auf einem Miro-Board getroffen. Und wir haben ja einfach in den letzten zwei, drei Jahren durch die Pandemie, seit wir nicht mehr vor Ort beim Kunden sind und trainieren oder Workshops geben, den Kunden beraten, sind wir auf Online-Whiteboards umgestiegen. Und wir haben das einfach mal ganz nebenher gelernt.

Und das machen wir uns alles gar nicht so bewusst. Aber das haben wir ja trotzdem gelernt. Und deswegen finde ich deine Übung oder Frage tatsächlich auch sehr spannend, weil das eben nochmal das Bewusstsein schärft.

[Claudia Schütze]
Sehr schön. Dann frage ich mich mal, was ich heute gelernt habe, Kristina. Ich lerne nämlich sehr viel.

Früher habe ich immer so einen Spruch gehabt, als Trainer, wenn du was nicht kannst, mach ein Training darüber. Und heute sage ich, oder mach ein Podcast dazu. Also Resilienz war ein Thema, zu dem ich nicht so sehr viel wusste, bevor wir angefangen haben, uns in einem anderen Kontext, also in einem internen Lernangebot auch dazu schon mal so ein bisschen auszutauschen.

Kristina, wo du ein Lernangebot gemacht hast eben zu diesem Thema Resilienz oder Mental Health, beides war es tatsächlich. Und ich kann jetzt sagen, ich weiß mehr als am Anfang dieses Gespräches oder zumindest der Vorbereitung auf unser Gespräch. Und das freut mich natürlich sehr.

Und ich weiß, dass das Thema noch sehr, sehr groß ist, Kristina. Da gibt es noch viel, was wir beleuchten können. Aber ich glaube, für heute ist es ein guter Anfang, ein guter Start, ein guter Einstieg in das Thema.

Und dann würde ich jetzt mit dem Blick auf die Uhr sagen, ganz herzlichen Dank, Kristina, dass du mit uns heute über Resilienz gesprochen hast und alles, was sich da so ein bisschen drumherum rankt und hoffentlich die ein oder andere wertvolle Inspiration und Anregung für unsere Hörerinnen und Hörer da draußen geben konntest. Und dann verabschiede ich mich und sage ganz herzlichen Dank an euch, dass ihr dabei wart heute und, Kristina, an dich, dass du dein Thema geteilt hast.

[Kristina Kreibich]
Ja, und von meiner Seite auch nochmal ganz, ganz herzlichen Dank für die Einladung. Und ich habe mich gefreut und freue mich, wenn das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt.

[Claudia Schütze]
Dafür haben wir mit dieser Episode garantiert gesorgt, Kristina. Kontaktiert gerne Kristina, wenn ihr euch austauschen wollt. Bei LinkedIn könnt ihr sie natürlich finden.

Und alle Kontaktdaten veröffentlichen wir natürlich in den Shownotes. Und was es sonst vielleicht noch an wertvollen Links gibt, schaut rein. Und für heute sage ich herzlichen Dank und bis zum nächsten Mal.

Kristina, tschüss.

[Kristina Kreibich]
Tschüss, Claudia, danke dir.

[Claudia Schütze]
Ach ja, habt ihr uns eigentlich schon abonniert? Das geht überall da, wo ihr eure Podcasts am liebsten hört. Lernlust gibt es alle drei Wochen neu und wir freuen uns sehr auf euer Feedback und vor allen Dingen auf den Austausch mit euch.

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Also, wir hören uns bei der nächsten Lernlust.

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