Podcast

LERNLUST #40 // Personal Learning Environments (PLEs)

Die tts Learning Consultants Johannes Starke und Christian Huber sind die Gäste dieser neuen Episode, in der sie gemeinsam mit Claudia Schütze über ihre Gedanken und Ideen zu diesem sehr spannenden Thema sprechen.
13. Oktober 2023
76 min
Claudia Schütze, Senior Learning Consultant & Trainerin, tts learning architects Claudia Schütze

Unser gesamtes Leben lang lernen wir - und jede und jeder von uns findet dafür ihre und seine ganz eigenen Routinen und Praktiken. Über die Jahre des Lernens bauen wir dabei bewusst oder auch unbewusst unsere ganz eigene sogenannte Personal Learning Environment (PLE) auf. Ganz gleich, ob digital unterstützt oder analog, wichtig ist es, uns bewusst zu sein (oder zu machen), wie genau wir unser Lernen organisieren, wie unser Lernen abläuft und mit welchen Tools wir dieses unterstützen: Wir sammeln entsprechend unserer Neugier und Lernthemen Input, finden ihn wieder, verarbeiten diesen, reichern das Zusammengetragene mit neuen eigenen Gedanken an und teilen diese Erkenntnisse idealerweise wieder mit unserem Netzwerk. Und ggf. verwerfen wir Materialien auch wieder.

Dieser Prozess ist jedoch hoch individualisiert und bei jedem und jeder sieht die PLE daher auch anders aus.

Aber wir lernen nicht nur aus privater Lernlust, sondern müssen auch im beruflichen Umfeld ständig dazu lernen oder uns vielleicht sogar in völlig neue Themen einarbeiten.
Was passiert, wenn die eigenen guten Praktiken auf Lernangebote im organisationalen Kontext treffen? Sind das zwei getrennte Welten? Oder lassen sich die individuellen PLEs mit den Lernangeboten im Corporate Learning verbinden? Welcher Nutzen kann entstehen? Was sind aber auch Schwierigkeiten und Grenzen?

Shownotes

Host:
Claudia Schütze, Senior Learning Consultant & Trainerin // LinkedIn

Gäste:
Christian Huber, Senior Learning Consultant // LinkedIn
Johannes Starke, Product Manager Learning // LinkedIn


Definition Personal Learning Environment

Definition Persönliches Lernnetzwerk

Als Inspiration für Tools: 
Podcast 'Bildung Zukunft Technik' Episode BZT101 'Personal Learning Environment' 

Lisa Rosa:  
'PLN – Ein persönliches Lernnetzwerk aufbauen – wozu und wie?'

Harold Jarche: Seek – Sense – Share 

Was sich hinter "Domain of Ones Own" verbirgt und wie Corporate Learning Professionals sie nutzen können:

Der angesprochene Artikel über Corporate Learning Environments ... mehr dazu bald demnächst in einer separaten LERNLUST-Folge:

Über das Konzept "Digital Garden": Maggie Appleton: A Brief History & Ethos of the Digital Garden

Wikipedia-Eintrag über Virgina Woolfs "A Room of One’s Own"

Zum angesprochenen Buch "Die Humanisierung der Organisation" 

Die erwähnte Getting Things Done (GTD) Methode auf Wikipedia

Stephen Downes nutzt das eingängige Acronym ARRFF für "Aggregate Remix Repurpose Feed Forward" in diesem Lightning Talk zu "A Personal Learning Platform" (Achtung: Viele Tools!)

Wampfler, P., Zimmermann, T., & Turkawka G. (2019). Personal Learning Environments als Ressource in Lehr-Lern-Settings. In: E. Haberzath & I. Sgier. Digitalisierung und Lernen: Gestaltungsperspektiven für das professionelle Handeln in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung. hep.

Regelmäßige Lerngruppe zum Zettelkasten-Ansatz:

Podcast mit Conny Hattula über Lernlust, Lernzeit, Lernräume ... wildes Lernen und viele weitere Themen, die wir auch in dieser Folge aufgreifen:


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Transkript

[Intro]
Lernlust, der Podcast für alles rund ums Thema Corporate Learning. Wir sind Susanne Dube und Claudia Schütze und wir sind Learning Consultants bei der tts. Schön, dass du heute dabei bist.

[Johannes Starke]
Dinge, die reinspielen, wie ich auch mein persönliches Lernen, egal ob privat oder beruflich bedingt, organisiere. Ich habe meinen eigenen Bereich. In dem darf ich erst mal machen, was ich möchte.

[Christian Huber]
Jeder und jede ein eigenes PLE hat.

[Johannes Starke]
Die Struktur der PLEs vielen, vielen Menschen, die jetzt als Mitarbeitenden in einem Unternehmen lernen sollen, ihnen gar nicht bewusst ist, was sie eigentlich sich alles aufgebaut haben und was sie alles anzapfen können. Also es gibt diesen Kreislauf in einem PLE. Also ein PLE ist nicht einfach nur der Wust an Tools und da mache ich irgendwas, sondern es ist wirklich gut, sich über diese mehreren Schritte Gedanken zu machen.

[Christian Huber]
Was eine Chance verhindert, ist, wenn zu fest gedacht wird in Corporate Learning, okay, ich muss jetzt die Kontrolle haben.

[Claudia Schütze]
Wenn wir alle lernen und weil das so ist, haben wir alle unsere ganz individuelle, persönliche Lernumgebung. Eine sogenannte Personal Learning Environment oder PLE. Und es ist völlig egal, ob wir dort sehr analog unterwegs sind oder voll digital.

Tools alleine machen keine Personal Learning Environment, sondern es geht um den Prozess, wie wir unser Lernen gestalten. Und dieser Prozess ist für jede und jeden von uns ein sehr individueller und ein sehr anderer. Und wir erreichen damit die für uns bestmöglichen Ziele.

Aber natürlich lernen wir sehr viel auch im und für unseren beruflichen Kontext. Und dort gibt es natürlich Lernangebote, die die Lernorganisationen uns machen. Die Frage ist, wie passen unsere Personal Learning Environment, unser individuelles Lernen, zu dem Lernen im organisationalen Kontext.

Über diese wirklich sehr spannende Frage habe ich diesmal mit meinen beiden sehr geschätzten Learning-Kollegen Christian Huber und Johannes Starke gesprochen. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode unseres Lernlust Podcastes. Und ich freue mich sehr, dass ich dieses Mal wieder zwei Gäste bei mir habe.

Und zwar habe ich den Johannes Starke, meinen Berliner Learning-Kollegen, und Christian Huber, meinen Learning-Kollegen aus der Schweiz, heute da. Herzlich willkommen, ihr zwei.

[Johannes Starke]
Hallo. Salut, Claudia.

[Claudia Schütze]
Worüber wollen wir reden dieses Mal? Also ich habe euch nach Themenvorschlägen befragt und da kam sofort ein Vorschlag von euch beiden, wo ihr total Lust hattet, drüber zu reden. Und ich glaube, mit dieser Episode wird etwas anders als in anderen Episoden, die wir bisher aufgenommen haben, weil wir ja sonst immer sehr stark auf Lernen in Organisation schauen.

Das wollen wir diesmal auch machen. Es ist ja schließlich auch ein Podcast, der sich um Corporate Learning dreht. Aber wir wollen als Einstieg auch schauen, was hat das eigentlich mit dem individuellen Lernen auf sich und eben auch im Kontext des Corporate Learnings.

Und ihr beide habt mir in unserem Vorgespräch von zwei ganz schönen Beispielen erzählt zu dem Thema individuelles Lernen von Lernthemen, die euch schon ziemlich lange oder vielleicht auch noch gar nicht so lange beschäftigen. Christian, du hast von einer Lernreise erzählt, die dich ungefähr schon 20 bis 25 Jahre begleitet, also auf jeden Fall eine ordentlich lange Zeit. Und ich glaube, damit wir einen guten Einstieg in dieses Thema bekommen, würde ich dich sehr gerne bitten, davon mal ein bisschen was für unsere Hörerinnen und Hörer zu erzählen.

[Christian Huber]
Das mache ich sehr gerne, Claudia. Vielleicht erzähle ich zuerst, um was es geht bei dieser Lernreise, was so quasi das Lernthema ist. Und zwar geht es um Konflikte.

Ja, Konflikte faszinieren mich schon sehr, sehr lange, also mehr als wahrscheinlich 25 Jahre. Aber so richtig bewusst mich damit angefangen auseinanderzusetzen, habe ich halt etwa irgendwie so in meiner Zeit im Gymnasium. Und zwar geht es halt einfach so um diese zwischenmenschlichen Konflikte im Alltag, im Berufsleben, in der Freizeit, in Beziehungen und so weiter.

Wo ich mich halt zur Frage, wie laufen die eigentlich ab? Wofür sind die da? Wieso existieren die?

Also wie kommen die zustande? Wie kann man die vielleicht aber auch vermeiden und lösen? Vor allem dann, wenn sie halt wirklich destruktiv werden, also vielleicht dann auch in Gewalt umkippen.

Ja, und so habe ich angefangen, halt eben schon vor 25 Jahren, mich damit auseinanderzusetzen. Jetzt will ich dir aber nicht erzählen, was genau ich jetzt inhaltlich herausgefunden habe, sondern mehr von dieser Reise erzählen und von dem Gepäck, das ich dabei hatte und von den Dingen, die ich da auf der Reise an Infrastruktur angetroffen habe oder mir selber geschafft habe. Sehr gut.

Dann schieß mal los. Genau. Auf jeden Fall würde ich mal sagen, schauen wir mal so auf Gymnasium und dann auch Anfang Studium.

Dort habe ich mich auch immer mal wieder irgendwie vielleicht mit Konflikten beschäftigt. Das heißt, ich stieß auf Bücher, auf Texte. Ich hatte ein Live-Erleben.

Also irgendwie erlebt man ja so Konflikte auch im Alltag und hatte da dort wie fast schon so manchmal auf einer Meta-Ebene konnte ich das so mitbeobachten oder reflektieren danach oder auch mit Menschen besprechen, mit Leuten, die mir nahestehen, mit SchulkollegInnen oder mit KommilitonenInnen. Im Studium selber hatte ich dann auch im Fach Soziologie, wo es halt um Soziales geht, selbstverständlich auch inhaltlich damit Berührungspunkte und durfte dort mit Readern arbeiten. Das war so Anfang der Nullerjahre.

Also ich hatte einen Computer. Ich bin sicher, ich habe mir da manchmal auch schon Notizen auf dem Computer dazu gemacht. Aber viel eher würde ich sagen, habe ich mir dazu dann eher Texte ausgedruckt und gelesen und mir dort vielleicht so Notizen gemacht.

Und was natürlich blieb, sind so Gespräche mit Leuten über dieses Thema. Also dieses Gepäck, das ich auf dieser Lernreise anhatte oder dabei hatte, war also sehr klassisch damals noch zu dieser Zeit. Gut.

Und dann kam so eine gewisse Wende. Also einerseits hatte das damit zu tun, dass das Internet halt immer stärker in unseren Lebensalltag und auch in unseren Lernalltag Einzug fand, so Ende der Nullerjahre. Das hatte aber auch damit zu tun, dass ich das Studium abschloss und in einem Berufsfeld anfing zu arbeiten, das halt, was soll ich sagen, von Konflikten fast geprägt war.

Ja, ich fing nämlich an, professionell Kampfsport zu unterrichten, wie auch Gewaltprävention an Schulen zu machen. Also klassisch. Also da kann man so sagen, ich hatte dann dort im Beruf selber Felder, wo ich mich mit diesem Thema sehr intensiv berufswegen auseinandersetzen musste, hatte also im Austausch mit Vorgesetzten.

Ich las natürlich Dinge. Ich ging auf Tagungen und diskutierte dort mit Menschen, die schon länger in diesen Themen vielleicht drin waren. Ich machte mir Notizen, viel mehr, immer mehr auf dem Computer.

So langsam kam YouTube dann zum Vorschein und wurde wichtig. Ich schaute mir dort Videos an, machte mir Bookmarks von diesen Videos, habe also so auf YouTube so Listen, wo ich mir so Dinge, die ich interessant finde, die ich spannend finde, ablege. Eben ist zum Beispiel zu diesem Thema Konflikten.

Was auch relevant war, ich würde das wirklich ganz fest hier betonen, auf dieser Lernreise waren in diesen Phasen dann aber auch das soziale Umfeld. Einerseits wirklich so, also das ist jetzt vielleicht ein bisschen weg von unserer Alltagsvorstellung von Lernen, aber im Kampfsport nähert man sich ja diesem Konfliktthema sehr körperlich, sage ich jetzt mal. Da wird nicht darüber gesprochen und diskutiert, sondern da wird halt, naja, wir hatten Sparring, oder?

Also muss ich sagen, ich hatte wie Übungspartner in diesem Konfliktfeld im Dojo auf der Trainingsfläche, oder? Das ist auch eine Lernmöglichkeit, weil man lernt da selber über sich etwas, über wie man umgeht mit Konflikten und tauscht sich vielleicht aus und so weiter. Dann hatte ich auch vom Berufswegen, weil das eher so eine soziale Tätigkeit ist, sozialpädagogische Tätigkeit, die ich da gemacht habe in Gewaltprävention, hatte ich die Gelegenheit an Supervision teilzunehmen, hatte Coachings und hatte Intervisionsgefäße, also das sind halt so Fallberatungsgefäße, kollegiale Fallberatungsgefäße, wo die auf meiner Lernreise doch sehr wichtig waren, wo Diskussionen stattfinden, Austausch stattfinden. Wir machten Protokolle davon, die hatte ich danach, ich weiß gar nicht, ob die irgendwie noch bei mir vorhanden sind, aber die hatte ich damals garantiert.

[Sprecher 5]
Okay.

[Christian Huber]
Also auch viel Learning by Doing gehört dazu. Je länger das ging, jetzt in den letzten zehn Jahren, so habe ich dann auch Dinge dazu verschriftlicht, gezeichnet. Ich habe Plakate gestaltet für, wie man zum Beispiel Deskalation macht in Konflikten, die habe ich immer noch, also das wirklich auch so visualisiert.

Es gab weitere YouTube-Videos, die dazu kamen. In den letzten Jahren, so 2017, 2018, bin ich auf Podcast gestoßen, habe ich natürlich Podcast abonniert zu diesem Thema. Ich habe hinten in meinem Bücherregal ganz viele Bücher dazu und der Austausch zu diesem Thema bleibt natürlich vorhanden.

Also du siehst, auf dieser Lernreise, es geht jetzt gar nicht um zu betonen.

[Claudia Schütze]
Du hast ordentlich Gepäck eingesammelt, würde ich jetzt mal sagen. Johannes nickt auch so ganz laut. Also ein langer Weg und viel, viel, viel Gepäck.

Und Christian, du darfst gerne gleich sofort noch mal ein bisschen vertiefen dazu, aber tatsächlich würde ich gerne mal Johannes fragen jetzt an der Stelle, weil du hast gesagt, ja, ich habe auch was, was es gut illustriert. Und ich glaube, deine Lernreise dauert noch nicht so lange an zu diesem einen konkreten Thema. Aber auch du wirst Gepäck eingesammelt haben und mitgenommen haben und ich bin echt neugierig zu hören, was es bei dir ist.

[Johannes Starke]
Genau, total schön. Also ich, Christian, dich eben gerade, also wir sehen uns ja auch mit Kamera, aber ich hätte gar nicht in die Kamera gucken müssen, um mir vorstellen zu können, was du gerade getan hast, was du von deiner Lernreise berichtet hast. Sorry, dass ich gerade mal ein bisschen darauf eingehen möchte, was du gesagt hast, wo ich zu meiner Lernreise komme.

Ich habe tatsächlich gehört in meinen Kopfhörern, wie du dich umgedreht hast im Raum und das ganze, was du dir zusammengetragen hast, gesucht hast, weil du bist umgeben mit den ganzen Dingen, die dich begleiten zu dem Thema. Steht überall bei dir im Regal und wahrscheinlich auch in den digitalen Regalen und wie auch immer. Also ich fand das super, wie du beschrieben hast, diese ganzen Artefakte, die du über die viele Jahre Beschäftigung erstellt hast, eingesammelt hast, die dich umgeben, die auch dein weiteres Umgehen mit diesem Thema prägen werden.

So, das vielleicht noch als Hinerkunft vorneweg. Genau und Claudia, wie du schon sagtest, mein Thema ist vielleicht auch in gewisser Weise bewusst ein ganz anders gestaltet als das, was Christian eben beschrieben hat. Ich beschäftige mich wirklich noch nicht lange mit dem Begriff Corporate Learning Ecosystems und ich will es wirklich auf diesen Begriff beziehen, weil mit dem, was ich dahinter oder wie ich den Begriff für mich geprägt habe, dann beschäftige ich mich schon im professionellen Kontext natürlich sehr, sehr lange.

Aber auch ich versuche jetzt mal nicht auf das Inhaltliche, was dieser Begriff für mich genau ist, einzugehen. Vielleicht hat das auch noch was mit dem Thema, das wir heute besprechen, zu tun, aber ich versuche es auch erst mal zu beschreiben, wie ich da meine Art des Zugangs aufgebaut habe. Also der Begriff kam eigentlich zu mir.

Der kam zum einen durch die immer häufiger werdende Nennung in sozialen Medien, auf LinkedIn insbesondere, in Weblogs, in Vorträgen zu mir. Ich habe den Begriff immer häufiger gehört, habe mich daran gerieben, habe gedacht, ist das so ein Hype- Begriff? Was soll das?

Wir brauchen den eigentlich gar nicht. Habe mich dann auch an der Deutung, die manche Akteure dem Begriff gegeben haben, gerieben. Fand ich aus meiner Perspektive nicht vollständig genug.

Also so ein gewisses Reibung habe ich gespürt. Habe dann durch einen externen Impuls, hat das E-Learning-Journal, hat Fragen gestellt. Da habe ich mich angefangen, vertieft mit dem Begriff zu beschäftigen.

Habe mir die Paper durchgelesen, die es dazu gibt, die verschiedenen Bedeutungsgebungen, die verschiedenen Wünsche, die offenbar verschiedene Akteure daran haben. Habe Podcasts angehört, habe, ja klar, Internetrecherche gemacht, Bevorträge angehört auf YouTube. Eigentlich so, wie man das so macht, wenn man sich mit einem Thema beschäftigen möchte.

Mir war es aber auch ganz, ganz wichtig, mich zu vergewissern. Bin ich da auf den falschen Dampfer? Reagiere ich jetzt irgendwie aus einer gewissen Trotzhaltung mit meiner ablehnenden Haltung?

Woher kommt das? Ich denke, andere Menschen, die sich in einem ähnlich fachlichen Umfeld bewegen, wie ich dazu, habe dann auf dem CLC von der Corporate Learning Community, auf dem Barcamp mal eine Session dazugegeben und da ganz, ganz tolle SessiongeberInnen getroffen, denen ich diesen Begriff sparen konnte. Habe dann auch im Nachgang noch mal telefoniert mit welchen, die ich dort kennengelernt habe.

Bin dann von diesen Menschen auf weitere Materialien aufmerksam gemacht worden, unter anderem einen sehr geschätzten Experten, den ich auch gerne noch mal für den Lernriss-Podcast vielleicht mit euch gewinnen möchte. Mal gucken, ob das was wird. Und habe dann mein Verständnis dazu in Blog-Artikeln versucht zu sortieren, die dann wieder auf LinkedIn geteilt wurden, die dann wieder zum Beispiel ein aktueller, von dem Jochen Robes auf dem Weiterbildungsblog aufgegriffen wurde und kommentiert wurde.

Habe dann eine Session auf dem LXP-ExpertInnenforum gegeben, wo ich auch noch mal durch die Reaktionen der dort versammelten ExpertInnen gemerkt habe, welche blinden Flecken ich in dem Bereich noch habe. Also all das eine Beschäftigung von außen getriggert. Ich habe mich gewisserweise geärgert über etwas.

Habe dann versucht, da Sinn für mich reinzubringen. Habe dann versucht, wieder mit Externen zu diskutieren, ob ich mich völlig verrannt habe oder ob es in irgendeiner Weise Sinn vorgibt. Und habe dann auch durch andere externe Artikel gemerkt, es gibt offenbar ganz verschiedene Arten, diesen Begriff zu verwenden und zu sehen.

Und ich habe für mich mitgenommen, es lohnt sich, weil ich da, also ich muss mich nicht über die Verwendung des Begriffs ärgern, sondern es lohnt sich, sich damit weiter zu beschäftigen. Weil es mir fachlich sowohl privat, also nein, privat möchte ich nicht sagen, sowohl aus meinem persönlichen Interesse daran, wie Lernen funktioniert, als auch aus einem beruflichen Bedarf der Verwertbarkeit in unserer Beratungstätigkeit zum Beispiel sinnvoll erscheint. Daran kann ich mich überwinden.

[Claudia Schütze]
Super. Dann sage ich jetzt mal ganz vielen Dank an euch beide für das Öffnen eurer persönlichen Erfahrungskisten zum Thema Lernen. Und jetzt haben wir vielleicht sehr unterschiedliche Sachen gehört, aber eigentlich glaube ich auch sehr ähnliche Sachen.

Auch wenn es ganz unterschiedliche Themen waren, die ihr beide vorgestellt habt. Und eigentlich haben wir noch gar nicht so richtig gesagt, worüber wir heute reden wollen, außer dass wir individuelles Lernen ein bisschen mehr in den Fokus heute nehmen wollen. Ihr zwei, worüber wollen wir heute eigentlich reden?

Nach euren zwei schönen Beispielen. Der eine oder andere wird eine Idee im Kopf haben in der Zwischenzeit. Und wer das noch nicht hat, dann würde ich jetzt gerne mal sagen, Personal Learning Environments ist das Thema, dem wir uns heute mit diesen Geschichten schon mal ein bisschen angenähert haben.

Und wo wir jetzt einfach noch mal ein bisschen tiefer eintauchen wollen. Und ich kann sagen, als die beiden mir das Thema vorgeschlagen haben, dann habe ich erst mal mit den Ohren geschlackert und dachte mir so, hab ich sowas? Dann gab mir Johannes einen Podcast zu hören, in dem es geschlagene zwei Stunden nur um Tools ging.

Und danach habe ich gedacht, ich glaube, den Podcast macht ihr alleine. Aber es war ja für mich auch ein toller Trigger so, dass ich nämlich mal angefangen habe, mich zu beschäftigen und zu sagen, hab ich denn sowas auch, eine Personal Learning Environment? Und wenn ja, wie sieht die bei mir aus?

Auch wenn ich von den Tools fast gar keines kannte, was da im Podcast erwähnt worden ist. Und genau darüber wollen wir heute reden. Und weil ich eben zum Beispiel in diesem Podcast noch was anderes gelernt habe, dass nämlich Einnahme offensichtlich aus dieser ganzen Diskussion überhaupt nicht wegzudenken ist.

Und das ist der von Lisa Rosa, die sich schon vor ziemlich langer Zeit dazu zu den Personal Learning Environments oder Personal Learning Networks, kommen wir vielleicht auch später noch mal drauf, geäußert hat und da, glaube ich, auch ziemlich den Weg mitbereitet hat. Und es gibt ein Zitat, was mir so gefallen hat, dass ich das jetzt einfach mal ablese. Also ein Peel in ein Personal Learning Network ist wie ein Lebensabschnittsgefährte.

Es ist eine langfristige auf Wachstum angelegte und möglicherweise lebensbegleitende, lebendige, soziale Struktur, die aber von Anfang an in der Gegenwart Sinn macht, den wir selbst bestimmen. Also mir hat das total gut gefallen, der Lebensabschnittsgefährte. Und insofern, lasst uns doch mal über den oder die Lebensabschnittsgefährten zum Thema Lernen ein bisschen genauer reden.

[Johannes Starke]
Vielleicht sollten wir, wenn ich kurz unterbrechen darf, Claudia noch, wir haben jetzt schon zwei Begriffe etabliert. Personal Learning Environment und Personal Learning Network.

[Claudia Schütze]
Absolut. Sollen wir darüber ein bisschen reden.

[Johannes Starke]
Vielleicht nur zumindest, warum es jetzt zwei Begriffe sind.

[Claudia Schütze]
Genau. Dann hast du einen Gedanken dazu, Johannes, den du als ersten teilen magst dazu.

[Johannes Starke]
Also nach meinem Verständnis sind das einfach unterschiedliche Fokusfelder, die wir darauf richten. Nach meinem Verständnis ist es Personal Learning Environment dürfen wir als größer betrachten. Das ist all das, was wir uns als individuelle Lernende nutzbar machen, um unser Lernen zu verbessern, zu strukturieren, nach bestimmten Wünschen, Zielen auszugestalten, aber auch eben einfach lebendig und möglich zu machen.

Und für mich ist ein Personal Learning Network der Aspekt der sozialen Möglichkeiten und Interaktionen in diesem Umfeld. Ich wollte jetzt gar nicht so sehr in die Definitionsschiene gehen. Ich wollte nur das Verwirrung vermeiden, dass wir jetzt hier mit zwei verschiedenen Begriffen operieren.

[Claudia Schütze]
Ich finde es sehr, sehr gut, dass du da ganz kurz eingehakt hast, weil ich glaube, ich bin ein guter Beispiel User jetzt für diese Geschichte, weil ich habe ja auch gedacht, dass ich gar nicht so viel weiß zu diesem Thema, bevor ich anfinge, mich auf diesem Podcast vorzubereiten. Und natürlich sind mir diese unterschiedlichen Begrifflichkeiten auch begegnet. Und deswegen danke, Johannes, dass du hier gleich eine Klärung eingefordert hast.

Also, dann haben wir zumindest über zwei aus diesem Kontext schon mal gesprochen. Was kennzeichnet denn jetzt eine solche Personal Learning Environment? Persönliche Lernumgebung würde ich auf Deutsch sagen, aber tatsächlich ist diese Begrifflichkeit auch manchmal mit anderen Ideen besetzt.

Also bleiben wir einfach mal bei diesem PLE.

[Christian Huber]
Also, wenn wir es vielleicht ein bisschen greifbar formulieren möchten. Ich versuche das jetzt einfach mal, auch jetzt in Bezug auf unsere beiden Lernreisen von Johannes und von mir. Dann ist das Personal Learning Environment, sind die Artefakte, die wir um uns haben, die unser Lernen mitprägen, mitgestalten, dokumentieren und so weiter.

Also ganz konkret, du hast es eigentlich schon erwähnt, es geht um Tools. Also um das, was ich anfassen kann. Auf der einen Seite, das kann Stift und Papier sein, kann Notizblock sein, das können Bücher sein.

Das können aber auch dann natürlich elektronische, digitale Geräte sein. Beispielsweise heutzutage mache ich mir vielleicht ein Video von etwas, was ich lernen möchte und speichere das in meiner Cloud-Software ab und dann gehört das wie auch dazu. Das sind teilweise auch so Notizsysteme, die Menschen haben.

Eben Moleskine kann das sein. Es kann aber auch gut sein, dass jemand einen Evernote hat, das ist so ein Tool, oder in OneNote sich Notizen macht oder einfach Word-Dokumente pflegt. Das kann gut auch dazu gehören.

Das ist so die Tool-Seite und da könnte man jetzt noch mehr dazu zählen. Wenn man jetzt mein Beispiel nimmt, könnte man auch, wenn man in den Kampfsport denkt, irgendwie vielleicht auch an meine Ausrüstung denken, die ich dann anziehe und so weiter. Ja, kann man auch, wenn man will, mitdenken dafür.

Das ist so das, was man anfassen kann. Und das sind dann aber auch andere Dinge. Das Soziale, da kann gerne Johannes noch etwas dazu sagen, gehört auch dazu.

Ich möchte vielleicht noch etwas anderes stark machen, nämlich so, dass unsere Ziele oder unser Vorgehen, unsere Strategien, wie wir lernen, und das ist sehr individuell in der PLE. Also das will ich jetzt auch klar machen. Über das, was wir sprechen, ist an das Individuum gebunden.

Das sind andere Tools bei mir, das sind andere Vorgehensweisen und Ziele als bei dir, Claudia, oder bei dir, Johannes, oder bei dir, liebe Hörerin, die auch natürlich lernt, ständig im Alltag. Ich denke, das ist mal so ein bisschen eingehegt, was dazu gehört, aber da gibt es ja noch mehr, nicht wahr, Johannes?

[Johannes Starke]
Genau, bevor ich auf das Soziale eingehen möchte, möchte ich gerne noch aufgreifen, was du gesagt hast. Du hast deine Ausrüstung, du hast das Wort Artefakte verwendet, du hast auch schon in deiner Vorstellung die Plakate erwähnt, die du dir gestaltet hast, die dich daran erinnern, also das Informgießen von deinen ganzen Gedanken, dem dann wiederum aufgegriffen wird. Du hattest, glaube ich, auch Protokolle erwähnt, die mittlerweile wieder verschwunden sind, also auch die Stabilität, die Dauerhaftigkeit.

Was ist temporär an Artefakten, was verschwindet wieder, was möchte ich mir bewusst auch in 20 Jahren noch zugreifbar machen? All das sind, glaube ich, wichtige Gedanken, die in der Betrachtung von so einem Personal Learning Environment eine Rolle spielen. Dann, wie kann es auch durch andere zugegriffen werden, also wie öffentlich möchte ich das Ganze machen, welche Teile davon möchte ich öffentlich machen?

Genau, Christian, du hattest das Sparing erwähnt, solche Themen.

[Claudia Schütze]
Du auch, Johannes. Du hast in deiner Vorstellung erwähnt, mit deiner CLC-Session zum Beispiel, du bist auch bewusst rausgegangen, um deine Gedanken anzubieten und zu hören, was haben andere für ein Feedback und was haben die für Gedanken? Und das wird deine eigene Einstiegsausrüstung sozusagen in Hochkomma verändert haben in dem Moment, als du diese Session gehalten und abgeschlossen hattest.

[Johannes Starke]
Absolut. Und dann eben auch die Tool-Auswahl, wie beeinflusst die, wie ich mich auch gedanklich, kognitiv mit einem Thema auseinandersetze? Also welche Features beeinflussen die Art und Weise, wie ich meine Gedanken strukturiere?

Da gibt es da ganz, ganz viele sehr, sehr hohe Erwartungen, die Menschen an Tools setzen. Also ich hatte mich auch eine Zeit lang mal mit dem Zettelkasten-Prinzip zum Beispiel auseinandergesetzt, wo nicht respektierlich gemeint heißt Versprechen. Also wenn ich alles in eine Zettelkasten-Struktur gieße, dann schreiben sich zukünftig meine Bücher quasi von alleine, weil das alles so gut strukturiert und abgeschlossen ist.

Ich finde das unglaublich faszinierend. Und Menschen, die das können und beherrschen, die Energie da reinstecken, da kommen auch tolle Ergebnisse zustande. Ich habe lange Zeit mich auch engagiert, das besser für mich und andere zu erschließen.

Aber genau diese Hoffnungen auf Tools, auf bestimmte Vorgehensweisen, auf bestimmte Regeln, Strukturen, die ich durchlaufe, um mein PLE zu gestalten, um mich produktiver zu machen, um meine Tasklist abzuarbeiten. Also auch solche Frameworks wie Getting Things Done sind so auch nichts für mich. Also verschiedene Vorgehensweisen, um besser zu werden im Lernen, im Erarbeiten, im Abarbeiten von To-Dos bis hin zu solchen Frameworks, wo wir vielleicht auch später nochmal im Detail darauf eingehen können, was wollte ich nicht vergessen, wenn ich mir mein Lernen organisiere, damit es besser wird.

Genau, aber dann über die Ressourcenfrage. Auf was habe ich überhaupt Zugriff? Also ich habe zum Beispiel gemerkt in der Beschäftigung mit Corporate Learning Ecosystems, da gibt es viele akademische Paper, wo ich aber keinen Zugang zu habe, weil mir die Lizenzen, die Zugriffe auf die entsprechenden Zeitschriften fehlen.

Wenn ich da an einer Uni wäre, dann würde mir wahrscheinlich manches leichter fallen. Wie kann ich mich da organisieren? Sollte ich mir jetzt vielleicht auch nochmal von der Hochschule einen Zugang besorgen oder wie auch immer?

Bis hin in das Soziale hinein, mit welchen Menschen umgebe ich mich, in welchen Bereichen außerhalb meines täglichen Jobs engagiere ich mich? Was bringe ich aus meinem privaten Freundesfamilien, wie auch immer, Kontext rein? Wo sind da die Grenzen?

Möchte ich die bewusst separieren? Lasse ich die ineinander fließen? Bis hin zu Organisationsstrukturen, die Auswirkungen darauf haben, in welchem Kontext ich zum Beispiel das, was ich auch privat lerne, teile.

Gibt es da vielleicht bestimmte Regulatorien, wo ich Sorge habe, okay, das könnte mir jetzt als Teil von Interna ausgelegt werden? Gibt es da Arbeitszeitregelungen, dass ich mich in bestimmten Zeiten irgendwie nur auf Plattform X, aber nicht auf Plattform Y bewege und so weiter und so fort? All das sind Dinge, die reinspielen, wie ich auch mein persönliches Lernen, egal ob privat oder beruflich bedingt, organisiere.

[Claudia Schütze]
Okay. Christian, du hast heute einen Ruf.

[Christian Huber]
Ja, auf jeden Fall. Ich finde das super. Ich kann da gleich andocken.

Und zwar dieses Thema mit den Papern finde ich super. Also es geht da so um wissenschaftliche Publikationen, oder? Und dort ist es ja nicht nur eine Frage vom Zugang zu diesen Lizenzen, sondern es ist ja auch, und das wird dann auch deutlich, eine Frage von, weiß ich überhaupt, dass es quasi diese Lernmöglichkeit gibt, über Paper etwas in Erfahrung zu bringen, oder?

Oder bei Konflikten jetzt auch wieder. Ich bringe einfach wieder das Beispiel, weil ich es gern habe, wenn wir beim Lernen nicht immer nur ans Kognitive denken, sondern eben auch, wenn Leute sich mit Konflikten beschäftigen, kennen sie die Möglichkeit auch vielleicht körperlich in einem Übungsfeld sich mit Konflikten auseinanderzusetzen. Es muss ja nicht jeder Vollkontakt-Kampfsport machen, aber einfach so, oder?

Das zeigt, dass diese Personal Learning Environment, dieses Set an Tools, an Strukturen, an Ressourcen, an Strategien hoch individuell sind, aber auch, und das wäre dann der zweite Gedanke, auch sozial-strukturell geprägt sind, oder? Es ist auch eine Frage, was habe ich für einen Bildungshintergrund, mit welchen Menschen umgebe ich mich, die mich inspirieren können, wo ich etwas zusätzlich lernen kann, jetzt nicht nur über ein Themengebiet, sondern auch, wie ich lerne, wie ich lernen kann, wie ich Lernen strukturieren kann, und das möchte ich einfach stark machen, dass dieser PLE-Gedanke, der ist auch abhängig davon, wie man sozial situiert ist.

Ein letzter Gedanke, wo ihr dann gerne anschliessen könnt, ist der Gedanke, dass diese Personal Learning Environment immer vorhanden ist, bei jedem Mensch. Das, was Johannes und ich jetzt sehr explizieren, jetzt in diesen vergangenen 27 Minuten, wir sind uns das gewarnt, wir haben das reflektiert und so weiter. Das heißt aber nicht, dass Menschen, die kein elektronisches Tool haben, um sich Notizen zu machen, die sich gar nie Notizen machen beispielsweise, kein PLE haben.

Auch die sprechen vielleicht mit ArbeitskollegInnen über etwas, die nehmen vielleicht einen Film mit dem Handy auf oder machen Screenshots und schauen dort nach, wie sie eine App bedienen müssen und so weiter, sind sich gar nicht gewarnt, dass das eigentlich zu ihrem PLE gehört, aber das gehört es eben. Jeder hat das.

[Claudia Schütze]
Christian, das ist super schön, dass du das zum Abschluss sozusagen dieser kleinen Sequenz nochmal ergänzt hast, weil ich das wirklich wichtig finde. Wir haben auch ja schon mal das ein oder andere Mal diskutiert über Lernen in Kontexten, wo es keinen Schreibtisch gibt, wo Menschen nicht über einen Computer verfügen, an dem sie permanent oder ein Handy, ein Mobilgerät, wo sie lernen können, weil vielleicht einfach in der Arbeitsprozess der eigene so einer ist, wo ich gar nicht ständig lernen kann. Aber auch da gibt es Ecken, wo ich an Whiteboards Informationen zusammentrage, wo ich Kommentare sammle, wo ich Aufgaben verteile, wo ich Arbeitsergebnisse ausstelle in Hochkomma, aber das meint es manchmal tatsächlich wirklich praktisch.

Und all das gibt es. Und das ist nicht gebunden an das elektronische Tool dafür, dass ich das zur Verfügung habe. Es macht vieles einfacher natürlich und Wiederverwendbarkeit und weiter bearbeiten und teilen, wenn wir gleich alles nochmal drauf kommen.

Natürlich geht das da auf eine andere Art und Weise. Und trotzdem geht es aber in solchen Kontexten eben auch, Christian. Und deshalb vielen Dank, dass du das auch nochmal quasi erwähnt hast jetzt zum Abschluss, weil ich denke, das ist vielleicht nochmal ein Anreiz für unsere Zuhörerinnen auch, die vielleicht denken, habe ich alles sowas gar nicht.

Und ich habe ja auch gesagt, ihr ist ein Zwei-Stunden-Podcast, der sich nur mit Tools beschäftigte. Und natürlich entsprechend viele Tools, die dort vorkamen und die vorgestellt wurden. Auch wenn ich das nicht habe, kann ich ein Personal Learning Environment haben.

Und das, glaube ich, ist eine wichtige Botschaft. Und nicht nur kann ich, sondern ich werde eine haben, definitiv.

[Johannes Starke]
Da fällt mir zum Beispiel, ich hoffe, du weißt das nicht so sehr aus jetzt, das Thema, aber auch der Ort, an dem ich mich hinsetze, um mich auf etwas zu konzentrieren. Das ist gerade in Corona-Zeiten haben das viele von uns gemerkt, ob ich nur den Küchentisch habe oder ob ich mein eigenes Arbeitszimmer habe, ob ich mich in eine Bibliothek zurückziehen möchte, um mich inspirieren zu lassen, ob ich draußen im Café am besten lerne. Da merkt man, wie individuell das Ganze ist.

Der eine war am Küchentisch wahnsinnig happy, der andere hat geflucht und braucht einfach einen Zugsort oder braucht die permanente Ablenkung durch soziales Umfeld draußen, weil sie dann erst kreativ oder inspiriert wird. Da merkt man, wie stark individuell das ist.

[Claudia Schütze]
Das ist sehr mein Thema. Absolut. Und es ist auch schön, Johannes, dass du dieses Beispiel jetzt auch noch mal mit ergänzt hast, weil ich habe euch doch gesagt, ich habe nach Personal Learning Environment gesucht in der Vorbereitung auf diesen Podcast.

Und in einer Akronymliste tatsächlich 73 Begriffe gefunden. Und es wurde noch viel schlimmer, als ich persönliche Lernumgebung eingegeben habe. Und was du beschrieben hast, Johannes, das ist übrigens etwas, was man sehr praktisch unter persönlicher Lernumgebung auch versteht, was im pädagogischen Kontext tatsächlich auch eine gewisse Bedeutung hat.

Wie gestalte ich denn das Lernumfeld, in dem ich lernen ermögliche? Also Küchentisch, Bibliothek, Café ist ein persönliches Lernumfeld, auch in dem ich Möglichkeiten habe oder auch Möglichkeiten nicht habe. Und insofern danke auch noch mal für die Ergänzung.

So, jetzt haben wir ein bisschen geredet über persönliches Lernen. Wie gestalte ich das? Ich fand es sehr schön, dass wir klar gesagt haben, es geht dabei nicht nur um Tools, wenn ich meine Lernmöglichkeiten, meine Gepäckstücke sozusagen zusammentrage für die Reise, sondern es geht, Christian, hattest du gesagt, auch um Abläufe, um Prozesse, um Routinen, die ich mir aneigne, die ich benutze dafür.

Also das ist mir ein Anliegen, auch noch mal zu sagen, es ist da sehr viel mehr drin, des Entwicklens, des Aufbaus und des Gestaltens der persönlichen Lernumgebung, als eben nur die Frage, welches Tool nehme ich denn, um diese zusammengeschlagenen Lerninhalte abzulegen, zum Beispiel. Johannes, und ich glaube, jetzt ist ein ganz guter Punkt, deswegen würde ich dich jetzt mal bitten, jetzt haben wir viel über Sammeln geredet, wir haben aber auch schon so ein bisschen geredet über, wen suche ich mir denn, mit dem ich was austauschen kann. Du hast von deiner CLC-Session erzählt.

Ihr habt beide den Wortlaut benutzt, ich schaue, mit welchen Menschen ich mich umgebe, um in meinem Lernkontext voranzukommen zum Beispiel, oder auch ein entsprechendes Challenging zu erfahren, dass ich wirklich weiterkomme an dem Thema, Johannes. Und das bringt mich zu einem Gedanken, den wir auch im Vorgespräch eben hatten. Diese, ja, nennen wir es Modelle oder Prozesse dieses Lernens, dieser Lernreise haben verschiedene Abschnitte.

Und ich weiß, dass eins deiner präferierten Modelle, aber es gibt viele andere mehr, eben dieses Sixth Sense Share-Modell ist. Und ich würde dich super gerne bitten, dazu mal in Bezug auf das, was wir eben schon gesprochen haben, ein bisschen detaillierter darzustellen.

[Johannes Starke]
Richtig, also das benannte Sixth Sense Share, was von Harold Yerke kommt, der Kanadier. Es lohnt sich sehr, auf seinen Blog regelmäßig mitzulesen. Er hat auch den Begriff der Personal Knowledge Mastery, wenn ich es richtig im Kopf habe, geprägt.

Das mag ich eben sehr, weil es so universell anwendbar scheint. Aber wie du schon sagtest, es gibt auch noch andere Begriffe, Aggregate, Remix, Repurpose, Feedforward, was, glaube ich, von Stephen Jones, Stephen Downes erwähnt wird. Oder Sammeln, Organisieren, Verbreiten, Erledigen, all das sind so, es ist ein bestimmter Kreislauf, der da beschrieben wird, der unglaublich wichtig ist, meines Erachtens, und wirklich hilfreich ist, ihn auch im Hinterkopf zu erhalten, wenn man versucht, sein Personal Learning Environment ein bisschen zu strukturieren und sich die Tools, die persönlichen Routinen anzueignen.

Weil eigentlich all diese Kreisläufe steigen damit ein, dass wir auf neue Dinge aufmerksam werden, dass wir die Impulse von außen bekommen, dass wir Wissen von draußen uns reinholen in unseren persönlichen Arbeitsbereich, also eigentlich in unser PLE reinholen. Das kann Wissen sein, was wir im Internet finden, was wir auf sozialen Netzwerken mitbekommen, was uns jemand in der Kaffeeküche erzählt, ein Freund, im Verein, wie auch immer, wo das herkommt. Also die Vielfalt von potenziellen Quellen zahlt darauf ein, dass dieser Teil gut funktionieren, zu mir reinhole, persönlich für mich, also natürlich erstmal durchlese und verstehe, mit Sinn anreichere, überlege, okay, wie könnte ich das einsetzen, vielleicht mit anderen auch Challenges verarbeite, also mit meinem persönlichen Kontext versehe, um es dann, und ja, auch irgendwie in meine Bibliothek zu stellen, klar, das können wir dazu, also auch wiederfindbar zu machen, und es dann aber auch wieder zu teilen mit anderen, um dann eben die Möglichkeit zu bekommen, Feedback darauf zu bekommen, aber auch insbesondere, um auf was zurückzugeben, weil so ein Wissens- und Lernkreislauf funktioniert nur bedingt, wenn man immer nur nimmt, aber nie zurückgibt. Also auch gewiss, die Verpflichtung für sich verspürt, wenn ich mir von da draußen Informationen aufgegriffen habe, Wissen aufgegriffen habe, dass es auch an mir liegt, dann da was zurückzuspiegeln, an die ursprünglichen VerfasserInnen, aber auch in die Gemeinschaft hinein, womit ich dann natürlich auch wieder mich persönlich sichtbar mache und auch mich darstelle als Experte, denn das zählt da mit rein. Genau, und dann kann man jetzt noch, also der Part des Erledigens, also dass ich es so strukturiert mache, dass ich da eine gewisse Effizienz an den Tag lege, könnte man jetzt auch noch als Teil des Ganzen sehen.

Ich bin da so ein bisschen in Zwiegespalten, weil ich glaube, ein guter Balance zwischen Verschwendung und Effizienz ist auch für LES ganz gut. Genau, aber lang erzählt, kurz zusammengefasst, also es gibt diesen Kreislauf in einem PLE. Also ein PLE ist nicht einfach nur der Wust an Tools und da mache ich irgendwas, sondern es ist wirklich gut, sich über diese mehreren Schritte Gedanken zu machen.

Wo finde ich Sachen? Wie verarbeite ich Sachen? Wie teile ich Sachen?

Klingt so despektierlich.

[Claudia Schütze]
Aber es ist so anschaulich, Johannes, und deswegen ist es gut, die Vokabeln zu verwenden. Christian?

[Christian Huber]
Ich möchte sehr gerne anknüpfen an diesem Verschwenden. Vielen Dank für diesen Seitengedanken, den du noch geäußert hast, Johannes. Nein, also ich meine, da müssen wir einfach realistisch sein.

Es ist ganz normal, dass wir uns nicht alles merken können. Es ist ganz normal, dass wir zwar vielleicht alles ablegen könnten, aber wir werden nie alles wieder finden und verarbeiten können, was wir uns je gebuckmarkt und abgelegt und so weiter haben. Und ich finde auch, es ist integraler Bestandteil eines PLEs oder einfach unserer ganz normalen Lerngewohnheiten, dass wir auch verlernen und dass wir auch vergessen und dass Dinge auch untergehen.

Das ermöglicht dann ja auch wieder Freiraum, um etwas zu erneuern, sei das in den Strukturen des PLEs, sei das auch inhaltlich Neues zu lernen. Also das möchte ich stark machen. Und vielleicht das kurze Beispiel einfach auch da nochmal bringen.

Ich habe mich auseinandergesetzt mit Deeskalationsmodellen. Wie gehe ich vor, wenn ein Konflikt da ist, damit er nicht in Gewalt mündet, sondern damit ich den irgendwie anders deeskalieren kann. Das ist dann dieser Siegmoment.

Ich habe da schon am Beginn erzählt, wie ich mich damit alles auseinandergesetzt habe. Dann das Sense, da habe ich auch schon gesagt, ich habe dann für meine Tätigkeiten der Gewaltprävention an Schulen für Kinder und Jugendliche altersgerechte Plakate gestaltet oder wo ich das visualisiert habe. Also ich reiche das an, mache das für mich zum einen, sodass ich dahinterstehen kann, aber auch für andere dann brauchbar.

Und ich teile es dann auch. Also ich schäre es dann auch in meiner Arbeit, jetzt in diesem Beispiel. Es ist gerade so, dass all diese Unterlagen, die ich erarbeitet habe in den letzten Jahren, ich daran bin mal zu schauen, kann ich dir auch ganz unter einer Creative Commons Lizenz im Internet, also wirklich als Open Educational Resources einfach auch wieder zur Verfügung stellen und teilen.

Das wollte ich jetzt als konkretes Beispiel noch anbringen.

[Claudia Schütze]
Ja, sehr schön, sehr schön. Vielen Dank dafür, Christian. Ich hatte auch einen Gedanken tatsächlich mit deinem Verschwenderisch, Johannes.

Dazu will ich noch mal was sagen. Ich glaube, also ich persönlich glaube, man muss auch ein bisschen verschwenderisch sein beim Sammeln, weil manchmal entstehen Interessen, nämlich als Abfallprodukt. Und manchmal findet man auch Dinge als Abfallprodukt aus einem verschwenderischen Zusammentragen.

Also diesen Sammelinstinkt, vielleicht haben manche Menschen den mehr und andere ihn weniger. Aber dieses Sehen, Wahrnehmen, Bewerten könnte wertvoll sein. Ich lege es mal irgendwo hin.

Und wer mir öfter schon zugehört hat, der kennt vielleicht schon die Terminologie, dieser schöne Google-Unfall, den ich öfters zitiere. Das sind Dinge, die begegnen mir, wenn ich auf der Suche nach etwas ganz anderem bin. Aber die sind so toll, dass ich sofort überlege, okay, was mache ich, damit ich das nicht wieder vergesse, obwohl jetzt mein Fokus gerade ein ganz anderer ist.

Und als ich nämlich nach PLE gesucht habe, bin ich, warum auch immer, plötzlich über Storytelling im Training gestolpert. Ja, das nächste spannende Thema. Also darüber wollen wir jetzt nicht reden.

Aber ich will sagen, ich glaube, verschwenderisch sollte man bis zu einem gewissen Grad tatsächlich bei der Sammlung von Dingen sein, die wir zusammentragen, um überhaupt erst mal eine Lernreise, uns auf einer Lernreise bewegen zu können.

[Johannes Starke]
Und auf die Gefahr hin, hier ein Diskussionsfeld aufzumachen, wo wir wahrscheinlich die nächsten zwei Stunden erbittert darüber diskutieren können.

[Sprecher 5]
Nein, das machen wir nicht.

[Johannes Starke]
Ist das zum Beispiel auch so ein Punkt, wo ich glaube, dass uns PLEs in unserem Menschlichsein unterstützen können. Also die Freude am Lernen und die von einer im Job oft geforderten Effizienzdenke losgelöste Art, mir meine Interessen, meine Neugierde zu strukturieren, wo zum Beispiel sogenannte künstliche Intelligenz, Organisationssysteme dann eine Abkürzung bauen können, die uns eben in der Funktionsweise des PLE nicht förderlich sind. Weil hier geht es wirklich darum, auch auf unser eigenes Denken zu gucken und zu überlegen, aus welchen Gründen habe ich jetzt diesen Abzweig genommen und warum habe ich mir diese Materialien eigentlich reingeholt.

Und wow, da schließen sich mir noch Themengebiete an, die ich überhaupt nicht gedacht hatte. Dieser Serendipity-Moment, den du ja so schön beschrieben hast, Claudia, dieser Suchmaschinenunfall. All das haben wir nicht, wenn wir zu stark streamlined in dieser Effizienzdenke den schnellsten Weg zu einem gegebenen Ziel finden wollen.

[Claudia Schütze]
Soll nicht heißen, dass wir den nicht manchmal finden müssen, weil wir manchmal eben einfach auch Anforderungen haben, die sagen, wir müssen in kurzer Zeit auf irgendwas auf den Punkt kommen und Ergebnisse produzieren. Aber ich finde, sich den Luxus zu dieses Sammeln, dieses wirklich Jagen und Sammeln von Dingen, die ich lernwert finde, aufhebenswert finde. Und für mich entstehen Momente der Kreativität daraus tatsächlich, wenn ich das dann nochmal reflektiere oder wenn ich mich auch einfach mal diesem ziellosen Weiterlesen hingebe.

Und daraus kann, zumindest für mich persönlich, und ich glaube, das ist vielleicht auch nochmal wichtig an der Stelle zu sagen, Christian, für dich ist es ganz was anderes und Johannes für dich auch als für mich. Und wir haben alle drei verschiedene Wege, wie wir uns auf solchen Lernreisenthemen nähern. Und das ist auch gut so, dass wir die haben.

Es ist etwas sehr Persönliches und Individuelles und wir gestalten es. Und wir gestalten es mit den Mitteln, die für uns passend sind. Und die werden hundertprozentig für uns drei definitiv unterschiedliche sein.

[Johannes Starke]
Es gibt ja auch so viele, um jetzt nochmal paar Begriffe reinzuwerfen, die ganz oft genannt werden. Also gerade, wenn man sich überlegt, wie sortiere ich mich, wie strukturiere ich mein Wissen digital, also welche Tools nutze ich dafür. Ich habe eben schon Zettelkasten erwähnt als eine Möglichkeit.

Aber auch noch so übergeordnet gibt es ja so Begriffe wie Domain of One's Own, Digital Gardening und viele andere, die mir jetzt gerade nicht einfallen, die aber eben dann von ihrer unterschiedlichen Benennung aussagen, also daraus gedeiht etwas. Ich pflanze, das ist vielleicht ein bisschen blumig, diese Metapher, aber ich finde sie trotzdem schön, weil ich bin an meinem ungebauten Acker und hol da, pflanze da meine Samen. Und allein dadurch, dass ich es tue, entsteht etwas Neues.

Oder Domain of One's Own angelehnt, wo dann auch die soziale Komponente wieder drin haben. Virginia Wolf, Room of One's Own, wo ist ja eigentlich so die feministische Frage. Ich brauche meinen eigenen finanziell auch abgesicherten, selbstsouveränen Bereich, in dem ich etwas tun kann.

Ich meine, das war ja der Namensgeber dann für Domain of One's Own. Ich habe meinen eigenen Bereich, wo mir nicht irgendwie Unternehmensrichtlinien rein funken. In dem darf ich erst mal machen, was ich möchte.

Und dann ist natürlich ideal, dass es auch Schnittpunkte gab. Da sprechen wir, glaube ich, später noch drüber zu. Aber ich habe erst mal selbstsouverän, selbstbestimmt mit meinen eigenen Regeln eine Möglichkeit, mir meine Interessen zum Blühen zu bringen.

[Claudia Schütze]
Super, Johannes. Und dann würde ich sagen, lassen wir das jetzt mal so ein temporäres Endwort sein für das Thema, das persönliche Lernen, das Personal Learning Environment. Wie gestalte ich es für mich?

Und jetzt haben wir gesagt, wir machen mit diesem Podcast mal eben ein bisschen was anderes. Wir gucken eher auf das individuelle Lernen. Wie gestaltet jeder das für sich alleine?

Aber es existiert natürlich nicht ganz losgelöst von Lernen in Organisation. Und mir war ein großes Anliegen, dass wir zu diesem Thema schon jetzt auch noch mal ein bisschen einen Schwenk machen und sagen, was kann denn das Ganze mit dem Corporate Learning zu tun haben, was wir bis hierhin uns angeschaut haben. Eure beiden Beispiele.

Christian, Konflikte hat was mit deiner Arbeitstätigkeit zu tun gehabt, mit vielen verschiedenen Arbeitstätigkeiten. Johannes, die Learning Ecosystems, das ist auch ein Thema, was sich im Jobkontext begleitet. Und trotzdem habe ich aber rausgehört, dass der Trigger oder auch viele Punkte der Beschäftigung durchaus was sehr Persönliches und Individuelles bei euch waren.

So, und deshalb würde ich jetzt super gerne mal diesen Schwenk machen in Richtung Corporate Learning und würde euch gerne mal einladen, euren Blick auf dieses Thema vielleicht mal mit unseren ZuhörerInnen zu teilen.

[Christian Huber]
Vielleicht ist es hilfreich, sich zu überlegen, was könnte Corporate Learning mit diesem PLE-Thema zu tun haben. Auf den ersten Blick, wie du es jetzt gesagt hast, könnte man ja sagen, okay, da gibt es inhaltliche Überschneidungen. Was jetzt vielleicht nicht so nahe liegt, ist auch darüber nachzudenken, eben weg vom Inhalt hin zu diesem PLE als Netzwerk von Dingen, von Beziehungen, von Strategien und da zu überlegen, wo sind da Berührungspunkte vom Corporate Learning.

Und ich mache jetzt vielleicht so ein bisschen die, ich sage jetzt sehr produktive Perspektive, mache jetzt mal auf, um das einfach mal deutlich zu machen. Man kann ja sagen, ein Corporate Learning, das besteht aus Lernangeboten, aus Lernstrukturen in einem Unternehmen, in einer Organisation, die das Lernen der Mitarbeitenden fördern soll. Dort hat es Inhalte, es gibt Kursangebote, das können Trainings sein, in Präsenz, in physischer Präsenz, Virtual Trainings, das können Selbstlerneinheiten wie WBTs, E-Learning-Sachen sein.

Das kann aber sehr oft, dürfen wir ja nicht vergessen, sind das auch so Kurzelektronische Artefakte, wie schau mal dieses PDF an oder ein Mail, wo was drinsteht, was eigentlich wichtig ist, vielleicht nicht so vertieft in ein Thema reingeht, aber es stößt eigentlich das Lernen an. Also, Corporate Learning hat Strukturen, wie ein Unternehmen das Lernen gestaltet. Der Punkt ist jetzt, dieses Lernen richtet sich ja an die Individuen in der Organisation, also an die einzelnen Personen, an die einzelnen Menschen.

Und was wir jetzt mitnehmen aus dem ersten, ganz kurzen Teil unseres Podcasts, ist, dass jeder und jede ein eigenes PLE hat, das heißt, das Lernen, was man persönlich gestaltet, ist schon in so Strukturen vorgeprägt. Und dann kommt ein Kursangebot über ein LMS, über ein Learning Management System, es kommen Mails, es kommen PDFs rein, es kommen Videodateien, die ich mir anschauen soll, aber die sind dann vielleicht irgendwie eingebettet und ich kann die gar nicht z.B. in mein Notizsystem integrieren. Also, da merkt man so, okay, da gibt es dann vielleicht Reibungsflächen, weil die Strukturen des Corporate Learnings nicht Rücksicht nehmen auf die PLEs.

Ob sie das müssen oder nicht, das können wir jetzt alles noch diskutieren. Ich will einfach jetzt mal diesen Punkt stark machen und ein bisschen aufzeigen, wie wir vielleicht so, nicht unbedingt das Gegenstück, aber einfach so aus der Perspektive des Corporate Learnings auf diese Lernnetzwerke, Lernressourcen schauen, habe ich jetzt aufgezählt, die dann eben auf die PLEs treffen.

[Claudia Schütze]
Johannes, was gibt es aus deiner Perspektive dazu?

[Johannes Starke]
Du hast es eben schon wunderbar angeteasert. Wir haben da also diese zwei doch sehr unterschiedlichen Arten zu lernen, diese sehr unterschiedlichen Arten ans Lernen heranzugehen. Ich kann nicht nur sagen, dass da ein Lernprozess wirklich unterschiedlich läuft, weil der ist oft dann auch sehr ähnlich.

Aber genau, wie können wir die jetzt annähern? Welche Schnittstellen ergeben sich da? Ich glaube tatsächlich, dass wir beim Thema PLE oft die Challenge haben, dass die Struktur der PLEs vielen Menschen, die jetzt als Mitarbeitenden in einem Unternehmen lernen sollen, ihnen gar nicht bewusst ist, was sie eigentlich alles aufgebaut haben oder was sie alles anzapfen können, beziehungsweise dass das so verinnerlicht ist, dass es jetzt eine gewisse Schwierigkeit ist, zu überlegen, okay, wie kann ich jetzt diese Strukturen oder auch Einzelelemente davon andocken, an das, wie Lernen von mir im Unternehmenskontext gefordert wird. Das ist manchmal gar nicht so leicht.

Und auf Unternehmensseite haben wir dann oft auch regulatorische Hemmnisse, gewisse Regeln, was auf Arbeitsrechnern eben nicht passieren darf, welche Menschen eben nicht kontaktiert werden dürfen, was nicht geteilt werden darf, was als anruhig gesehen wird. Ich glaube, dass sich da in den letzten Jahren einiges auch schon getan hat, auch einiges viel aufgeweicht hat. Wenn ich zum Beispiel noch vor, keine Ahnung, einigen Jahren überlegt habe, wie abgeschottet da manche Internetzugänge im Unternehmenskontext waren, wo man auf bestimmte Plattformen nicht draufgehen konnte, wie streng reglementiert die Nutzung von sowas wie LinkedIn war und welche Botschaften man dort versenden oder nicht versenden durfte.

Gut, aber in vielen Bereichen ist es immer noch so. Auf Unternehmensseite werden Barrieren aufgebaut und im privaten Kontext ist vieles nicht bewusst. Und wie kriegen wir das jetzt zusammen?

Und da gibt es sicherlich keine Best Practices für. Das ist von Individuum zu Individuum und von Organisation zu Organisation ganz, ganz unterschiedlich. Ich glaube, wir können da Beobachtungen anstellen, welche verschiedenen Taktiken es geben könnte, um so eine Ernährung zu fördern, oder?

[Claudia Schütze]
Also, er hat so ganz kurz angerissen, vielleicht müssen wir das aber auch gleich noch mal ein bisschen vertiefen, dass natürlich Organisationen Lerninhalte zur Verfügung stellen, weil das ist die Aufgabe von professionellen Lernorganisationen, eben Lernangebote an Lernende in ihren Rollen, in ihren Aufgaben zu machen. So, das ist das eine. Das andere ist, darüber hinaus beschäftigt sich ja jeder mit diesen Inhalten, sucht eigenes, reichert an, führt Diskussionen, lernt beim Kantinenmittagstischgespräch und kreiert in seinem Kopf schon wieder eine Weiterentwicklung von dem, was vielleicht aus diesem organisational angebotenen Lernangebot geworden ist.

Und ich glaube, was Organisationen tatsächlich schon tun könnten, Ermöglichungsrahmen zu schaffen, dieses schöne Wort, glaube ich, ist an der Stelle auch richtig, indem Menschen darüber reden, wie sie etwas tun. Also, nicht unbedingt immer nur die Ergebnisse vorstellen, das ist auch wichtig, das hören wir auch gerne, zum Beispiel bei solchen Formaten wie Fridays for Learning, unsere Peer-to-Peer-Lernformate. Aber es könnte auch eine Möglichkeit sein, eine Plattform zu bieten, um KollegInnen die Möglichkeit zu geben, das, was für sie persönlich sehr gut funktioniert, mit anderen zu teilen.

Christian hat mich korrigiert, es ist keine Best Practice, das ist richtig, aber Dinge, die gut funktionieren, über die kann man sprechen. Und über die kann man reden und damit anderen Menschen Anregungen geben, wie sie ihr eigenes Lernen vielleicht erfolgreicher gestalten können. Und das Ganze treibt mich ja auch immer so ein bisschen um, aus diesem Thema heraus lernen, lernen, weil ich eben einfach glaube, dass das für viele noch ein Thema ist, vielleicht für die einen mehr, für die anderen weniger.

Aber es ist etwas, was unsere Aufgabe ist, weil wir immer mehr, immer schneller, immer neue Themen lernen müssen und uns damit beschäftigen müssen. Und wenn ich ein bisschen abgucken kann bei anderen und höre, wie machen die das denn, und dann ist es nicht unbedingt die Toolfrage, sondern es ist eben auch ein Prozess, wie beschäftige ich mich mit dem, wie ich mir Lerninhalte erarbeite. Dann kann man, denke ich auch als Organisation, Inspiration setzen damit und Anregungen geben und vielleicht sogar im Sinne von Anleitungen geben.

[Christian Huber]
Mir gefällt das, wie du dich immer wieder stark machst für diese Lernformate, für dieses Working out loud wäre so eine Methode oder dieser Lernzirkel oder was auch immer. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Asynchronen in Teams-Kanälen zu teilen, was man jetzt gerade gelernt hat und so weiter. Also dieses Working out loud quasi, Learning out loud stark zu machen.

Ich glaube auch, dass da Organisationen eine Chance haben, diese Ermöglichungsräume zu gestalten. Und gleichzeitig mache ich mich aber auch stark einfach für noch eine zusätzliche Perspektive, die ist gar nicht unbedingt konkurrierend dazu, sondern einfach so, ich würde sagen, das findet so oder so schon statt. Dieses Sprechen über das Lernen, wie man lernt.

Auch in Organisationen, die vielleicht eine eher sehr, sag ich jetzt mal, traditionelle, einfache Lernkultur oder Lernstruktur haben, eben nichts von diesen Lernformaten, die du jetzt alle angesprochen hast, weil Menschen am Arbeitsplatz informell mit anderen Menschen kommunizieren. Und ich bin überzeugt, dort wird immer mal wieder darüber gesprochen, nicht nur, was sie gelernt haben, sondern vielleicht auch wie oder wie sie auch nicht gelernt haben, nämlich, dass es dann Compliance-Training waren und das war so langweilig und dann konnten sie gar nichts mitnehmen. Aber was weiß ich, oder?

Aber einfach so, ich will auch diese Perspektive noch auftun, das passiert schon. Und das wird vom Unternehmen teilweise gar nicht gesehen, ist aber trotzdem da. Kann auch nicht unbedingt vom Unternehmen direkt bearbeitet werden, weil es eben informelle Strukturen sind und darauf hat eine Organisation keinen Zugriff.

Trotzdem oder gerade deswegen ist es ganz wichtig, noch einmal, ich will mich stark machen dafür, was du gesagt hast, dass Unternehmen immer daran denken, Lernchancen zu ermöglichen, auch außerhalb des klassischen strukturellen Denkens von Corporate Learning angeboten. Was meine ich damit? Joannes hat das vorher auch schon gesagt, dass Organisationen auch gewisse, also, sie haben gewisse Zwänge, seien das rechtliche, regulatorische, die sie einhalten müssen.

Die müssen das einfach, auch wenn das manchmal Dinge verhindert oder schwierig macht, aber das muss so sein. Und logischerweise gerade Unternehmen haben auch Eigenlogiken im Sinn von ökonomischen, von Verwertungslogiken. Es ist halt nicht alles, was schön wäre und was toll wäre, möglich, weil man schlussendlich irgendwie als Unternehmen überleben muss, finanziell.

Und ja, ich muss es jetzt, glaube ich, nicht weiter ausführen. Wir wissen alle, was darunter zu verstehen ist. Das müssen wir ja auch anerkennen.

Das ist klar, oder? Was das Problem ist, ist meiner Meinung nach, oder was eine Chance verhindert, ist, wenn zu fest gedacht wird im Corporate Learning, okay, ich muss jetzt die Kontrolle haben. Ich muss die Kontrolle über das gesamte Lernen im Unternehmen haben.

Und ich habe schon gesagt, das kann man gar nicht, nur schon, weil es diese informellen Gefäße gibt. Und ich würde hier plädieren, jetzt auch wieder Bezug nehmen auf das PLA-Thema, sich da sensibler zu zeigen und individuell, weil das ist in jedem Unternehmen und bei jedem Mitarbeitern, Personengruppen auch unterschiedlich, sich zu überlegen, welche Möglichkeiten kann ich bieten, kann ich fördern, kann ich mir erdenken, kann ich mit den Mitarbeitenden zusammen vielleicht auch gestalten oder herausfinden, die die Chancen einer Personal Learning Environment aufnehmen, also um diese Andock-Möglichkeiten stärker zu machen. Und ich spreche da nicht mal unbedingt von Tools, ob ich jetzt Evernote auf meinem Geschäfts-PC laufen lassen kann oder nicht. Ja, also ich glaube, das ist nicht mal das Wichtigste.

Ich glaube, es ist mehr diese soziale Dimension, es ist mehr auch Lernen ganz generell als etwas Wertvolles zu labeln im Unternehmen und dem Raum zu geben und vielleicht nicht immer, jetzt widerspreche ich mich auch am Wiederwissen, nicht immer gleich sofort den Verwertungsblick drauf zu haben. Ja, was bringt mir das am Schluss auch in den Quartalszahl und so weiter, sondern dort auch zu schauen, was ist im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten auch möglich, um Umräume zu schaffen.

[Johannes Starke]
Genau, wir sind jetzt ja fast schon wieder sehr groß bei unserem ewigen Thema, wie Lernen in Unternehmen funktioniert und auch das ist eigentlich der Link zu dem eingangs von mir erwähnten Corporate Learning Ecosystems. Wie funktioniert das jetzt in großem Maßstab, wenn ich eben nicht mehr nur auf mein eigenes, individuelles, durch persönlich Motivation getriebenes Lernen ohne primären wirtschaftlichen Verwertungsdruck schaue, sondern wenn ich eben die Perspektive einnehme, wie funktioniert Lernen aus unserer Corporate-Brille heraus mit unserem Anspruch, den wir als Unternehmen haben, mit den Zugriffsmöglichkeiten, die wir als Unternehmen haben und einnehmen wollen, ohne übergriffig zu werden. Das wäre dann ja so dieser Blick aus einem Corporate Learning Ecosystem-Gedanken heraus und jetzt muss ich aufpassen, dass ich mich nicht verfasere in das Corporate Learning Ecosystem.

[Claudia Schütze]
Dazu gibt es einen Extra-Podcast, lieber Johannes. Da kriegst du jetzt Redeverbot für mehr Details.

[Johannes Starke]
Und genau, ich stimme Christian zu, man kann nicht alles Regeln kontrollieren. Es gibt sicherlich durchaus erleichternde Gepflogenheiten, die sich so etabliert haben. Also zum Beispiel, das wird ja oft belächelt.

Ich finde das jetzt durchaus gesund, wenn manche Menschen auf ihr LinkedIn oder Mastodon oder so Profil draufschreiben, das gepostete hier ist meine Privatmeinung. Das spiegelt nicht das, was ich als Unternehmensrepräsentantin sage, wieder. So etwas oder ich kenne so viele Beispiele, wo die IT-Regelungen einfach unterlaufen werden.

Ich kenne das selbst bei der Erstellung von WBTs, wenn ich da mit FachexpertInnen spreche, die dann Wissen anzapfen müssen, was sie über das Firmennetzwerk nicht erreichen können, weil da Barrieren aufgebaut sind. Dann tippen Sie mal schnell Ihren privaten Laptop und zapfen dieses Wissen an. Oder es gibt ja alles Mögliche, wie diese Barrieren so elegant umgangen werden können, ohne dass man sich damit strafbar macht.

Ich muss jetzt natürlich an dieses tolle Buch, die Humanisierung der Organisation, denken. Brauchbare Illegalitäten, die genutzt werden oder die erblühen, wenn man über das Andocken von PLEs an Lernern in der Organisation spricht. Also genau diese unsauberen Nahtstellen, wie kann ich Datensätze konvertieren, um sie mir reinzuholen in die Software, die eben auf dem Unternehmensrechner erlaubt ist.

Aber eben auch ganz bewusst, was kann ich tun, oder was können wir im Unternehmen tun, wenn wir ganz bewusst unseren Blick darauf richten, wie lernen wir mit dem da draußen. Also ganz bewusst, wir wollen jetzt aktiv die Barrieren einreißen, wir wollen uns aktiv Informationen reinholen, die da draußen verfügbar sind. Und diese Frage stelle ich eigentlich regelmäßig in Beratungskontexten, wenn es um dieses schwammige Begriff Lernkultur und so geht.

Wie lernt ihr, also ist euer Lernen per mir nach innen gerichtet oder nach außen gerichtet? Oft wird dann gesagt, ja mit externen lernen wir nicht. Das ist maximal irgendwie, dass man auf eine Konferenz auftritt oder wie auch immer.

Aber dass ja der tägliche Kontakt mit KundInnen, mit Zulieferern, mit Behörden und so weiter ja auch eine Form von Lernen ist, die uns über das Lernen gar nicht bewusst sind. Das sind ja auch alle solche Nahtstellen, wie wir diese Unternehmensgrenzen auflösen können und andere Kontexte, private Kontexte, persönliche Kontexte ansapfen können.

[Christian Huber]
Du hast dich jetzt gerade auf dieses Thema eben genau nach außen oder mit außen lernen. Ich möchte noch einmal den Blick nach innen werfen und zwar das Themengebiet auftun, auch an dich anknüpfen, Claudia, an das Lernen lernen. Wobei es nicht in erster Linie darum geht, also wirklich zu lernen, lernen, sondern einfach mehr, wie kann ich vielleicht mein Lernen auch anders gestalten, um anders zu lernen und dort stark machen, auch wieder verknüpft mit diesem Kontrollgedanken, dass es doch immer wieder ganz komplexe Lernfelder gibt und die bearbeiten wir auch mit diesen sehr komplizierten teilweise Software-Rollouts, dass wirklich große Lernfelder sind, wo es halt nicht nur darum geht, klick dort und klick dort und dann kannst du es und das kann wir einmal zeigen und dann ist gut, wie ich ein Mail verschicke, sondern wo es wirklich um Prozesse geht, aber auch um Absprachen in einem Team und um Fragen, wie machen wir das jetzt effizient und dann noch die Softwarebedienung dazukommt und dort stark machen dafür, dass Unternehmen vielleicht auch den Weg gehen können, anstatt sich aus reiner Corporate-Learning-Perspektive Gedanken zu machen, wie müssen wir jetzt dieses Rollout, dieses Lernen für diesen Software-Rollout strukturieren, ja gut, dann machen wir ein WBT und dann gibt es ein Training und dann gibt es noch ein Circle für das und eine Dokumentation und das ist dann gut.

Sie stark machen dafür, eigentlich zu sagen, nein, die Menschen, die werden sich holen, was sie brauchen an Lernen. Es ist ein bisschen überspitzt und das ist nicht immer so möglich, ist mir klar, aber einfach, ich will Ihren Punkt klar machen. In dem Sinne, was Sie sagen, die haben alle eine Fähigkeit, ihr Persönliches, ihre PLE zu mobilisieren, zusammen mit den Arbeitsgespärten, wie wir in der Schweiz sagen, zusammen, dass auch ein temporäres Lernnetzwerk zu bilden, brauchen aber dafür einen Offenheitsraum von der Organisation, brauchen wahrscheinlich auch teilweise unterstützen eben auch, ja, wie gehe ich das jetzt überhaupt an, wie organisiere ich mich, weil das merken wir dann auch, wenn wir einfach sagen, ja, jetzt da selbst Lerngelegenheiten schaffen und dann stehen viele Leute dann auch wieder an, weil sie es vielleicht nicht gewohnt sind. Also es ist sicher auch schwierig, aber mal mehr wieder diesen Blick von Corporate Learning in diese Ermöglichungsstrukturen ganz konkret zu legen und vielleicht was in der Hinterhand zu haben, hey, wir haben da trotzdem WBT, das wir produziert haben, wollt ihr es euch vielleicht trotzdem anschauen, aber nicht quasi verpflichtend bis zum 30.1. müssen alle das geschaut haben und den Test bestanden haben, sondern davon auszugehen, dass das auch anders gestaltet werden kann.

Ich weiss, das ist teilweise ein bisschen illusorisch, man kann es nicht immer so aufbauen, aber ich will einfach den Punkt stark machen, mehr daran zu denken, diese PLEs miteinzubeziehen, die Menschen mit ihren individuellen Vorgehensweisen zu berücksichtigen und aufzunehmen und zwar nicht nur in der Bedarfserhebung quasi, also was wollen die und dann macht man aber trotzdem ein eigenes Konzept und zieht das dann einfach durch, sondern hat ein bisschen iterativ, agil Vorgehen.

Das braucht natürlich auch viele Kompetenzstrukturen in Unternehmen, in Corporate Learning, die teilweise noch nicht vorhanden sind und die man aber aufbauen kann, vielleicht auch kleinen Schritten.

[Claudia Schütze]
Und es braucht Vertrauen, glaube ich, und das ist vielleicht ein Punkt, den haben wir so schon mal anklingen lassen, aber ich würde den gerne nochmal explizit nennen. Es braucht eben auch das Vertrauen darauf, dass die Lernenden eben auch sich verantwortungsvoll mit diesen erlernten Themen oder zu erlernten Themen auseinandersetzen und dass man ihnen auch ein bisschen was zutrauen darf, finde ich, weil alle reden von, wir müssen jetzt selbstgesteuerte Lernformate haben, wir müssen das Lernen in die Hände der Lernenden legen, alles das, was richtig ist. Also ich will um Gottes willen das nicht irgendwie in Abrede stellen, aber ich muss vielleicht auch einen Freiraum ermöglichen, damit ich dieses selbstgesteuerte überhaupt mir aneignen kann und eine gewisse Kompetenz darin erwerben kann.

Und das kann ich eben vielleicht mit der PLE schon mal angefangen haben und das im Corporate-Kontext anderen als Angebot machen, wenn wir wieder in unserer Prozessstruktur nachher sind und sagen, wir wollen das eben auch teilen und wir wollen anderen Menschen daran profitieren lassen, mit dem, was wir im privaten Kontext schon angefangen haben zu lernen, sozusagen. Johannes will schon die ganze Zeit was sagen jetzt.

[Johannes Starke]
Ich bin der Mitbewusstsein, recht schmaler Grad das ist und wir auf gar keinen Fall verallgemeinern dürfen, dass alle Menschen ein gut funktionierendes PLE bei sich etabliert haben, was sie andocken möchten an die Organisation. Es gibt sicherlich Mitarbeitende, die es fühlen, dass es ihre persönliche Arbeit im Unternehmen unterstützt, wenn sie auf ihre privat aufgebauten Ressourcen zurückgreifen können und das auch wollen. Aber es gibt auch Menschen, die dadurch auch eine sehr gesunde Trennung hinkriegen wollen in ihrer Rolle, die sie im Unternehmen einnehmen.

Das äußert sich dann auch in solchen Dingen wie so etwas wie Bücher-Flatrate und so, was ich ja prinzipiell eine ganz ganz tolle Einrichtung finde. Aber Bücher brauchen auch Zeit, um gelesen zu werden. Und wenn man eine Bücher-Flatrate einführt und dann erwartet, dass die Menschen dann in ihrem Jobkontext aus diesen Büchern berichten, ja, dann braucht es viele Stunden, viele Tage, viele Wochen, um diese Bücher alle zu lesen.

Und dann ist oft das große Erwachen da hoch. Wieso? Ich dachte, das machst du in deiner Freizeit.

Das geht dann auch nicht.

[Claudia Schütze]
Und ich glaube, derer Beispiele könnten wir jetzt wirklich viele finden. Ich glaube, jeder von uns drei könnte was bringen und jeder, der jetzt zuhört, hat bestimmt auch schon irgendwas im Kopf laufen. Aber ich glaube, das müssen wir vielleicht an der Stelle nicht vertiefen.

Wir wissen, es gibt es. Wir wissen, es ist ein schmaler Gratis. Gut, danke, Johannes, dass du es nochmal explizit auch so jetzt nochmal erwähnt hast.

Und trotzdem glaube ich, da ist so viel Potenzial drin, das, was Menschen, wenn sie es einbringen möchten, eben erworben haben an Kompetenzen im Lernen durch ein sogenanntes Personal Learning Environment über eine Art und Weise zu lernen und einen Prozess des Lernens zu etablieren für sich selber, dass das eben, wenn das gewünscht wird von den Menschen, von den Mitarbeitenden, eben auch in den Organisationen, ja sinnvoll verwertet werden kann, verwendet werden kann. So, ihr zwei, ich gucke auf die Uhr.

Wir haben viel geredet. Wir haben lange geredet bis dahin. Ich glaube aber, dass wir eine ganze Menge Themen tatsächlich streifen konnten.

Wir sind gestartet mit Beispielen aus euren beiden Lernbiografien, sage ich jetzt einfach mal, Themen, die euch begleitet haben, Arten und Weisen, wie ihr Lernen für euch entwickelt und gestaltet habt. Und es spielte dabei die sogenannte Personal Learning Environment, PLE, eine Rolle. Und wir haben uns das angeguckt.

Was ist es eigentlich überhaupt? Wir haben viele Begriffe nicht erklärt in dem Kontext, die auch noch eine Rolle gespielt hätten. Aber wir haben da wenigstens versucht zu schauen, was ist es?

Was zeichnet so eine PLE aus? Ist es nur Tools? Nein, es ist auch natürlich sehr viel mehr als Tools.

Und haben da einfach mit Beispielen versucht, das auch ein bisschen zu untermauern. Und mir war es ein Anliegen, dass wir eben schauen, wie gibt es etwas Entsprechendes oder Fortsetzendes im Corporate Learning Kontext? Und da haben wir auch noch den einen oder anderen Gedanken jetzt dazu geäußert.

Mit Sicherheit nicht abschließend und nicht erschöpfend, aber hoffentlich haben wir eine gute Denkanregung geben können bis dahin. Ich würde diesen Podcast sehr gerne damit schließen, euch vielleicht noch mal nach einem guten Schlusswort für euch zu fragen. Und da kann natürlich nur jeder für sich selber sprechen.

Und ich würde euch herzlich gerne einladen, so eure essentiellen Gedanken, irgendeine Kernbotschaft, einen guten Abschluss für den Podcast, den ihr unseren Hörerinnen an der Stelle mitgeben möchtet, jetzt noch mal zu formulieren. Christian, magst du anfangen?

[Christian Huber]
Ich fange an, weil ich knüpfe gleich an das Thema Corporate nochmal an. Und nochmal aus dieser Perspektive geschaut, quasi die Einladung an alle GestalterInnen in Corporate Learning, sich mit diesem Thema gewahr zu sein, dass es das gibt, diese PLE, auch wenn die sehr unausgesprochen teilweise ist und nicht immer greifend sichtbar ist, dass das nützlich sein kann für Corporate Learning, dass man, wenn man lernengestalteten Unternehmen daran denken soll und das vielleicht auch irgendwie mit einbeziehen soll, ich sage ganz konkret noch, was ich damit meine, wie das aussehen könnte. Aber, um nochmal darauf zurückzukommen, was jetzt Johannes gerade gesagt hat, auch sich bewusst zu sein, es ist ein schmaler Grad und es kann vielleicht dann auch übergriffig sein, teilweise, wenn man versucht, vielleicht private Themen, Lernthemen mit einzubeziehen und dass das nicht immer gewünscht ist. Und trotzdem, also quasi der ganz konkrete Handlungsvorschlag, Einladung, dem persönlichen Lernen jedes einzelnen Mitarbeitenden Wertschätzung zu zeigen, was sie machen in ihrer Freizeit, wie sie das tun, auch zu ermutigen, darüber vielleicht zu sprechen und vielleicht das eine oder andere auch ins Corporate Learning mit einzubringen.

Ich glaube, das kann extrem hilfreich und zukunftsfähig sein.

[Claudia Schütze]
Super, vielen Dank, Christian, für deinen Schlusswort. So, und jetzt, Johannes, was ist das, was so deine letzten Gedanken für diesen Podcast heute sind?

[Johannes Starke]
Ich möchte dir das doch sehr versöhnliche Ende, was du eben gebracht hast, Wertschätzung gegenüber den individuellen Lernaktivitäten entgegenzubringen. Zum einen unterstück, unterstreichen, Christian, und zum weiteren aber auch betonen, dass die Strukturen, die Perspektiven, die Ansätze, die Taktiken, die wir durch unser persönliche Personal Learning Environment aufbauen, auch eine gewisse Widerständigkeit haben dürfen, weil sie uns in unserem individuellen Lernen souverän machen gegenüber vorgegebenen Lernstrukturen und damit uns ermöglichen, unser Lernen als Mensch gleichermaßen auf individueller Ebene erblühen lassen zu können, als auch ins Unternehmen einbringen zu können.

[Claudia Schütze]
Absolut, und jeder weiß für sich am besten, wie er oder sie gut lernt. Und davon zu profitieren, das denke ich, sollte wirklich für jeden und jede eine Zielsetzung sein. So, ihr zwei, dann sage ich nach einem doch etwas längeren Podcast für heute ganz, ganz herzlichen Dank, dass ihr mir dieses spannende Thema vorgeschlagen habt für heute und dass ich mit euch eintauchen dürfte in Personal Learning Environments, in alles, was rechts und links uns über den Weg gelaufen ist, über ganz vieles haben wir nicht geredet, was uns auch hätte über den Weg laufen können.

[Johannes Starke]
Kaum Tools, Claudia.

[Claudia Schütze]
Ja, und kaum Tools, genau. Ich freue mich so sehr nach zwei Stunden Podcast mit nur Tools. Es geht also auch tatsächlich, glaube ich, den Fokus auf was anderes zu legen.

Ich danke euch sehr für eure Gedanken, für eure Anregungen, für eure Inspirationen. Und euch da draußen danke ich, dass ihr dabei wart, dass ihr uns zugehört habt für heute und hoffe und wünsche, dass diese Episode bei euch genauso viel Inspiration und Anregung hinterlassen hat wie bei mir. Und natürlich freuen wir uns wie immer auf euer Feedback, auf eure Gedanken und gerne eure Diskussionen.

Und die dürft ihr sofort starten mit Johannes und mit Christian. Die Kontaktdaten findet ihr wie immer in den Show Notes. Und was wir in unserem Podcast erwähnt haben in der Episode, werden wir natürlich verlinken, sodass ihr auch das eine oder andere nochmal nachschauen könnt.

Also Christian und Johannes, habt herzlichen Dank, dass ihr da wart. Ich freue mich auf eine nächste Episode mit euch und euch da draußen. Vielen Dank fürs Zuhören.

Tschüss, macht's gut.

[Christian Huber]
Dankeschön. Danke, tschüss.

[Claudia Schütze]
Ach übrigens, habt ihr uns eigentlich schon abonniert? Das geht überall da, wo ihr eure Podcasts am liebsten hört. Wir, die Hosts des Podcasts Susanne und Claudia, wir sind natürlich auf LinkedIn, auf Twitter oder auch auf Mastodon erreichbar.

Und wenn ihr lieber mit unserem Podcast selber interagiert, das geht auf Mastodon direkt. Und natürlich könnt ihr uns euer Feedback, eure Anregungen, euer Lob und eure Verbesserungsvorschläge auch direkt auf Podity schreiben. Also wir hören uns in der nächsten Lernlust.

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