Wahre Agilität – ein „Bottom-up“-Prinzip

Der Begriff Agilität fällt heute meistens dann, wenn Unternehmen schneller auf Änderungen und wechselnde Anforderungen reagieren wollen bzw. müssen. Doch die Agilität ist dabei nie Selbstzweck, geht es doch immer darum, einen Wert für den Kunden und damit letztlich auch für das eigene Unternehmen zu schaffen.
30. April 2020
3 min

Sowohl in der Softwareentwicklung als auch im Projektmanagement arbeiten viele Teams schon heute nach agilen Methoden. Doch wahre Agilität geht über die Anwendung von Scrum, Lean und dergleichen hinaus, wenngleich sich diese Methoden als orientierende Leitplanken anbieten. Die Grundidee hinter dem agilen Ansatz ist immer, die Ungewissheit zum leitenden Prinzip zu machen, um in der VUCA-Welt flexibel und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wahre Agilität – eine Revolution?

Häufig verkommen agile Initiativen jedoch zu reinen Lippenbekenntnissen. Das ist dann der Fall, wenn „agile“ Teams im starren Mantel der Scrum-Mechanik einfach weiterarbeiten, wie sie es vorher auch getan haben – nur eben in Form von zweiwöchigen Sprints und mit einem kontrollierenden Projektmanager, der nun Product Owner heißt.

Aber warum ist der Wechsel zu wirklicher Agilität so schwer? Warum arbeitet ein Team nicht zwingend agil, nachdem es eine agile Methode implementiert hat? Und bedeutet Agilität schlussendlich auch eine Revolution, den Umsturz bestehender Unternehmensstrukturen?

Agilität bedeutet, Wert zu schaffen

Was bedeutet Agilität?

Wirkliche Agilität bedeutet, eine Haltung zu entwickeln, die Widersprüche und Irritationen zulässt, die ergebnisoffen ist und eine Kultur des Irrtums integriert. Denn nur wenn Unternehmen experimentieren, falsche Annahmen akzeptieren und aus ihnen lernen, können wirkliche Innovationen entstehen.

In erster Linie bedeutet Agilität, einen kontinuierlichen Wert für die Kunden zu schaffen. Ziel ist es dabei nicht zwangsläufig, die Wünsche einzelner Kunden blind zu erfüllen, sondern stets die Gesamtheit im Blick zu haben. In Zeiten von VUCA geschieht dies am besten, indem man experimentiert, Neues ausprobiert und reife Ideen im Praxistest beim Kunden validiert.

Weil Entscheidungen schnell getroffen und Richtungsänderungen direkt vorgenommen werden, sind die Risiken aber nicht immer in vollem Umfang abzusehen. Damit die Auswirkungen nicht zu dramatisch werden, experimentieren und validieren agile Teams stets schrittweise – in kleinen Iterationen, wiederholt und kontinuierlich.

Das Team – Herzstück der Agilität

Da es das Team ist, das umsetzt, validiert und verbessert, ist es auch das Team selber, das am besten nachvollziehen kann, welche Entscheidungen zu welchen Ergebnissen geführt haben. Das heißt: Damit das Team sofort auf Veränderungen reagieren kann, muss jede Entscheidung auch durch das Team selbst getroffen werden. Jegliche Einflussnahme von außen würde zusätzliche Entscheidungszyklen verursachen und jegliche Kontrollmechanismen einen Verlust der Reaktionsgeschwindigkeit nach sich ziehen. Adieu, du schöne neue Agilität!

Agilität kann deshalb vor allem durch Teams entstehen,

  • die Entscheidungen autonom treffen,
  • die die Verantwortung für eigene Entscheidungen tragen,
  • die selbst gesteuerte Lösungen für Probleme finden und
  • die sowohl innerhalb des Teams eng kollaborieren als auch mit dem Kunden.

Näher betrachtet, heißt Agilität also nichts anderes, als dass eine Gruppe von Menschen zusammenarbeitet, um selbstständig ein gemeinsames Problem zu lösen. Damit funktioniert Agilität quasi konträr zum „Top-down“ der traditionellen Managementwelt, nämlich „bottom-up“.

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