Virtual Classroom: Allein zusammen lernen

Weiterbildung im virtuellen Klassenzimmer ist zwar kein neues Lernformat, erfreut sich in Zeiten von Corona, Quarantäne und Homeoffice aber wachsender Beliebtheit. Schließlich passt die virtuelle Variante des gemeinsamen Lernens nicht nur ideal zur veränderten Arbeitswelt. Gut gemacht, bietet das Format zudem einen effizienten Praxistransfer. Aber was zeichnet erfolgreiche Trainings im Virtual Classroom eigentlich aus? Wir haben die fünf wichtigsten Tipps für Sie zusammengefasst.
05. November 2020
5 min

Seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist in der Arbeitswelt nichts mehr, wie es war. Laut einer aktuellen Studie bieten derzeit 60 Prozent aller Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit des Homeoffice an. Rund zwei Drittel der Arbeitnehmer im Homeoffice möchten auch künftig zu Hause arbeiten. Außerdem wollen einige Branchen die Anzahl der Geschäftsreisen mittelfristig um bis zu 80 Prozent reduzieren. Schulungsleiter und Trainer stehen damit vor der Frage, wie sie ihr Weiterbildungsangebot organisieren sollen, wenn die traditionellen Orte für gemeinsames Lernen nicht mehr infrage kommen.

Warum sich der Virtual Classroom gerade jetzt anbietet

Die häufigste Antwort auf diese Frage lautet: mit dem Virtual Classroom. Tatsächlich spricht vieles für das digitale Lernformat, weil es dem klassischen Präsenztraining am nächsten kommt, gleichzeitig aber auch die Anforderungen der neuen Arbeitswelt erfüllt. Hier wie dort nehmen die Lernenden zur selben Zeit gemeinsam am Live-Unterricht teil. Sie bringen sich ein und tauschen sich aus. Fast alles ist so wie in einem realen Klassenzimmer, nur dass es lediglich virtuell auf dem Bildschirm existiert.

Die Lernenden können von zu Hause oder von jedem beliebigen Ort aus an Trainings im virtuellen Klassenzimmer teilnehmen. Weil das digitale Lernen kurzfristig und ohne Anreise (und damit ohne Reisekosten) möglich ist, lässt es sich darüber hinaus hervorragend in den Arbeitsalltag integrieren. Der entscheidende Vorteil von Online-Learning aber ist: Die virtuellen Trainings finden in Form kurzer Lerneinheiten im Arbeitskontext statt, sodass die Teilnehmenden das frisch erworbene Know-how anschließend direkt unter Realbedingungen anwenden können. So wird das Wissen nachhaltig gefestigt, und durch schnelles Ausprobieren im realen Kontext gelingt auch der Praxistransfer.

Synchron und interaktiv: Die besonderen Merkmale des Virtual Classroom

Verglichen mit anderen digitalen Formaten, zeichnet sich der Virtual Classroom dadurch aus, dass die Teilnehmenden im Rahmen von didaktischen Methoden synchron lernen und in Echtzeit untereinander oder mit dem Trainer interagieren. Gleichzeitig sind sie aber nicht auf dieses Klassenzimmer beschränkt, wie es beispielsweise bei Webinaren der Fall ist. Gute Virtual-Classroom-Konzepte kombinieren das Training im virtuellen Klassenraum (synchron) mit Selbstlernphasen (asynchron), die durch Trainer oder Lehrer begleitet werden. Der Vorteil: Die Lehrenden können jederzeit flexibel auf Nachfragen eingehen – sei es im gemeinsamen Gespräch mit allen Teilnehmenden oder in der Selbstlernphase. So können sie Fehler frühzeitig korrigieren und das Spektrum der Wissensvermittlung individuell an den jeweiligen Lernbedarf anpassen. Gleichzeitig erhalten sie von den Teilnehmenden wichtiges Feedback, das sie in die Vorbereitung der nächsten Unterrichtseinheit einfließen lassen können.

Ein weiteres Merkmal von Trainings im virtuellen Klassenraum ist, dass sie sich verhältnismäßig einfach umsetzen lassen. Die Simulation des Klassenzimmers inklusive Whiteboard, Desktop oder Application Sharing sowie verschiedener Kommunikationstools gelingt dank neuer Technologien leicht – sei es mithilfe von kommerziellen Softwarelösungen wie Webex, Adobe Connect oder von Open-Source-Produkten wie OpenMeetings und BigBlueButton. Zusätzlich benötigt jeder Teilnehmer noch einen Computer mit Webcam, ein Headset und stabiles Internet – schon sind die technischen Voraussetzungen erfüllt, und es kann losgehen mit dem digitalen Unterricht.

Fünf Tipps für erfolgreiche Trainings im virtuellen Klassenzimmer
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Fünf Tipps für erfolgreiche Trainings im virtuellen Klassenzimmer

Fünf Tipps für erfolgreiche Trainings im Virtual Classroom

1. Lernbedarf klären

Lernende sind besonders motiviert, wenn sie den angebotenen Lernstoff wirklich brauchen und im Arbeitsalltag anwenden können. Umso wichtiger ist es deshalb, den tatsächlichen Bedarf vorab abzuklären – etwa durch eine Umfrage – und zu Beginn einer Trainingssession die Wünsche und persönlichen Lernziele abzufragen.

2. Abwechslungsreiche Elemente nutzen

Visuelle Hilfsmittel spielen beim Unterricht im virtuellen Klassenraum eine besondere Rolle, nicht nur weil die Aufmerksamkeitsspanne hier kürzer ist als im Präsenztraining, sondern auch weil die Lernenden permanent auf den Bildschirm schauen. Daher sollte jeder Kurs möglichst multimedial aufgebaut sein und nicht zu viele Textelemente enthalten. Bewährte Tools sind:

  • Desktop oder Application Sharing, um Anwendungen auf einem Computer von anderen Teilnehmern zu steuern und für alle sichtbar zu machen
  • Interaktives Whiteboard, das von allen gemeinsam zum Schreiben, Malen oder fürs Mindmapping genutzt werden kann
  • Tests, Umfragen, Single- oder Multiple-Choice-Aufgaben, Übungen und Quiz für die Teilnehmeraktivierung und zur Ergebnissicherung

3. Interaktivität gestalten und fördern

Die nonverbale Kommunikation beschränkt sich im virtuellen Klassenzimmer auf ein Minimum. Der Trainer kann deshalb während des Online-Unterrichts nur schwer abschätzen, wer wirklich bei der Sache ist und wer nicht. Umso wichtiger ist es, die Teilnehmer im virtuellen Raum immer wieder gezielt anzusprechen und durch offene Fragen, Umfragen, Quiz oder Tests aktiv einzubinden. Zur Aktivierung bieten sich darüber hinaus Chats für den spontanen Austausch sowie Breakout Rooms für die intensive Arbeit in Kleingruppen an.

4. Synchrones und asynchrones Lernen kombinieren

Je länger der virtuelle Unterricht dauert, desto größer ist die Gefahr, dass einzelne Teilnehmer den Faden verlieren und abtauchen. Idealerweise sollte eine Session im virtuellen Klassenzimmer deshalb nicht länger als 90 bis 120 Minuten ausfallen. Besonders effektiv wird das Lernen, wenn sich synchrone und asynchrone Lerneinheiten abwechseln. Im Rahmen eines solchen Blended-Learning-Konzepts kann jeder Teilnehmende die zuvor online besprochenen Inhalte mithilfe von Transferaufgaben nachbereiten und das neue Wissen am Arbeitsplatz selbst ausprobieren. Und falls beim Praxistest Fragen aufgetaucht sind, können diese anschließend individuell oder im Plenum besprochen werden.

5. Wiederholen und konsolidieren

Wiederholungen helfen den Lernenden, Inhalte noch besser zu verinnerlichen. In der Kombination mit praktischen Übungen und Anwendungen im realitätsnahen Kontext gewährleisten sie einen besonders effizienten Praxistransfer. Durch die gezielte Nachbereitung mithilfe von aufgezeichneten Onlinekursen, lässt sich der Lerneffekt noch weiter vertiefen.

Virtual Classroom: Strategie und didaktisches Konzept stehen im Mittelpunkt

Covid-19 hat die Vorteile des Virtual-Classroom-Trainings in den Vordergrund gerückt. Dank seiner Möglichkeiten wird es im Corporate Learning künftig einen wichtigen Platz neben den bisher etablierten Lernformaten einnehmen und sollte als feste Größe im Portfolio der Lern- und Dienstleistungsangebote eines jeden Unternehmens verankert werden, auch wenn Präsenzveranstaltungen und E-Learnings ihre Berechtigung behalten. Denn nach wie vor gilt: Der Lerninhalt bestimmt die Lernform und das Konzept – nicht andersherum.

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