Von Cargo-Kult und Fake-Agilität
Was ist Cargo-Kult?
Das Phänomen, um das es geht, ist der sogenannte Cargo-Kult. Der Begriff bezeichnet den Versuch, etwas zu ändern, indem lediglich die äußeren Merkmale angepasst werden. Anstatt also den tiefergehenden Sinn hinter agilen Methoden, Verhaltensweisen oder Strukturen zu verstehen, werden diese einfach nachgeahmt. Der Rest – so die Hoffnung – ergibt sich dann quasi von selbst.
Cargo-Kult: Woher kommt der Ausdruck?
Der Ausdruck Cargo-Kult tauchte erstmals im Zweiten Weltkrieg auf. Damals beobachteten die Ureinwohner Melanesiens, dass immer dann amerikanische Flugzeuge Versorgungspakete mit begehrter Ware auf ihre Südseeinseln brachten, wenn das Bodenpersonal zuvor Leuchtfeuer entzündet und Handsignale gegeben hatte. Was also machten die Melanesier? Sie kopierten die Rituale. Doch obwohl die Form perfekt war, landete kein einziges Flugzeug.
Albert Einstein
Fake-Agilität: Methode vs. Strategie
Auch wenn Sie jetzt vielleicht schmunzeln: Auf pseudowissenschaftliche Erkenntnisse wie diese fallen auch heute noch zahlreiche Unternehmen herein, beratende Agenturen eingeschlossen. Besonders häufig passiert das bei komplexen Herausforderungen, wie sie mit dem Trendthema Agilität verknüpft sind. Hier wird Methode mit Strategie verwechselt, werden einzelne Tools zur Religion erhoben. Anstatt an der Wertebasis zu arbeiten, wird ein agiles Manifest postuliert, das, für sich genommen, völlig die Wirkung verfehlt. Es lebe die Fake-Agilität!
Haltung first – Methoden second
Wer wirkliche Transformation erreichen will, muss zunächst einmal die Essenz verstehen. Darf Korrelation nicht mit Kausalität verwechseln. Für unser Beispiel, Agilität, bedeutet das, zunächst an der Haltung zu arbeiten und sich erst im zweiten Schritt um die Methoden zu kümmern. Und auch hier ist Vorsicht geboten, damit neue Methoden nicht einfach über alte Prozesse gestülpt werden. Vielmehr müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, innerhalb derer neue Strukturen erwachsen können. Denn nur so kann eine Arbeitskultur entstehen, die von Selbstverantwortung, Autonomie und Kommunikation auf Augenhöhe gekennzeichnet ist.