Digital Dexterity aufbauen: die Top 7 Handlungsfelder

Digital Dexterity entscheidet maßgeblich darüber, wie schnell sich eine Organisation an Veränderungen anpasst. Diese Schlüsselkompetenz zu fördern, ist allerdings nicht ganz einfach. Stellt man die Weichen richtig und verfügt man über die nötige Ausdauer, klappt es trotzdem.
11. Januar 2024
5 min

Digital Dexterity bzw. digitale Geschicklichkeit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche digitale Transformation eines Unternehmens. Der gezielte Aufbau von Digital Dexterity ist jedoch komplex und bringt einige Herausforderungen mit sich. Denn eine Organisation, die die Entwicklung der digitalen Geschicklichkeit fördern will, muss an vielen unterschiedlichen Stellschrauben drehen, insbesondere im Bereich der Unternehmenskultur. 

Digital Dexterity als organisationsweite Initiative

Damit Digital Dexterity entstehen kann, muss ein Change-Prozess stattfinden, und zwar an der Schnittstelle zwischen Kultur und Technologie. Dieser eher ungewöhnliche Projektzuschnitt macht eine intensive Zusammenarbeit von Expert:innen und Entscheider:innen aus unterschiedlichen Abteilungen erforderlich. Sie fußt auf einem gemeinsamen Verständnis der Methoden, Maßnahmen sowie der operativen und strategischen Ziele und muss häufig erst etabliert werden. Darüber hinaus müssen ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, damit die Mitarbeitenden ihre digitalen Fähigkeiten auch entwickeln und aktuell halten können.

Digital Dexterity: die sieben wichtigsten Handlungsfelder

Ist der Grundstein gelegt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um den Aufbau von Digital Dexterity voranzutreiben. Grundsätzlich sollte man in den folgenden sieben Handlungsfeldern tätig werden: 

1. Digital Adoption aufbauen 

Digital Adoption gilt heute als Königsweg, wenn ein Unternehmen die Akzeptanz der Mitarbeitenden für digital getriebene Veränderungen und ihre aktive Unterstützung dabei erreichen will. Strategisch in den Change-Prozess eingebettet, hilft Digital Adoption den Mitarbeitenden, zu erkennen, warum Veränderungen nötig sind und welche Potenziale in neuen Technologien schlummern. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Digital Dexterity der gesamten Organisation. 

2. Digital Friction reduzieren 

Zu Digital Friction, digitaler Reibung, kommt es immer dann, wenn Mitarbeitende ihre produktive Arbeit unterbrechen müssen, weil die Anwendung, mit der sie arbeiten, nicht so funktioniert, wie erwartet, oder weil eine unflexible und veraltete Technologie eine intuitive Bedienung verhindert. Zum Aufbau von Digital Dexterity ist es deshalb unerlässlich, solche Reibungspunkte zu identifizieren und sie zu beseitigen. Dafür bieten sich zahllose Optionen an – von der Bereitstellung eines Single-Sign-on über die Implementierung von cloudbasierten Kollaborationstools bis zum KI-unterstützten Meeting-Tool.  

3. Benutzerfreundliche Prozesse definieren  

Unnötig komplizierte Prozesse verursachen einen hohen Schulungsaufwand und sorgen dafür, dass die Digital Dexterity leidet. Deshalb ist es unerlässlich, dass die IT-Abteilung reibungslos funktionierende End-to-End-Prozesse aufsetzt, die sich leicht erlernen und einfach nutzen lassen. Zudem lässt sich die Benutzerfreundlichkeit gezielt verbessern, indem Prozesse bspw. vor der Einführung von künftigen Anwender:innen getestet und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden.  

4. Digital Adoption Platform nutzen 

Auch der Einsatz einer Digital Adoption Platform (DAP) hilft beim Aufbau von Digital Dexterity. Eine solche Plattform unterstützt die Mitarbeitenden direkt am Arbeitsplatz bei allen Fragen zu den neuen Anwendungen, Prozessen und Regularien. Auf diese Weise werden Vorbehalte gegenüber dem digitalen Wandel abgebaut, digitale Kompetenzen erworben, und die Bereitschaft zum selbstorganisierten Lernen wird gefördert. Zugleich verringert eine DAP die digitale Reibung und entlastet die Mitarbeitenden, die die Rolle als Mentor:innen übernehmen.  

5. Entwicklungsanreize bieten 

Die Mitarbeitenden sollten ermutigt werden, neue digitale Fähigkeiten zu erwerben – sei es beispielsweise durch die Vorgesetzten oder eine interne Stellenbeschreibung. Wenn sie die Chance haben, auf der Karriereleiter ein Stück nach oben zu klettern oder auf andere Weise persönlich profitieren, sind sie stärker motiviert, sich aktiv um digitale Weiterbildung zu bemühen. Entwicklungsanreize leisten deshalb einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung von Digital Dexterity. 

6. Mentor:innen ernennen 

Ein Mentor:innenprogramm bietet Hilfe und Lernen vor Ort: In jeder Abteilung unterstützen erfahrene Mitarbeitende ihre Kolleg:innen als Mentor:innen. Auf diese Weise haben die Lernenden unmittelbaren Zugriff auf Expert:innen, die ihre tägliche Arbeit kennen und ihnen bei allen Fragen zu digitalen Themen kompetent mit Rat und Tat zur Seite stehen. So wird das Wachstum von Digital Dexterity im Arbeitsalltag kontinuierlich gefördert. 

7. Kompetenzbedarf ermitteln  

Die digitale Transformation verändert die Wissensorganisation und macht neue Rollen erforderlich – vom Change Agent über Data Analysten bis zum Customer Experience Manager. Aber welche digitalen Kompetenzen benötigen einzelne Mitarbeitende dafür? Traditionell kümmert sich HR um die Beantwortung dieser Frage. Angesichts der Komplexität der innerbetrieblichen Veränderungen kann es jedoch notwendig sein, dass sich IT, Anwender:innen und HR zusammensetzen. Gemeinsam können sie eine Antwort erarbeiten, die strategische, individuelle und technologische Aspekte berücksichtigt und den Aufbau von Digital Dexterity fördert. 

Digital Dexterity ist ein fortlaufender Prozess

Welche Handlungsfelder für ein Unternehmen besonders relevant sind, hängt davon ab, inwieweit es beim Aufbau von Digital Dexterity bereits vorangeschritten ist. Es empfiehlt sich, zunächst mit den Feldern zu starten, die den größten – und vielleicht auch schnellsten – Erfolg versprechen und dann weiter darauf aufzubauen. Denn zur Entwicklung von Digital Dexterity braucht es einen langen Atem. Selbst mit den passenden Tools und der richtigen Grundeinstellung dauert es, bis sich signifikante Veränderungen in der Unternehmens- und der Lernkultur einstellen. 

Digital Dexterity braucht die Unterstützung des Managements

Umso wichtiger ist es, dass die Führungskräfte die Chancen und Potenziale erkennen, die mit einer hohen Digital Dexterity verbunden sind. Sie müssen sich selbst an die Spitze des Wandels stellen und tun, was getan werden muss, um digital „geschickter“ zu werden. Dazu gehört gegebenenfalls auch die Neuordnung von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeitsbereichen, wie unser Interview zum Thema zeigt.  

Dass sich der Aufwand und die Investitionen auszahlen, steht außer Frage. Schon ein kurzer Blick auf die erzielbaren Vorteile zeigt, welche Potenziale sich durch den strategischen Aufbau von Digital Dexterity realisieren lassen. Die sind zu groß, um sie einfach zu ignorieren.

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