Passgenaue Informationen zur richtigen Zeit
Frau Schmich, durch die Pandemie und durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KZHG) erlebt das Gesundheitswesen einen enormen Digitalisierungsschub. Wie ist derzeit der Stand?
Die Politik hat erkannt, dass die Geschwindigkeit der Digitalisierung im Gesundheitswesen deutlich erhöht werden muss. Durch die Bewilligung von Fördergeldern stehen jetzt viele parallel laufende Projekte an. Das ist eine große Herausforderung, denn gleichzeitig bleiben die Ressourcen knapp, und auch am Fachkräftemangel in der IT-Branche hat sich nichts geändert.
Welche Herausforderungen sehen Sie?
Unter anderem müssen neue IT-Systeme eingeführt und untereinander vernetzt werden, und es entstehen neue Prozesse mit einer steigenden Komplexität.
Das bedeutet, dass sich das Aufgabenfeld verändert, und dadurch kommen viele neue Verpflichtungen auf die Mitarbeitenden zu. Aber die Kernarbeit einer Pflegekraft besteht nicht aus der Bedienung eines IT-Systems, und daher bedeutet die Digitalisierung zunächst einmal zusätzliche Arbeit. Für die Mitarbeitenden heißt das, dass in ihrem ohnehin stressigen Alltag viele Veränderungen auf sie zukommen. Doch damit nicht genug: Sie müssen sich auch neues Wissen aneignen. Und schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass die Kliniken ja schon ohne den Digitalisierungsschub vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen stehen.
Julia Schmich, Head of Business Development Healthcare bei tts GmbH
Von welchen sprechen Sie konkret?
Zuallererst vom Fachkräftemangel und, verbunden damit, einer hohen Fluktuation. Dieser ständige Wechsel in der Belegschaft macht es zunehmend schwieriger, neue Mitarbeitende anzulernen. Außerdem bleibt immer weniger Zeit für Schulungen, Onboarding und die allgemeine Wissensvermittlung. Wenn wir uns ansehen, was alles mit den anstehenden Digitalisierungsprojekten zusammenhängt, kommen auf die Kliniken Herausforderungen zu, die den meisten noch gar nicht bewusst sind.
Da stellt sich die Frage, wie man all diesen Herausforderungen begegnen kann.
Zunächst einmal ist es ungemein wichtig, die Mitarbeitenden bei dem Change mitzunehmen. Sie müssen die Neuerungen erst einmal verstehen und müssen begreifen, welchen persönlichen Mehrwert ihnen die Veränderungen am Arbeitsplatz bringen. Das ist Voraussetzung dafür, dass sie den Change akzeptieren und bereit sind, ihn mitzutragen.
Genauso wichtig ist dann die Befähigung der Mitarbeitenden. Die darf nicht kurzfristig gedacht werden. Ein klassisches Präsenztraining zur Bedienung eines neuen IT-Systems reicht nicht aus, denn erfahrungsgemäß wird ein Großteil der Inhalte, die in Präsenztrainings vermittelt werden, innerhalb weniger Tage wieder vergessen. Zum anderen eignen sich die Mitarbeitenden über 80 Prozent ihres Wissens direkt am Arbeitsplatz an. Dort bekommen sie in der Regel jedoch keinerlei Unterstützung.
Julia Schmich, Head of Business Development Healthcare bei tts GmbH
Welche zusätzlichen Möglichkeiten gibt es denn?
Es braucht die Unterstützung direkt am Arbeitsplatz, die Unterstützung durch eine Digital Adoption Solution. Das Fundament einer solchen Software ist eine kontextsensitive Hilfestellung, die den Mitarbeitenden passgenau in den Momenten unter die Arme greift, in denen sie Hilfe benötigen. Das damit verbundene Ziel ist nicht das Lernen an sich, sondern die schnelle Unterstützung im Arbeitsprozess, die zugeschnitten ist auf die jeweilige Situation und die jeweilige Rolle.
Performance Support, der mit einer Digital Adoption Solution wie der tts performance suite umgesetzt wird, hilft bei aktuellen Fragen und stärkt nachhaltig die Prozess- und Handlungskompetenz. Das gelingt dann besonders effektiv, wenn die Mitarbeitenden nur auf eine einzige Quelle zurückzugreifen brauchen, um Zugang zum gesamten unternehmensweiten Wissen zu haben. Denn dann verschwenden sie keine Zeit mehr mit der Suche nach relevanten Informationen, weil alles, was sie für die akute Situation wissen müssen, im Moment des Bedarfs vorliegt.
Welche Risiken drohen, wenn man auf eine solche Lösung verzichtet?
Es kann passieren, dass ein neues System überhaupt nicht angenommen wird und die Mitarbeitenden wie bisher weiterarbeiten. Oder es werden Workarounds gebildet. Eine andere Gefahr ist, dass die Systeme nicht korrekt genutzt werden. Das führt zu hohen Kosten für die Kliniken, zum Beispiel durch fehlerhafte Daten, Dubletten, nicht funktionierende Prozesse oder Fehlbuchungen. Das bedeutet, dass der Mehrwert, den man sich durch das neue System erhofft hatte, nicht entsteht. Letztendlich liegt dieser Mehrwert ja darin, mehr Zeit für den Patienten aufbringen zu können, anstatt sie für administrative Aufgaben aufwenden zu müssen.