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LERNLUST #52 // SAP S/4HANA-Projekte: One size does not fit all

SAP S/4HANA-Projekte sind anders als frühere SAP-Implementierungen. Wenn das stimmt, was genau ist anders und vor allem warum? Und welche Implikationen hat das für Learning und Change? Darüber spricht Claudia Schütze in der aktuellen Folge mit Alice Vandré und Jens Philippi.
25. September 2024
80 min
Claudia Schütze, Senior Learning Consultant & Trainerin, tts learning architects Claudia Schütze

Bereits im Juni sprachen unsere tts Kolleg:innen Katharina Vögl-Duschek und Janpeter Duske in einer LERNLUST Episode mit unserer Podcast Host Claudia Schütze über wichtige Erkenntnisse zum Thema Learning und Change in SAP S/4HANA Projekten.

Eine wichtige Frage wurde dort aber noch nicht beantwortet, wenn SAP S/4HANA Projekte als große Transformationsprojekte heute so anders sind als frühere Implementierungsprojekte, was genau ist anders? Und was davon ist wesentlich für unsere Lernkonzepte und -designs? Und wie kann sich das ganz konkret in Lernangeboten zu diesem Thema niederschlagen?

In der aktuellen Episode werfen wir deshalb einen Blick auf einige Themen, die Antworten auf diese Fragen geben - und das fängt zunächst einmal ganz technisch an - z.B. bei den möglichen Projektansätzen und Technologien - denn diese haben letztlich auch Auswirkungen auf die Bildungsstrategie und die Lernkonzepte.

Hören Sie rein, wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wenn Sie Projektdiskussionen und Herausforderungen für gute Lernangebote besser verstehen wollen und wenn Sie Ideen und Anregungen für eigene Projektkontexte bekommen wollen.

Und über den einen oder anderen Mythos spricht unsere Podcastmoderatorin Claudia Schütze auch - diesmal mit ihrer tts Kollegin Alice Vandré und unserem langjährigen Partner und Experten zum Thema Jens Philippi. 

Transkript

Jens:
[0:20] Das ist immer der erste Mythos, den hast du sehr schön aufgefächert. S/4HANA-Projekte sind alle gleich, das stimmt nicht.

Alice:
[0:32] Also ein gutes Projekt hat das Thema Training schon von Anfang an mit auf dem Zettel.

Jens:
[0:42] SAP S/4HANA heißt ja nicht unbedingt, dass es überall einfacher wird. Das ist auch wieder so ein Mythos nach dem Motto, Fiori-Apps, die braucht man nicht schulen, weil die sind selbsterklärend.

Alice:
[1:03] Das heißt, das Enablen von Projektteam und Key-Usern ist essentiell, neben dem, dass ich sie auch vor allem brauche und frühzeitig benennen muss.

Claudia:
[1:16] SAP S/4HANA-Projekte seien alle gleich. haben wenig wirklich Neues und Herausforderendes für die langjährigen SAP-Anwenderinnen und Anwender. Fiori-Apps muss man nicht wirklich schulen und Erstanwenderinnen können mit den Standardschulungsunterlagen der SAP gut und einfach lernen. Was davon ist Wahrheit und was ist Mythos? Und welche Auswirkungen haben der gewählte Projektansatz und die gewählte Technologie auf unsere Schulungskonzepte, die passenden Lernumgebungen und rollen-spezifische Lerndesigns? Klingt irgendwie ganz schön technisch? Ist es in der Basis auch. Aber ein Verständnis dafür ist super wichtig für passgenaue und qualitativ hochwertige Lernangebote. Und über all das reden wir in dieser LERNLUST Episode mit einem echten Experten, unserem langjährigen externen Beraterkollegen Jens Philippi. Und wir, das sind dieses Mal die tts Kolleginnen Alice Vandré und Claudia Schütze.

Claudia:
[2:32] Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode unseres LERNLUST Podcastes. Und ich freue mich sehr, dass wir heute mit einer Anschlussepisode sozusagen unterwegs sind. Wir haben vor gar nicht so langer Zeit schon mal über SAP S/4HANA gesprochen und über das, was wir im Kontext von Training und Learning als Erfahrung gesammelt haben und unbedingt wollten wir uns für diese zweite Episode zu diesem Thema auch noch einen externen Gast dazu holen und derjenige ist heute da, Jens Philippi und meine Kollegin Alice Vandré. Herzlich willkommen, ihr zwei.

Alice:
[3:13] Hallihallo. Hallo.

Jens:
[3:15] Ja, hallo zusammen.

Claudia:
[3:16] Und damit ihr wisst, mit wem ich dieses Gespräch heute führe, möchte ich, wie ihr es von uns kennt aus der LERNLUST, die beiden kurz vorstellen. Und ich möchte mit Alice anfangen. Alice ist seit 2024 meine Kollegin und hat viele, viele Jahre Erfahrung im Kontext internationaler SAP-Projekte bei Firmen wie Dicebridge und trainers4training. Und dort hast du, Alice, Projekte aufgesetzt, gestafft, du hast beraten, du hast begleitet, du hast viel in Richtung Troubleshooting gemacht, Projektmanagement, du bringst dafür eine kaufmännische Ausbildung mit, du kennst dich in der IT aus, du bist methodisch-didaktisch geschult, deswegen hast du auch ganz viel mit Lernen am Hut und Qualifizierung und tatsächlich hast du on top auch noch eine therapeutische Ausbildung. Also Alice, viel, was du einbringen kannst. Herzlich willkommen. Ich freue mich, dass du dabei bist heute.

Alice:
[4:13] Liebe Claudia, vielen, vielen Dank für die Einladung.

Claudia:
[4:15] Sehr gerne. Ich freue mich auf ein spannendes Gespräch mit Jens Philippi. Jens, wir kennen uns auch schon ziemlich lange und zwar aus einem Projektkontext vor sehr viel längerer Zeit. Und damit unsere Zuhörerinnen dich ein bisschen besser kennenlernen, du bist von Haus aus Wirtschaftsingenieur und bist 1995 gestartet als Einkäufer bei Robert Bosch. Und danach hat es dich aber relativ schnell in die SAP-Implementierungsberatung gebracht und da hast du dich mit verschiedensten Modulen beschäftigt, aber immer so ein bisschen mit Fokus auf Integration. Du warst Beratungsleiter und Lenkungsausschussmitglied und ich würde sagen fast folgerichtig hast du 2005 mit deiner eigenen Firma und mit der PTMC GmbH und Philippi Training & Consulting den Schwerpunkt gesetzt auf alles, was mit Qualifizierungsberatung und Transformationsmanagement zu tun hat. Wo? Natürlich in IT- und SAP-Projekten. Das ist eben auch unser Berührungspunkt irgendwann mal gewesen. Und das tust du für Beratungshäuser und für die SAP und naja, du bist nebenbei auch noch zertifizierter systemischer Coach und BDVT-geprüfter Business-Trainer und zertifizierter S/4HANA-Berater. Lieber Jens, ich hoffe, ich habe dich so vorgestellt, dass du dich darin wieder findest.

Jens:
[5:39] Also das kann man durchaus buchen. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Claudia:
[5:44] Super. Ich würde sagen, lass uns mal ins Thema starten.

Claudia:
[5:48] Wir haben schon mal über SAP S/4HANA Projekte im Kontext von Learning und Change gesprochen. Da mit so einem Fokus auf unsere eigenen Erfahrungen. Und jetzt haben wir aber gesagt, wir wollen unbedingt auch noch eine externe Stimme dazu. Und deshalb haben wir dich heute dabei, Jens ... und wir wollen mal auf etwas gucken, was, glaube ich, alle, die sich im Moment mit dem Thema beschäftigen ... und zwar ist es so die Frage, was ist denn jetzt eigentlich so besonders an S/4HANA-Projekten? Wir hören das immer wieder, ja, ja, aber die sind ja irgendwie ganz anders ... und wir hören, also ich zumindest, höre auch das Statement wie, ach, S/4HANA ist gar nicht so komplex und da braucht man überhaupt gar nicht so viel schulen ...

Claudia:
[6:31] Also ich habe das gehört und ihr ja vielleicht auch so ab und zu in der einen oder anderen Abwandlung. Und deshalb wollen wir uns dazu heute mal ein bisschen genauer dem Thema beschäftigen und mal gucken, ob das dann wirklich war. Und um da ein bisschen tiefer einzusteigen, müssen wir diesmal, glaube ich, ein bisschen was anderes machen. Wir wollen, bevor wir uns mit Learning und mit Training und Change beschäftigen und Qualifizierung im Allgemeinen, mal ein bisschen auf die Hintergründe der Technik und der Technologie schauen, weil wir glauben, dass das ziemlich maßgebend dafür ist, warum so eine Aussage, da ist etwas anders in den SAP S/4HANA Projekten, eben auch richtig ist und wichtig ist. Und insofern, Jens, will ich dich mal als

Claudia:
[7:17] erstes fragen, wenn man über S/4HANA spricht, hört man immer wieder von verschiedenen Beratungsansätzen oder Projektansätzen, ist richtiger Projektansätzen. Und ich würde dich gerne fragen, was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Aussage verschiedene Projektansätze? Es gibt drei, das würde ich jetzt erstmal schon mal vorwegnehmen. Und ich würde dich mal bitten zu sagen, für unsere Zuhörer:innen, was genau haben wir da und was kennzeichnet diese drei Ansätze?

Jens:
[7:46] Also das ist immer der erste Mythos, den hast du sehr schön aufgefächert. S/4HANA-Projekte sind alle gleich, das stimmt nicht. Da muss man natürlich schauen, was ist der jeweilige Implementierungsansatz. Und da gibt es so diese geflügelten Wörter, macht ihr Greenfield, macht ihr Brownfield, macht ihr vielleicht sowas wie Bluefield. Ja, das sind so erst mal so drei Wörter, die muss man natürlich erklären.

Claudia:
[8:12] Dann sei so lieb und mach das mal.

Jens:
[8:14] Das mache ich gerne. Wenn man jetzt den Ansatz hat, man möchte, und da sagt die SAP ja, das muss ja bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gemacht sein, auf ein S/4HANA-System konvertiert haben oder das S/4HANA-System neu eingeführt haben, dann muss man sich entscheiden, ob man halt Brownfield-Ansatz wählt, Brownfield würde ein technisches Konvertieren bedeuten. Das heißt, man macht einen umfangreichen, größeren Release-Wechsel und technisch würde man dann eine sogenannte Simplification-List, wo die SAP sagt, das müsst ihr auf jeden Fall abarbeiten. Das gibt es im S/4HANA nicht mehr im Vergleich zu einem vorherigen Release-Stand. Das muss man bearbeiten, aber ich muss kein neues System aufbauen. Ich konvertiere technisch. Ich muss keine Daten migrieren.

Claudia:
[9:03] Okay.

Jens:
[9:04] Das heißt, man kann auch idealerweise, und das ist dann oft auch in der Praxis so, naja, dann gehen wir mal ganz schnell auf S/4HANA. Wir machen also das ganze Technische und fassen unsere Prozesse vielleicht gar nicht an. Das würde einen Brownfield-Ansatz natürlich unterstützen. Im Vergleich dazu, das Gegenteil wäre dann der Greenfield-Ansatz. Das heißt, dort baue ich ein neues SAP-System auf, auf Basis eines S/4HANA-Releases. Ich kann ein bestehendes System als Basis nehmen, aber ich befreie mich von dem, ich sage dann oft immer von dem Schmutz und von den vielen kundeneigenen Entwicklungen und ähnliches der vergangenen 20 Jahre, solange halt einige Kunden haben ja auch schon so lange SAP-Systeme im Einsatz und designe das neu, baue das System neu auf, übernehme damit aber keine alten Daten, sondern muss dann aus diesem alten System halt eine Migration auf das S/4HANA-System machen.

Claudia:
[10:07] Okay.

Jens:
[10:08] Ein Greenfield-Ansatz würde dann natürlich auch ermöglichen, dass man in diesem technischen Veränderungsprojekt auch ein ... Wie soll man sagen, einen gewissen Prozessveränderungsaspekt mit einbaut, also seine Geschäftsprozesse neu designt und von kundeneigenen Entwicklungen wegnimmt. Man spricht dann in der SAP-Terminologie gerne von einem Clean Core, keine kundeneigenen Entwicklungen. Wir gehen zurück in den Standard. Fit-to-Standard heißt das Ganze dann, wenn man das technisch dann in den Workshops und in den Projekten etablieren will. Aber der Gedanke steht dahinter, ich baue ein neues System auf, migriere und führe dann quasi SAP S/4HANA neu ein mit veränderten Parametern.

Claudia:
[10:54] Und jetzt haben wir gesagt, es gibt drei Ansätze. Jens, zwei hast du schon vorgestellt. Dann gibt's noch ein drittes und das ist der sogenannte Bluefield-Ansatz, korrekt?

Jens:
[11:02] Bluefield ist, ja, muss man auch so sagen, wenn es nicht schon kompliziert ist, machen wir noch ein Bluefield draus. Das ist so ein bisschen das Beste aus zwei Welten. Das ist vor allen Dingen, dass man dann sagt, okay, wie komme ich auf dieses neue System? Und da gibt es halt dann technisch, das ist ein sehr technisch getriebener Ansatz, wo ich dann so etwas wie Selected Data Transition mache. Also das heißt, ich mache eine verkürzte Migration, baue das System neu auf und habe über diesen Bluefield-Ansatz halt.. mit ... Das ist auch wieder, es gibt dann zertifizierte Beratungspartner, nur die dürfen das machen, dass man halt diesen Transformationsprozess dann halt schneller gestalten kann, von der technischen Natur her.

Claudia:
[11:46] Okay, aber ich glaube jetzt alles, was wir gehört haben von dem, wie du das uns ganz schön jetzt nochmal so kurz beschrieben hast, gibt uns schon Ideen dafür, dass Menschen, die mit dem einen oder anderen Ansatz später in einem neuen System werden, arbeiten müssen, dürfen, dass es unterschiedliche Anforderungen geben wird für das, wie man diese Menschen begleiten muss auf dem Weg dahin. Und bevor wir dahin kommen, Jens, lass uns auch noch mal auf was anderes gucken. Also jetzt haben wir drei Terminologien geklärt, die, glaube ich, alle irgendwie schon mal gehört haben, die im Umfeld von S/4HANA unterwegs sind.

Claudia:
[12:22] Aber die Technologien spielen auch noch eine Rolle. Auch immer, also ich will noch mal erinnern, warum wir uns das alles angucken. Wir wollen ja hinterher ein bisschen über Training und Learning und Qualifizierung sprechen. Und wenn es jetzt um die Technologie geht, Jens, warum ist das auch noch wichtig, da genau hinzuschauen?

Jens:
[12:39] Ja, das SAP hat ja seit ein paar Jahren die Strategie 'Cloud First'. Also Cloud ist ja in aller Munde. Cloud muss aber so ein bisschen beschrieben werden. Also Cloud, könnte man sagen, ist 'Software as a Service', also so wie man das vielleicht von anderen SAP-Produkten schon kennt, wie zum Beispiel SuccessFactors, da seid ihr ja bei der tts ja auch sehr stark involviert. Das heißt, dort ist die Idee, dass man auf eine Standardsoftware aufbaut, die in der Cloud im Prinzip gewartet wird, wo die Release-Wechsel dann durch den Softwareanbieter halt direkt durchgeführt werden und man profitiert, das ist der dahinterliegende Ansatz, direkt und unmittelbar von den Innovationen des Softwareherstellers, also Software as a Service. Ja, die SAP hat natürlich auch Cloud-Produkte und jetzt kommt das Spannende ... Dann muss man sich ja immer überlegen, was für eine Art von Cloud-Produkt wird denn dann eingeführt oder genutzt. Ich würde es mal so formulieren, viele der Kunden, die jetzt S/4HANA-Projekte machen, führen ja S/4HANA nicht unbedingt neu ein, sondern haben eine sehr lange ... quasi große Konzerne, eine sehr lange Historie in SAP-Anwendungen.

Jens:
[13:57] Ja, und bisher vor S/4HANA war es so, dass man das sozusagen als ein sogenanntes On-Premise-System in der eigenen Verantwortung halt hatte. Das war für die einen oder anderen Kunden immer sehr verlockend, weil dann kann ich ja meine eigenen Geschäftsprozesse da so abbilden und dann kommt es dann dazu, dass man dann halt, wenn man da so ein Review von Prozessreview macht und sich das dann die Anwendung anschaut, dann kommt man auch immer auf die Idee und sagt, ja, das soll SAP Standard sein? Also man bewegt sich in dem sogenannten Z-Kundennamensraum.

Jens:
[14:30] Das ist so der Hintergrund. Und diese Kunden, die müssen ja auch auf S/4HANA. Und jetzt steht für die die Entscheidung davor, gehe ich in ein Cloud-System, was die SAP sehr stark propagiert. Und da muss man halt unterscheiden, haben wir ein Public-Cloud-Projekt oder ein Private-Cloud-Projekt. Die Begriffe ändern sich manchmal bei der SAP. Die aktuellen Bezeichnungen sind Public und Private. Daran sollten wir uns vielleicht auch mal hier festhalten. Und darüber hinaus gibt es dann auch dieses Any-Premise-Thema. Das heißt, man kann auch nach wie vor seine Systeme dann auf S/4HANA-Basis auch selber betreiben und selber anpassen und ähnliches. Die Strategie der SAP ist sehr stark, auch was die Innovation angeht, natürlich cloud-getrieben. So, schauen wir uns die drei Themen an. Auch da haben wir wieder drei Begriffe. Wo liegt der Unterschied? Und der hat natürlich einen ganz massiven Einfluss auf das, was wir dann später schulen müssen.

Claudia:
[15:27] Absolut. Und das hat ja gewisse Konsequenzen, Jens. Also du hast ja jetzt, wir haben auch jetzt mit dem Technologiethema, hast du drei verschiedene Varianten vorgestellt und wo... Weil ich auch nochmal, glaube ich, in unserem Vorgespräch nochmal sehr viel besser verstanden habe, dass es ja nicht eine Entweder-oder-Entscheidung sein muss, sondern es kann ja auch eine Sowohl-als-auch-Entscheidung sein, korrekt?

Jens:
[15:50] Das ist korrekt. Jetzt kann man sich überlegen, ein größerer Konzern kann ja, hat ja in der Regel auch nicht heute auch nicht nur ein SAP-System, sondern mehrere SAP-Systeme. Und dann ist die Entscheidung, naja gut, ich mache es mal als Beispiel fest, zum Beispiel, wenn man weltweite Vertriebsgesellschaften hat, wo man standardisierte Prozesse hat, also wo man sehr einfache logistische Prozesse hat. Man will verkaufen, man hat vielleicht eine Serviceabwicklung, man muss Produkte in irgendeiner Form beziehen, vielleicht von anderen Werken, istals Verteilzentrum für den regionalen Verkauf zuständig. Das heißt, es gibt halt relativ einfache Prozesse, die man auch standardisieren möchte und da könnte der Ansatz einer Public Cloud ein Thema sein. Also, das muss halt entschieden werden, wie sich die Systemarchitektur und Prozessarchitektur in dem Unternehmen halt entwickeln soll. Das hat aber dann natürlich für den Anwender und dann auch für uns später in der Schulung natürlich und auch technologisch verschiedene Auswirkungen. Weil Public Cloud heißt, ich habe vordefinierte Prozesse.

Jens:
[16:59] Das sind Best-Practice-Prozesse der SAP. Technisch kann man das wieder, vielleicht der ein oder andere hat den Begriff schon mal gehört. Das sind sogenannte Scope-Items. Die kann man dann auch nachlesen, wie das funktioniert. Aber das Entscheidende ist, dass ich dort in einem Public-Cloud-System halt keine Möglichkeit des umfangreichen Customizings mehr habe. Und mir stehen auch nur bestimmte Applikationen erstmal im Standard so zur Verfügung, um Prozessschritte abzuwickeln. Kleiner Fun-Fact aus einem Projekt. Also muss ich erzählen.

Claudia:
[17:32] Ja, erzähl bitte, weil genau dafür haben wir dich heute zu Gast.

Jens:
[17:36] Ja, ich habe letztens - das ist schon ein bisschen länger her - eine Schulung vorbereitet am Freitag. Montag musste ich die Schulung halten, haben Unterlagen vorbereitet, haben sogar ein schönes Recording gemacht. Und was ist am Wochenende passiert? Es kam ein neues Cloud-Release. Diese Cloud-Releases in der Public Cloud werden eingespielt. Software as a Service. Und montags sah die Benutzeroberfläche ganz anders aus, weil das Fiori sich geändert hat. Und dann waren natürlich alle Recordings und alle Folien, sagen wir mal, nicht ganz falsch. Also es sah halt anders aus, was dann so ein bisschen auch bei dem Trainer für eine gewisse Irritation gesorgt hat.

Claudia:
[18:15] Absolut.

Claudia:
[18:16] Und viel schlimmer wahrscheinlich auch bei den Teilnehmenden. Das ist ja vielleicht auch noch viel wichtiger, unser Fokus.

Jens:
[18:23] Und im Vergleich dazu, also dort haben wir, wie gesagt, da ist sehr stark das Vorgegeben. Ich kann auch nicht selber den Release-Wechsel beeinflussen. Deswegen sehr häufig die langjährigen SAP-Kunden, dort ist der typische Ansatz, dass man halt von dem Lizenzmodell auf eine sogenannte Private Cloud geht. Man nutzt dazu sozusagen die Cloud-Vorteile und hat aber trotzdem sehr umfangreich, also fast die komplette Anpassungsfähigkeit der Software, wie man sie vorher auch hatte und hat sozusagen die Chance, von den Innovationen der SAP zu profitieren. Ja? Denn diese finden ausschließlich halt, werden sehr stark cloud-getrieben vorangetrieben und man muss es aber nicht nutzen. Also man hat auch dort den kompletten Zugriff auf die Einstellmöglichkeiten über das Customizing. Man kann komplett oder sehr viel selbst entwickeln. Dort in diesem Zusammenhang auch bei der Cloud gibt es dann auch noch so einen Begriff, den muss man zumindest einmal erklärt haben. Das ist dann halt, wie verbindet man diese verschiedenen Systeme? Eventuell auch, das ist die BTP, Business Technology Plattform, SAP, das ist also die Integrationsplattform, womit man verschiedene Systeme oder andere Legacy-Systeme, also kundeneigene Systeme oder andere Services im Web halt anbinden kann.

Jens:
[19:53] Das spielt damit entsprechende Rolle. Also da geht nicht nur die Strategie der SAP hin, sondern für den Kunden ist es auch sehr lukrativ, dann halt in diese Cloud-Produkte halt hineinzugehen. Aber nichtsdestotrotz, man kann auch weiterhin als Any-Premise im Prinzip arbeiten. Das heißt, man hat dann sein eigenes System, was man dann sozusagen auch weiterhin so betreiben kann, wie man das die ganzen Jahre zuvor auch gemacht hat.

Claudia:
[20:19] Okay. So Jens, jetzt haben wir über viele Begriffe gesprochen und ich glaube, wir haben jetzt schon eine Idee. Also ich hoffe ihr da draußen, die ihr zuhört auch, dass das Ganze eine ganz schön komplexe Angelegenheit sein kann und sehr wahrscheinlich auch sein wird. So und jetzt sind wir nicht die Implementierer dieser Systeme, aber wir sind als Kolleg:innen der tts und auch mit Jens natürlich an Bord diejenigen, die für Schulung und Qualifizierung in den Unternehmen sorgen und für gute Qualifizierung sorgen wollen. Und jetzt haben wir viel gehört, was für uns am Ende tatsächlich wirklich eine Rolle spielt bei dem, wie wir Schulungen angehen. Und vielleicht ist das eben in bestimmten Punkten so, wie es immer war, wenn wir über SAP-Schulung und Qualifizierung gesprochen haben, weil was Pädagogisches als guter Ansatz dahinter liegt. Vielleicht ist es aber eben auch anders, weil alles das, was wir jetzt so ein bisschen als Intro vorgestellt haben, nach sich zieht, dass sich vielleicht auch an der Durchführung oder Planung, Konzeption unserer Schulung etwas ändert. Also so vielleicht jetzt einfach mal so ein bisschen den Transfer und den Einstieg in das Thema, wo wir zu Hause sind und worüber wir jetzt reden wollen. Und Jens, jetzt hast du viel uns sehr schön nochmal einfach und klar.

Claudia:
[21:37] Aber das Wichtigste, glaube ich, vorgestellt dazu. Und jetzt wollen wir mal ein bisschen weiterschauen in puncto Lerndesign und gute Lernangebote und ihre Durchführung.

Claudia:
[21:46] Was braucht es denn jetzt für Strategien für eine gute Qualifizierung?

Jens:
[21:51] Ja, also das ist eine sehr spannende Frage. Und wenn man jetzt diese drei oder zwei Dimensionen uns erstmal angeschaut hat, einmal den Implementierungsansatz, dann die Technologie, dann wird schon deutlich, dass je nachdem, wo wir uns befinden, auch die Qualifizierungsstrategie und die Konzepte unterschiedlich sein müssen. Ja, in der Regel aber auch sein können.

Jens:
[22:20] Manchmal allerdings wird keine Differenzierung gemacht und dann wird's spätestens kritisch. Das heißt, am Anfang, wenn wir sozusagen in diese Designphase mit eingehen, also es gibt ja für die SAP, nennt das SAP Activate, das ist also eine Implementierungsmethodik, wenn man S/4HANA-Projekte einführt, die gibt es auch dann in verschiedenen Pfaden, also das ist so ein Best-Practice-Ansatz, damit man nichts vergisst. Und da steht aber immer wieder das Gleiche drin. Also man soll erst eine Lernstrategie machen, dann muss man das Projektteamtraining organisieren, dann muss man Enduser, Qualifizierungsbedarf. Also das sind so generische Sachen. Also die Aktivitäten sind immer gleich. Aber das, was es bedeutet und wo die Schwerpunkte liegen, die sind natürlich unterschiedlich bezogen auf das eingesetzte technologische Produkt in der Public Cloud. Machen wir es mal als Beispiel in der Public Cloud.

Claudia:
[23:14] Magst du das mal mit einem Beispiel ein bisschen untermauern?

Jens:
[23:17] Ja, in der Public Cloud, wenn wir in einem Public Cloud Projekt sind, dann habe ich ja keine Möglichkeit, jetzt Fiori Apps, wenn man mal den Begriff jetzt als erstes mal, was ist eine Fiori App? Also, wir müssen von der User Experience auf einem Launchpad arbeiten, weil es gar keinen anderen Zugriff gibt. Also, es gibt nicht mehr so diesen klassischen Zugriff über den SAP-GUI, wo man dann seine bisher bekannten Transaktionen da einfach aufgibt, am besten nur den Transaktionscode auswendig lernt, so ganz komische Sachen, sondern wir haben ein Launchpad. Und dieses Launchpad folgt bestimmten Design-Prinzipien, die in der Cloud auch durchgängig sind. Das heißt, ich habe auch Fiori-Apps, die halt neu sind, die aber vielleicht gar nichts anderes machen von dem Geschäftsprozess-Teilschritt als das, was man mit SAP GUI-Transaktionen machen kann. In einer Public Cloud habe ich die vordefinierten Apps und damit muss ich arbeiten.

Jens:
[24:13] Und das muss man natürlich berücksichtigen. Wenn vorher die Vertriebsgesellschaft in einem ... Im vorherigen Release halt mit dem Sub-GUI sich angemeldet hat, 20 Jahre Erfahrung gemacht hat etc. Und man würde jetzt sagen, okay, wir gehen in eine Public Cloud für diese kleinen Vertriebsgesellschaften, dann muss ich natürlich da entsprechend schulen. Weil sich dann nicht nur die Benutzeroberfläche, sondern auch alle Anwendungen, die Art und Weise, wie diese Anwendungen sind, dann muss ich das beschreiben und muss das neu machen. Und eins sollte hier mal, das ist auch wieder so ein Mythos, nach dem Motto, Fiori-Apps, die braucht man nicht schulen, weil die sind selbsterklärend.

Claudia:
[24:53] Wenn es ein Mythos ist, was ist es dann? Was ist richtig?

Jens:
[24:58] Ja, Fiori-Apps folgen vielleicht einem besseren einheitlichen Designprinzip als vielleicht GUI-Transaktionen, die einen gewissen Reifegrad und gewisses Alter haben. Aber auch Fiori-Apps können entsprechend kompliziert sein. Und auch in einer Fiori-App muss man beschreiben, was gibt man in welchem Geschäftsprozess, in welches Feld ein. Das kann ich jetzt nicht einfach so weglassen. Also ich kann, also klar, die Navigation in so einer Fiori-App ist vielleicht immer einheitlich. Aber was ich da tue, und das war auch früher schon so, das muss ja beschrieben werden. Und das macht den...

Jens:
[25:31] Den Unterschied zwischen einer Schulungsunterlage, die dann spezifisch für das Projekt, für das Unternehmen aufgebaut ist, wo dann auch die Inhalte so drauf sind, dass der Endanwender sich dort wiederfindet und ohne große Verzögerung die Sachen eingeben kann. Im Vergleich dazu, jetzt müssen wir auch nochmal, also ich bin ja jetzt, einerseits mag ich Fioris, aber in der Public Cloud sagt die SAP, naja, guckt euch doch sogenannte Task Tutorials, heißt der Begriff, an, die standardmäßig einfach so out of the box zur Verfügung stehen in einer Public Cloud. Die kann man auch nicht abschalten. Also die sind immer da. Und da denkt man, naja, gut, okay, dann klicke ich da mal drauf. Aber da wird generisch ohne irgendeinen Kontext erstmal in der Erstannäherung geschrieben, wie man mit dieser App arbeitet, aber nicht, wie es unternehmensspezifisch halt eingestellt ist. Und das sind natürlich Dinge, wenn ich das nicht beachte und dann sage, naja, wir sparen an der Schulung, dann kommt hinten natürlich, ich sage das immer so schön, wir machen es ja jetzt mal, also ich hoffe, ich darf das sagen, Shit in ist immer Shit out. Gut, dann wird am Ende des Tages, werden wir natürlich keine zufriedenen Endanwender dabei haben, wenn wir das nicht berücksichtigen.

Claudia:
[26:41] Gut. Und ich glaube, vielleicht um das auch nochmal zu sagen, ein Stück unseres Ansatzes für unsere Qualifizierungsprojekte ist ja auch immer der, zu sagen, wir schulen kundenspezifisch. Also wir gehen darauf ein, was individuell für diese Kundenkonstellation und für den Anwendenden und in dieser besonderen Rolle, um vielleicht einfach mal so ein paar Begrifflichkeiten auch mit einzubringen, eben das Richtige und das Notwendige und auch nur das Notwendige ist. Und wenn du jetzt, du hast ja schon mal kurz angerissen jetzt, mit Standardprodukt, Standardschulung, Standardlösung und nicht kundenindividuell, da sehe ich schon einen Unterschied jetzt .

Claudia:
[27:19] Alice?

Alice:
[27:20] Jetzt beobachte ich ja schon eine ganze Weile SAP-Projekte, also weit über 15 Jahre, S/4 auch schon eine ganze Weile. Und was ich total interessant finde, und vielleicht magst du mal was zu sagen, Jens, die Kunden schwanken zwischen Brownfield und Greenfield und zwar auch während sie es planen. Das heißt, es gibt Kunden, die Greenfield begehen und dann sagen, in dem einen oder anderen Bereich hätten wir vielleicht doch lieber irgendwie Brown, Delta, wie auch immer gemacht. Ganz oft hört man bei Brownfield, hätten wir mal die Prozesse lieber doch genauer angepackt. Und was mir auch auffällt, ist, oft wird begonnen mit Fiori und dann spielt SAP GUI eine Rolle. Und zwar auch zum Teil in den laufenden Schulungen. Das heißt, ja, wir wollen Fiori machen und dann wird doch wieder zurückgerudert in Transaktionen auf die GUI-Themen. Wie siehst du das? Was ist da los? Welche Dynamik spielt sich da ab?

Jens:
[28:05] Das ist natürlich jetzt, das ist ja ein abendfüllendes Thema. Also im Projekt ist das natürlich, aber wir sind ja jetzt gerade an der Strategie für die Qualifizierung. Also zum einen, da kommen wir nochmal zurück. Also es ist so, dass natürlich Greenfield und Brownfield sind natürlich diese unterschiedlichen Ansätze, die ich fahre. Aber ich kann natürlich, also typischerweise, machen wir es wieder an einem Beispiel fest. Also vielleicht Unternehmen, die bisher, sagen wir mal, die Strategie gefahren haben. Ich fühle mich mit dem Thema S/4HANA erstmal nicht auseinander so groß. Warum? Weil die SAP macht da Produktentwicklung und das funktioniert ja noch nicht alles. Und das mit den Fioris, das verstehe ich sowieso nicht. Wir haben ja noch Zeit.

Jens:
[28:50] Die kommen jetzt langsam ein bisschen ins Schwitzen, weil sie ja merken, naja gut, bis zu dem bestimmten Termin muss ich auf S/4HANA gehen. Das heißt, was dann häufig gemacht wird, man fängt an zu diskutieren. Also dann wird dann, wir fangen bei Greenfield an. Wir wollen also Business-Transformation. Wir wollen ja auch die Innovationen der SAP nutzen und ähnliches. Das heißt, wir machen einfach einen neuen Greenfield-Ansatz, machen Prozessdesign, machen dann neue Systeme. Dann muss ich ja noch von der SAP vorgegeben, einige vielleicht alte Systeme, die darf ich ja nicht mehr nutzen. Also ich mache alles zusammen. Was ist die Konsequenz? Dann steht man auf einmal da, wenn man keinen guten Projektleiter hat oder Partner, die einen da unterstützen. Dann endet das dann im Chaos, weil man dann sich übernimmt. Man hat dann ein technologisch getriebenes S/4HANA-Projekt und dann will man auch dann das Ganze mit Business-Transformationen verbinden und neue Prozesse und alles soll besser und Green Core und alles Mögliche und dann geht ein Jahr ins nächste und dann sagt man, oh Gott, das kriegen wir jetzt nicht hin und dann landet man am besten wieder bei Brownfield. Ja? ... Brownfield heißt dann, ich mache dann nur das Notwendigste, dann bin ich erst mal safe, was die Technik angeht und dann mache ich in einem nächsten Schritt halt danach die Business Transformation. Wenn ich aber Brownfield mache und mache ohne Innovation, dann bleibe ich nach wie vor weiterhin zum Beispiel im SAP GUI.

Jens:
[30:19] Ja, und das würde bedeuten, dass ich sage, naja gut, dann habe ich ja gar nicht so viel Schulungsaufwand. Dann muss ich ja eigentlich nur noch das schulen, was die SAP mir vorgibt, was ich ändern muss. Der Nachteil von so einem Ansatz ist natürlich, also die Innovation der letzten sieben Jahre, die die SAP entwickelt hat, die cloud-basiert sind, die finden ausschließlich in Fioris statt. Ja, da programmiert keiner mehr irgendwie SAP-GUI-Transaktionen oder so irgendwas, also klassische Transaktionen, sondern ihr könnt, der Kunde kann davon nicht profitieren, ja? Wenn er einfach klassisch sagt, wir machen rein Brownfields. Jetzt kommen wir aber zu der entscheidenden Frage und das ist ja in den Projekten eigentlich immer die Standardfrage. Wenn ich beim Kunden in einem neuen Projekt bin, dann frage ich immer, wenn wir so Strategie machen, ja, was machen wir denn? Machen wir jetzt Fiori first, Fiori only?

Jens:
[31:11] Nutzen wir überhaupt gar keine Fioris? Wie viele Fioris nutzen wir? Also wo? Die Kunden sagen dann immer, naja, da gucken wir uns das an. Das ist ja auch das, was Alice, du auch gerade sagst. Ja, und wir starten, oh, wir wollen nur noch Fioris machen, ja, und dann enden wir dann, dann bleiben wir doch wieder im SAP GUI oder wir machen das nach Bereichen. Das ist alles, würde ich mal sagen, zeugt nicht von einer strategischen Weitsicht der Projekte, ja, oder der entsprechenden Personen, die für diese Projekte verantwortlich sind. Man muss da eine klare Strategie fahren und die Strategie, da bin ich jetzt mal, also aus den letzten sieben Jahren Projekte ... So lange mache ich S/4HANA ... Ich habe eine der größten Business- und also S/4HANA-Transformationen in Europa begleitet für die SAP, zusammen mit der SAP. Und wir haben eine klare, also immer eigentlich eine Fiori-First, aber nicht Fiori-Only-Strategie. Und was bedeutet das? Das bedeutet, weil jetzt kommen wir ja auf, was hat das wieder für Auswirkungen? Wir nutzen SAP-Innovationen über neue Fiori-Apps.

Jens:
[32:22] Der Benutzer, und das ist das Entscheidende, hat in den Projekten ein zentrales User-Interface, das ist das Launchpad, das SAP-Launchpad. Und er hat dort sämtliche Anwendungen, die für seine Benutzerrolle zur Verfügung gestellt werden müssen, berechtigungstechnisch zur Verfügung, einheitlich über eine User Experience.

Jens:
[32:45] Die spricht, der SAP spricht da von UI, also nicht mehr von UI, sondern von UX, User Experience, Fioris. Und wenn im Prozessdesign herauskommt, dass es keine gute Fiori-App gibt, weil die SAP da noch nicht so weit ist, ist da überhaupt gar kein Problem. Dann bringt man die bisherige klassische Transaktion, die die Kollegen dann im SAP GUI auch aufrufen können, einfach als Kachel aufs Launchpad mit der gleichen Funktion und baut dann eine einheitliche User Experience End-to-End-prozessweise bezogen auf einzelne Benutzergruppen komplett im Launchpad auf. Und ob die jetzt teilweise die Sachen noch über das Launchpad alternativ nochmal, weil sie es nicht anders gewohnt sind, zumindestens für Geschäftsprozess-Transaktionen, wie zum Beispiel, ich buche einen Beleg, eine Warenbewegung oder ähnliches noch nach wie vor über dem SAP GUI arbeiten. Alternativ. Das kann man ermöglichen, aber das Launchpad sollte alle Prozesse beinhalten mit allen entsprechenden Anwendungen. So dass, jetzt fasse ich nochmal zusammen, ein Ansatz, wenn ich im Projekt bin und jemand sagt.

Jens:
[34:00] Ja, wir melden uns nach wie vor weiterhin im SAP GUI an und für eine Auswertung XYZ, da nutzen wir eine Fiori und dann meldet sich der Benutzer dann aus dem SAP GUI auf dem Launchpad an, um dann einen Geschäftsprozess-Teilschritt zu machen.

Jens:
[34:17] Das ist, sagen wir mal, zumindest suboptimal ... würde ich mal sagen. Und das Verständnis dahinter, das ist nicht bei jedem Kunden vorhanden. Das muss erst geschärft werden, weil viele sagen, ja, wir machen jetzt Geschäftsprozessdesign und dann arbeiten wir weiter im SAP GUI. Machen wir ja nicht. Nur ehrlich gesagt, dann gibt es auch keine Innovation der SAP, weil die finden nur in Fioris statt.

Alice:
[34:44] Das ist halt das, was ich ganz oft gesehen habe. Wir beginnen mit Fiori und machen dann GUI.

Jens:
[34:50] Ja, das muss man jetzt dazu sagen. Da gibt es zwei Aspekte, die ich da gerne ins Feld bringe. Zum einen ist nicht jede Fiori-App eine gute Fiori-App. Ja, man muss das ja hinterliegende Prinzip, Design-Prinzip wissen. Fiori-Apps sind immer pro Benutzergruppe. Und die darf man nicht eins zu eins vergleichen mit irgendwelchen Transaktionscodes. Das ist der erste Fehler, der gemacht wird. Der zweite Fehler ist der, dass wenn der Implementierungspartner beim Kunden Beratung so macht, als ob es ein früheres ECC-SAP-Projekt vor S/4HANA ist, also ich mache es mal plakativ, der Beratungspartner die Fiori-Apps nicht kennt und sich nicht permanent selbst weiterbildet und guckt, was ist denn jetzt im neuen SAP-Release vielleicht für eine Fiori-App dann da oder was gibt es für eine neue Version von der Fiori-App. Wenn also da die vielleicht nicht so ganz vorhandene Kompetenz des Beraters auf den Kunden abgewälzt wird, der Kunde es vielleicht auch nicht weiß, weil er seine interne IT nicht schult oder keine Projektteam-Qualifizierung macht, dann kommt es oft dabei hinaus und sagt man, na ja gut, man kennt ja die Fiori-Apps nicht so genau, da nimmt man eine, ach, und das ist ja irgendwie ganz komisch und dann landet man auf einmal wieder im SAP GUI. Das wäre ... kann man machen ... muss man nicht machen. Und das hat jetzt viel damit auch zu tun, natürlich. Unser Thema ist ja Schulungsstrategie und Schulungskonzept ....

Claudia:
[36:20] Absolut ...Du hast eben schon so ein paar Dinge angerissen, wo ich gedacht habe, da müsste ich auch vielleicht gleich nochmal drauf springen.

Claudia:
[36:26] Du hast nämlich jetzt schon, glaube ich, zweimal die Projektmitarbeitenden erwähnt, die, also so scheint es mir nach, natürlich auch, weil ich das weiß, aber auch so, wie du es dargestellt hast, dass eben die schon sehr bewusst Entscheidungen treffen müssen und mit viel Wissen auch entscheiden müssen für A oder B und für den Weg, den sie gehen wollen. Und ich würde sagen, es passt vielleicht an der Stelle ganz gut. Lass uns doch mal nochmal zwei Sätze dazu sagen. Was heißt denn das für Qualifizierung jetzt für diese Menschen, die offensichtlich eine super wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe zu leisten haben? Das wäre jetzt so ein bisschen meine Frage gewesen, Alice, und jetzt aber gerne du.

Alice:
[37:06] Genau, dann kommt so ein bisschen mein Leidenschaftsthema, weil die Projekte einfach früh beginnen und weil man Training einfach sehr früh denken sollte und zwar genau aus dem Grund. Das heißt, das Enablen von Projektteam und Key-Usern ist essentiell, neben dem, dass ich sie auch vor allem brauche und frühzeitig benennen muss, weil gerne fehlen die ja auch am Anfang, was dann auch ungünstig ist. Das zeigt ja im Kern, dass bei S/4-Projekten das noch wichtiger ist, dass man selber Wissen aufbaut auf dieser Ebene. Ich muss tatsächlich sagen, ich habe leider viele Projekte gesehen, wo auf Kundenseite das Wissen gefehlt hat, was natürlich eine extreme Abhängigkeit von Beratungshäusern erzeugt, die sicherlich auch im Rahmen ihrer Ressourcen und Möglichkeiten ihr Bestes geben. Aber besser ist es natürlich, wenn der Kunde frühzeitig erkennt, dass er auch Wissen braucht, um diese Prozesse aufzusetzen. Und deswegen finde ich ganz wichtig, das Enablen von Projektteam, Key-User sehr frühzeitig, sehr frühzeitig diese Dinge mit einbeziehen. Also mittlerweile denkt man das Thema wirklich auch schon beim Blueprint. Also ein gutes Projekt hat das Thema Training schon von Anfang an mit auf dem Zettel.

Jens:
[38:06] Ja, ich bleibe wieder bei dem Begriff der SAP Activate-Einführungsmethodik. Das ist okay, das hört man ja immer wieder. Oder dann große Beratungshäuser haben ihre eigene Methodik. Das ist auch vollkommen egal. Die dort vorhandenen Aktivitäten, Bausteine, Meilensteine und Vorgänge, wie auch immer, die sind alle gleich. Aber man muss das natürlich zu Ende denken. Was verbirgt sich hinter dem Thema? Und das, da möchte ich Alice da auch nochmal genau das bestärken, was du gerade gesagt hast. Das ist eine Besonderheit von S/4HANA-Projekten. Die meisten Kunden, die jetzt auf S/4HANA gehen, haben ja eine laufende IT auf eher SAP-Basis. Also es gibt nur ganz wenige Kunden, also die gibt es auch, ja, vielleicht kleinere Unternehmen, die dann direkt auf Public Cloud gehen oder so, aber die Vielzahl der S/4HANA-Projekte in großen Konzernen etc., die greifen ja auf eine interne Mannschaft zurück, die 20 Jahre Erfahrung hat und jetzt kommen die in so ein SAP-Projekt rein und dann egal, ob man jetzt, also die stehen ja vor der Frage, okay, machen wir jetzt Bluefield ..

Jens:
[39:15] Brownfield, Greenfield, Was für ein Produkt nehmen wir, egal, wenn die Entscheidung mal getroffen ist, dann haben wir ja das nächste Thema. Da muss ich ja auf der Arbeitsebene ja wissen, okay, guck mal hier, was muss ich jetzt machen? Machen wir jetzt Geschäftsprozess-Redesign oder was bedeutet das? Wie gehe ich damit um, wie ich mit dieser Simplification-List arbeite? Wie setze ich die um? Das sind ja Fragestellungen. Das heißt, ich muss mir Gedanken machen, wie ich mein Projektteam, meine internen Mitarbeiter extrem qualifiziere. Und in der Vergangenheit ist die Situation teilweise so gewesen, dann kauft man sich Beratungs-Know-how ein, macht das dann halt wieder von der Analyse her. Und wenn der Berater aber dummerweise auch nicht qualifiziert ist, dann kommt halt dann auch raus, ach komm, dann lassen wir doch den Prozess mal so. Und das mit den Fiori-Apps, das geht vorüber, wie mir ein FI/CO-Bereichsleiter eines großen Beratungshauses, dessen Namen ich jetzt nicht nenne, da hat er gesagt, Herr Philippi, ich habe da die internen Berater geschult, Herr Philippi, das mit den Fiori-Apps, da gehen wir mal bei der DASAG, das ist die deutsche SAP-Anwendergruppe, da machen wir mal ein bisschen Rabatz, da wird die SAP das ändern. Da machen Sie sich mal keine Gedanken. Ob der natürlich da jetzt noch in Amt und Würden ist, das kann ich nicht beurteilen. Nur zusammengefasst, es ist ja noch etwas komplexer, weil SAP ...

Jens:
[40:40] SAP S/4HANA heißt ja nicht unbedingt, dass es überall einfacher wird, weil dadurch, dass wir jetzt hier ja eine permanente...

Jens:
[40:50] Getriebene Innovationen mit Fiori-Apps haben. Also die Fiori-Apps können sich von jedem Release zum nächsten Release durch andere Versionen entsprechend ergänzen. Also ich muss permanent was machen. Das heißt, dass die Notwendigkeit, sich damit auseinanderzusetzen, besteht nach der initialen Qualifizierung auf jeden Fall. Und das muss ein Berater, der auch Inhouse jetzt, sagen wir mal, in so einem Projekt mitbeteiligt ist, der muss sich da auch nicht selber drum kümmern, aber dafür sind wir halt dann da. Das muss ebenso Teil der Lern- und Schulungsstrategie eines S/4HANA-Projekts sein, genauso wie das mit den End-Usern, wie man die dann halt entsprechend qualifiziert. Und der erste Baustein, der wird halt oft vergessen und das macht es sehr, sehr frustrierend für die Mitarbeiter, die halt ja lange SAP-Erfahrung schon haben, die auch bereit sind jetzt, guck mal hier, ich kenne doch genau, hier haben wir eine kundeneigene Entwicklung und das bereitet uns immer wieder Probleme. Aber die dann eben keine Chance haben, sich auf S/4HANA vorher zu qualifizieren und dann kommt dann halt ein Berater mit einem Beratungshaus oder von einem Beratungshaus, was dann auch nicht auf dem State of the Art ist und dann, ja, was kommt dann am Ende dabei raus? Dabei raus und das ist dann halt, sind wieder suboptimal ...

Jens:
[42:14] implementierte und eingestellte Prozesse oder im schlimmsten Fall ist es so, ja, wir halten weiter an der kundeneigenen Entwicklung fest, wo man dann sagt, ja Menschenskinder, warum nutzt du denn, warum müssen wir da jetzt ein Report machen oder ähnliches, dafür gibt es wirklich eine geile Fiori-App und die Fiori-App ist wirklich geil und das sage ich nicht, weil ich sage, alle Fiori-Apps sind gut, aber es gibt tatsächlich ein paar Fiori-Apps, wo man sagen kann, da ist wirklich Innovation vom User her zu Ende gedacht und wirklich besser als vorher.

Claudia:
[42:42] Okay. Aber Jens, vielleicht nochmal so, ich habe gut zugehört, als Anmerkung von mir, auch wenn die Beratungsleistungen brillant sind, ist es, glaube ich, gut, wenn ich als interner Mitarbeitender in dem Projektteam verstehe, was mir gesagt wird und wenn ich Argumentationen nachvollziehen kann. Also gar nicht, um jetzt noch abzuwägen, weil ich vielleicht einfach auch vertrauen kann, dass der Rat, den ich bekomme, der bestmögliche ist, aber damit ich das verstehe und mit den richtigen Konsequenzen für mich intern auch A und B zusammenrechnen kann und überlegen kann, was bedeutet das für uns in der Konfiguration oder vielleicht auch Neuausrichtung von bestimmten Prozessen, brauche ich gutes Wissen. Und Alice, das ist, glaube ich, nochmal Wasser auf deine Mühle, auch zu sagen, ja, vielleicht war das in den lange zurückliegenden Jahren nicht immer so, dass man das Projektteam stark mit in Qualifizierung schon einbezogen hat. Aber es ist, glaube ich, und das habe ich jetzt bei euch rausgehört, ein ziemlich wichtiger Bestandteil für erfolgreiche S/4HANA-Projekte heute.

Alice:
[43:50] Ich würde jetzt ehrlich gesagt dem einen oder anderen Kunden gerne ersparen, dass er halt alles doppelt und dreifach macht und das habe ich halt oft gesehen. Drei Anläufe irgendwie und wie gesagt, mit S/4-Projekten ist es zum ersten Mal passiert in den Projekten, die ich beobachten konnte, dass eine zweite, dritte und vierte Go-Live-Verschiebung völlig normal war. Woher war es eine Go-Live-Verschiebung ... Klar. Aber dann eigentlich war es auch naja, so weit rum ums Eck mit ein bisschen Hypercare, aber bei den S/4-Projekten ist mir das aufgefallen, dass die Go-Live-Verschiebung sich häufen, da habe ich gedacht, was ist denn da los? Und wenn man dann natürlich sieht, Fiori hin, GUI her, da gibt es noch so ein paar andere Themen, dann fragt man sich natürlich, Mensch, kann man das nicht irgendwie besser machen?

Jens:
[44:30] Ja, ich weiß jetzt nicht, Claudia, die Zielgruppe des Podcasts. Ich würde mir wünschen, dass vielleicht so ein Ansatz, wie man die Zielgruppe, wie die Follower etwas erweitern kann.

Claudia:
[44:42] Mach deinen guten Vorschlag, du bist super willkommen damit ...

Jens:
[44:46] Ja, also wenn das, was wir hier gerade diskutieren, natürlich auf einer gewissen Entscheidungsebene, auf der CIO-Ebene, vielleicht mal jemand sich die Mühe macht, mal eine Stunde hier zuzuhören, dann kann man sich genau das, was wir jetzt gerade besprochen haben, vielleicht eventuell ersparen. Und das sind ja kleine Stellschrauben, die man da machen kann. Aber dann, um das nochmal abzurunden, selbst wenn ich qualifiziert habe und ich habe gute Berater, dann hängt es ja auch von dem Ansatz, wie man im Team zusammenarbeitet. Also das ist ja der Aspekt, den ihr im ersten Podcast ja auch ein bisschen herausgestellt habt, die Bedeutung von Change Management und ähnlichem. Also auch wie zusammengearbeitet wird. Das sind Dinge, wo ich sage, dieses klassische nach dem Motto, wir engagieren den Dienstleister von welcher Firma auch immer und der ist dafür verantwortlich, dass der das System jetzt einstellt und danach macht er eine Übergabe von dem, was er gemacht hat. Das war ja so früher so der Ansatz vielleicht, weil man doch nicht so intern ist.

Jens:
[45:47] Von dem muss man weg. Man muss in eine Tandem-Team-Lösung reinkommen. Und dann ist so ein typischer Ansatz, das Lernformat ist dann Learning on the Job. Ja, und On- the-Job heißt dann On-the-Project über vielleicht unterstützende Lernformate oder wie auch immer. Und dann schließen wir ja schon mal vielleicht so ein bisschen den Übergang halt zu dem, wie man es dann auch konkret dann macht. Aber das heißt, ich muss... Ich darf nicht nur von der Qualifizierung her kommen, sondern ich muss auch von der Art der Zusammenarbeit denken. Es gehört alles im Prinzip, was das Projektteam angeht, zusammen. Und wenn man dann halt noch ein paar Aspekte, da gucken wir ja vielleicht auch, wenn wir nochmal ein bisschen Schulungsstrategie, Schulungskonzepte, ein bisschen ins Detail jetzt nochmal reingehen, nochmal drauf die Rolle des Key-Users auch nochmal so hinlegen.

Claudia:
[46:37] Absolut. Jens, und genau, lass uns genau damit weitermachen. Also du, jetzt haben wir, glaube ich, nochmal einen ganz wichtigen Aspekt mit dem Projektteam ziemlich ausführlich besprochen. Und du hast eben schon gesagt, da gibt es natürlich die Key-User natürlich und davon gibt es sehr viele, hoffentlich. Und es gibt vor allen Dingen noch sehr viel mehr, hoffentlich, und noch sehr viel mehr Endanwender, die natürlich in der neuen Welt lernen sollen, sich gut und auch selbstständig zu bewegen.

Claudia:
[47:05] So, und jetzt hast du eben Schulungsstrategie und Konzept erwähnt und mach doch sehr gerne einfach mal mit ein paar Gedanken dazu weiter. Was ist wichtig bei diesen S/4-Projekten, wenn wir über zwei Nutzergruppen, Key-User und am Ende auch die Endanwender sprechen?

Jens:
[47:21] Ja, also von der Projektvorgehensweise her, vom Ablauf her, müssen wir uns ja jetzt erstmal Gedanken machen, welche Rolle spielt denn so ein Key-User, bevor wir an die Endanwender kommen?

Claudia:
[47:33] Ja.

Jens:
[47:34] Und bei dem Key-User gilt jetzt in ähnlicher Natur eigentlich fast das Gleiche, was wir beim Projektteam gesagt haben. Es gibt in den meisten Unternehmen, die haben das mittlerweile schmerzvoll gelernt, dass man ohne eine Key-User-Struktur eigentlich nicht arbeiten kann. Ja, also da predigen wir ja seit Jahrzehnten, dass man da eine Support-Organisation aufbauen muss. Jetzt kommt das S/4-Projekt. Das heißt, wir haben wieder die Situation, wir haben erfahrene Key-User, die in irgendeiner Form dann halt später dann auch eine Rolle, nämlich die des First-Level-Supports oder wie auch immer, des Supports der Endanwender einnehmen müssen. Jetzt gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Man kann es wieder Oldschool machen oder man kann überlegen, gibt es andere Ansätze, wie man zum Beispiel die Key-User frühzeitig in das Projekt einbindet.

Jens:
[48:26] Die Grundkonstellation ist immer die gleiche nach dem Motto, ein Key-User, der jetzt was als Key-User macht und jetzt ins Projekt abgestellt wird. Dann haben wir irgendwann mal wieder dieses Kapazitätsthema, was dann auch immer also propagiert wird. Oh je, der Key-User am Ende des Tages muss dann alles Mögliche machen, aber das kann man ja auch einfach durch eine klare Definition der Verantwortlichkeiten und das Abstellen von bestimmten Key-Usern ins Projekt halt nutzen. Das heißt, erstmal der Key-User in einem S/4HANA-Projekt sollte auch frühzeitig eingebunden werden, weil der kennt ja die Probleme aus der Praxis ... Mit ins Boot zu nehmen aus der Business-Seite für das Prozessdesign oder zumindestens als Team in der Prozessoptimierung mitzuarbeiten, das ist schon mal top. Ja, und dann muss man überlegen, je nachdem, was man für Projektbudgets hat, was man für eine Zeitsträhne hat, dann muss man überlegen, kann man diese Kompetenz und das Know-how des Key-Users über die internen Prozesse, kann man die nicht hebeln und das nutzen im Sinne von Erstellung von wirklich guten Schulungsunterlagen oder Ergänzung vorhandener Schulungsunterlagen? Weil, ich starte ja idealerweise schon von einem gewissen Standard von Schulungsunterlagen und von Prozessdokumentation und muss dann auch nicht mehr alle über alles qualifizieren.

Jens:
[49:50] Also da ist das Thema mit dem Key-User sicherlich ein Aspekt. Und wenn man dann weitergeht, und das ist eigentlich das Entscheidende, wenn man über Bildungsbedarfe redet in S/4HANA-Projekten, ich komme um das klare, strukturierte Definieren von Businessrollen-bezogenen Lernpfaden nicht umhin. Weil S/4HANA ...

Jens:
[50:17] SAP S/4HANA denkt, wenn man an das Fiori Launchpad denkt, wird diese Personalisierung, diese benutzerrollen-spezifischen Apps und Prozesse, die zu Ende gedacht bedeuten, ich muss Qualifizierungspfade sauber vorgeben, Lernpfade, SAP Learning Journeys oder was auch immer. Und die sind immer rollenbezogen. Plus gibt einen letzten Aspekt, den ich noch in die Diskussion einbringen müsste.

Jens:
[50:50] Auch hier haben wir ja wieder die Situation, dass unsere Endanwender ja auch schon erfahrene Endanwender sind. Wir fangen da ja nicht neu an, sondern wir gucken, ja, was ist denn jetzt die Veränderung? Das heißt, ich muss einerseits Ausbildungsformate so definieren und auch Lernmaterialien dafür zur Verfügung stellen, dass jemand diese Veränderung sich sehr einfach anschauen kann. Plus eventuell über neue Release-Änderungen an Fiori-Apps etc., also in einer einfachen Art und Weise sich weiterqualifizieren kann, um sein Wissen aktuell zu halten. Und gleichzeitig gibt es aber natürlich immer auch noch Anwender, die das Unternehmen wechseln, die halt noch nicht geschult sind. Das heißt, ich brauche eigentlich zielgruppengerechte Lernpfade, die auch dieses Thema zwischen Neuqualifizierung und Wissen aktuell halten unterscheiden. Das ist so meine Erfahrung. Und dann wird es gut.

Claudia:
[51:53] Ja, in der Theorie wird es definitiv dann gut. Und jetzt ist eben die Frage, wie viel Gehör können wir uns dafür erarbeiten, um das wirklich in die Realität umzusetzen. Und das ist, glaube ich, da haben wir auch in der ersten Episode zu diesem Thema ja auch schon so ein bisschen drüber gesprochen. Die Key-User da sehr stark mit einzubinden, ist, glaube ich, immer schon eine gute Idee gewesen. Das ist jetzt nicht neu für S/4HANA. Aber die müssen eben auch die Zeit haben und die müssen auch eine entsprechende Ausbildung bekommen, die sie befähigt, das entsprechend auch wahrnehmen zu können, die Rolle und es muss klar sein, was ihr Arbeitsaufwand ist - in diesem Projekt und was sie sonst noch nebenbei machen müssen. Und das ist, glaube ich, immer eine Krux gewesen für die Key-User. Und jetzt nochmal, ich finde es schön, Jens, dass du nochmal herausgestellt hast, diese Geschichte von, wir haben wahrscheinlich Deltas, die klar zu benennen sind und die für solche Personen, die schon sehr lange SAP kennen, auch wichtig sind, damit man nicht vom Urschleim wieder anfängt und Dinge erklärt, die nicht mehr erklärt werden müssen. Es hat auch was mit Schulungsaufwand, es hat auch was mit Kosten zu tun.

Claudia:
[53:00] Und andererseits aber eben auch nicht zu vergessen, ja, da gibt es junge Menschen, die neuen Unternehmen anfangen oder Menschen, die von außen kommen, die bestimmte Dinge noch nicht kennen, die eben wirklich tatsächlich ein anderes Paket brauchen. Und ich glaube, wir reden immer schon, solange wir bei der ttsTrainings machen oder Schulungslernangebote machen, von rollen-bezogenen Trainings und rollen-spezifischen Trainings. Und das kriegt, glaube ich, auch mit der Darstellung, wie du es jetzt auch nochmal hingeführt hast, nochmal einen wirklichen Fokus jetzt mit den S/4HANA-Projekten, warum das so wichtig ist.

Jens:
[53:33] Also vielleicht, ja Alice, du hattest ...

Alice:
[53:36] Ja, ich würde schon noch einen weiteren Aspekt einbringen, weil viele kommen von dem Punkt, dass sie denken, naja, wieso ist doch nicht so viel? Ich muss ja nur gucken, was ist die Veränderung? Vergessen, dass sie vielleicht in der Vergangenheit nicht so ausgebildet haben, wie es vielleicht hilfreich gewesen wäre oder Personal verloren haben. Und das ist halt auch ein Problem. Das heißt, die Frage ist, wie viel Wissen ist denn wirklich da? Und das ist leider was, was ich auch beobachtet habe, dass mit der Einführung von S/4-Projekten ein großes Gap manchmal einfach da ist in dem Wissen, was angenommen wird, aber eben doch nicht da ist. Das zeigt sich dann, indem Trainer und Autoren die Aufzeichnung mit mal keiner adäquaten Fachansprechpartner finden und dann tatsächlich aus ihrem Wissen, aus Erfahrungen, Prozesse und Dinge gestalten, was ja eigentlich, wenn man mal ganz ehrlich ist, zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr richtig stimmig ist, weil man sollte meinen, dass das zu einem früheren Zeitpunkt zwischen Implementierer und Kunden aufgesetzt wird.

Jens:
[54:28] Ja.

Claudia:
[54:30] Gut, ihr zwei. Jetzt haben wir, glaube ich, ganz viel geredet über das WAS. Also vielleicht noch nicht genug, aber wir haben schon viel über das WAS geredet. Jens, du willst noch was sagen? Ich will hier nicht das Wort klauen.

Jens:
[54:43] Nein, wir müssen vielleicht auch nochmal ein bisschen so über, also wie kriegt man sowas hin? Das WIE, genau.

Claudia:
[54:50] Du hast gedacht, was ich noch nicht ausgesprochen habe. Jetzt haben wir viel über das WAS geredet. Wir müssen unbedingt nochmal über das WIEreden. Wie machen wir das denn jetzt? Wie schulen wir? Wie befähigen wir?

Jens:
[55:02] Also zum einen, da gibt es nicht schwarz-weiß. Das ist meine systemische Sicht auf Organisation. Das heißt, ich muss immer herausfinden, was haben die für eine Lernkultur, wie wollen die lernen, woher kommen die, was wollen die machen. Es gibt aber so ein paar grundsätzliche Sachen, wo ich sage, da müsste man mich erstmal vom Gegenteil überzeugen, wenn man das auf einmal anders macht.

Claudia:
[55:29] Magst du mal sagen, was dir durch den Kopf geht dazu?

Jens:
[55:31] Ja, und was mir da immer sehr stark am Herzen liegt, ist halt genau das, was wir gerade besprochen haben. Diese Beteiligung der Key-User und die dahinterstehende, wie macht man denn sowas?

Jens:
[55:47] Und das leitet dann auch dazu über, dass das, was geschult werden muss, muss vorbereitet werden. Da gibt es eine entsprechende Strategie, da macht man eine Bildungsbedarfsanalyse. Da kommt man ja an den Punkt, wer legt die Unterlagen an etc. pp. Und nach meinem Dafürhalten ist es eigentlich ein Best-Practice-Ansatz, also den ich jetzt zumindest nicht hinterfragen würde oder zumindest, wenn es anders ist, anders steuern würde. Ja, der Key-User ist die zentrale Person, der wird über das Projekt begleitet, qualifiziert in seinen Aufgaben, also über, das könnten sogenannte Master-Trainer sein, Subject-Matter-Experts, gab es früher auch schon als Ansatz, aber ich halte das für extrem wichtig, weil der Key-User dann auch ein integraler Bestandteil des Projekts ist. Der wird über das SAP-S/4HANA-spezifische Wissen oder neue Prozesse, wird die Projektorganisation über solche Lernformate wie Coffee and Learns oder Lunch and Learns, kleinere Einheiten auch durchaus halt mit, vielleicht mit mal nem E-Learning oder WBT, halt qualifiziert, projektbegleitend und der Key-User ist derjenige, der die Unterlagen erstellt und die Schulung auch durchführt. Und die Kapazität, die ihr braucht ...

Jens:
[57:04] Die muss eingefordert werden und das zahlt sich dreifach am Ende aus. Aber entscheidend ist, dass er entsprechende externe Unterstützung bekommt, weil alleine kriegt die Kollegen das nicht hin, über Lerncoaches, begleiten etc.

Claudia:
[57:20] Train-the-Trainer-Maßnahmen.

Jens:
[57:23] Train-the-Trainer-Maßnahmen. Ja, auch die Wertschätzung den Key-User gegenüber, den Einwänden, das hat ganz viele Facetten. Aber das ist so eins, wo ich sage, okay, das ist was, was ich in dem WIE jetzt einfach mal mit reinbringen möchte. Und das WIE, das beschreibt man dann halt in dem Schulungskonzept, was dann halt die Sachen beschreibt. Alice, vielleicht hast du noch so einen Aspekt.

Alice:
[57:46] Ich würde gerne einen Aspekt einer nicht perfekten Welt, die aber Erfahrung ist, hinzufügen. Das Thema der Ressourcen, was an allen Ecken und Enden ein Problem ist, auf allen Seiten und was das für Auswirkungen auf das Projekt hat. Weil natürlich, wir als tts, ich sag mal, haben immer das Ziel, die Unternehmen so zu qualifizieren, dass sie komplett selbstständig, ich sag mal, ihr Geschäft betreiben können. Das ist ja per se der Wunsch. Ich habe auch schon deutlich rausgehört aus den Cloud-Diskussionen, dass auch da eine starke Sehnsucht von allen Seiten ist. Es möge einfacher sein und dadurch könne man Ressourcen sparen. Das, was ich erlebe in den Projekten oder erlebt habe, und das sind ja auch sieben Jahre S/4-Projekte, ist, die fehlen an allen Ecken und Enden die Ressourcen und müssen dann von außen reingebracht werden. Und das Wissen wird dann intern auch manchmal nicht so aufgebaut, dass es nachhaltig im Unternehmen verbleibt. Und das finde ich eigentlich tragisch, weil dann sehe ich immer wieder, und das sage ich jetzt auch mal ganz klar, dassTrainingsprojekte wiederkehrend neu gestaltet werden mit verschiedenen Teams, mit verschiedenen Tools, wo selbst ich mich manchmal gefragt habe, das kann doch eigentlich jetzt gar nicht sein, weil da müsste ja ein Lessons Learned stattfinden vom letzten Projekt. Aber wenn das Team dann schon nicht mehr das Gleiche ist und dann auch die Tools nicht die gleichen sind, dann denke ich mir immer, das ist ja schon der Wahnsinn, was da in Zeit, Geld und Arbeit reingeht. Und das Ressourcenthema ist ein essentielles an allen Ecken und Enden. Also ist auch so eine Erkenntnis, es braucht externe Ressourcen, ob man das möchte oder nicht, weil ganz oft die gar nicht da sind.

Alice:
[59:14] Was bedeutet das im Kontext Training?

Jens:
[59:18] Jetzt müssen wir alle mal drüber nachdenken. Ja, das Ressourcenthema, das ist ... wenn man jetzt wieder, ja, wie macht man es? Also frühzeitige Einbindung, transparent machen, eine frühzeitige Bildungsbedarfsanalyse machen, zu sagen, okay, was ist denn mein Projekt? Ja, diese Rahmenbedingungen klären und damit einer verbesserten Planungsgrundlage reinzugehen und dann zu sagen, einfach eine Planungssicherheit zu bekommen. Wie viele Ressourcen benötigt man denn jetzt tatsächlich? Ja, wenn ich halt mitten im Rennen eigentlich die Strategie wechsle, ist natürlich immer blöd. Das funktioniert nicht. Aber wenn ich genau weiß, okay, wir machen jetzt halt erstmal nur eine technische Migration und wir wollen erstmal nur das Notwendigste machen, um dann halt technologisch mit einem S/4-Projekt zu starten und dann halt kleinere Business-Transformationsprojekte zu machen, um dann halt zum Beispiel in dem einen Bereich Fioris einzusetzen, unsere Prozesse zu überdenken oder ähnliches, dann ist der Ansatz ein anderer, als wenn man das halt alles übergalaktisch halt komplett macht und dann halt sagt, okay, ich requeste halt dann zehn Ressourcen. Und dann kriege ich halt 5 nur mit 20%. Das ist aber dann genauso wie vorher auch und das wird nicht funktionieren.

Jens:
[1:00:33] Unsere Aufgabe als Learning-Architekten halt in den Projekten ist es natürlich nicht nur darauf hinzuweisen, sondern auch einfach die Konsequenzen aufzuzeigen. Und am Ende des Tages entscheiden ja nicht wir oder irgendein IT-Projektleiter oder CIO, ob das Projekt erfolgreich war. Am Ende des Tages müssen wir gucken, dass das Projekt auch von der Anwenderseite her erfolgreich war. Die entscheiden, ob es ein erfolgreiches Projekt war. Und das wird halt immer noch verkannt. Also das ist immer lustig. Ich frage dann immer im Projektteam, wer entscheidet denn über den Projekterfolg? Dann kommt dann der CEO, das mache doch ich.

Jens:
[1:01:12] Oder der CFO, das mache ich doch. Ich sage doch, ich gebe doch die Mittel frei. Also diese Denke dahinter, dieses Denken in Prozessen oder also in Technologie, das ist weit verbreitet, aber das Denken, dass dahinter halt Prozesse und vor allen Dingen die Prozesse führend sind und die Menschen, die die Prozesse ausführen, das ist das Entscheidende. Also das ist jetzt so. Und das ist kein Unterschied zu den Projekten vorher. Aber es wird halt nach dem Motto S/4HANA, wie wir es eingangs erwähnt haben, S/4HANA - muss ich da überhaupt was schulen? Ist doch jetzt alles simpel. Nein, ist es eben nicht.

Claudia:
[1:01:46] Ich glaube, wir haben schon viele Argumente zusammengetragen für die Antwort. So simpel ist es nicht. Und ja, wir müssen was schulen. Alice, magst du noch was nochmal ergänzen oder wollen wir nochmal ein ganz klein

Claudia:
[1:01:59] bisschen weiterschauen?

Alice:
[1:02:01] Also ich würde glaube ich, ich weiß nicht, wollen wir schon auf den Punkt der Schulungssysteme eingehen, der ja auch ganz interessant ist und sich verändert hat, ich sage mal von R/3 ECC zu S/4 ...

Claudia:
[1:02:09] Ganz ehrlich, ja, ich würde gerne nochmal so ein bisschen, deswegen habe ich extra euch versucht, so ein bisschen mit dem WIE zu ködern. Also jetzt haben wir ja mit dem WIE, jetzt haben wir über die Menschen gesprochen, die vielleicht diese Qualifizierung dann voranbringen. Auf welche Art und Weise, was brauchen die damit, die das gut hinkriegen? Also Key-User haben wir jetzt eben gesprochen. Da gibt es aber noch ein paar mehr Dinge, die bei dem WIE eine Rolle spielen. Und da sind so Sachen wie zum Beispiel, was haben wir früher auf den Projekten gemacht? Wir haben... Über Schulungsmandanten nachgedacht. Wir haben Mandantenkonzepte entwickelt, haben überlegt, wie Datenkonzepte entwickelt, wie kriegen wir immer mit den neuesten Situationen im System die besten Schulungsumgebungen hin, mit Daten, die wir verbrauchen dürfen und auch wieder anderen Teilnehmenden an den Schulungen wieder neues Datenmaterial anbieten können. Es war ein großer Teil unserer Arbeit, sich darüber Gedanken zu machen, Schulungssysteme zu designen und so weiter und so fort. Und ich glaube, das ist ein Punkt, der ist auch noch sehr wichtig. Und jetzt lasst uns darüber unbedingt nochmal reden, Alice.

Alice:
[1:03:08] Ja, was ich schon per se gesehen habe, ist vom Wechsel auf R/3 ECC zu S/4 war, dass Schulungssysteme immer eine andere veränderte oder auch nicht so große Rolle gespielt haben. Und das fand ich hochspannend. Da hat sich aber insgesamt viel verändert, weil es kam ja Corona dazu. Es kam die Digitalisierung nochmal in einer starken Veränderung dazu. Viele Möglichkeiten aus dem Blended Learning Konzept, die ja immer schon da waren. Also die haben wir ja über all die Zeit gesehen. Ich mache Training seit 1998, IT-Training. Das gab es da auch schon, sind mit Corona einfach ganz anders in die Wahrnehmung gekommen, notgedrungen und ich glaube, dadurch haben sich auch die Projekte verändert. Und Jens, du hattest ja auch schon mal gesagt, dass sich vieles durch die Möglichkeiten von Blended Learning Simulationen und mehr verändert hat.

Jens:
[1:03:50] Genau, genau. Also so der klassische Ansatz, also gut, ich will da jetzt nicht so weit ausholen, wie man letztlich am besten lernt. Das hängt gut von jedem ab, aber wenn man Umfragen macht, Dann ist es halt so, ins Klassenraumtraining, da setzen sich die Leute halt meistens nicht so richtig gerne. Also das ist, um was Neues zu lernen, sicherlich vielleicht noch ein Ansatz, ob das jetzt virtuell ist oder ob das jetzt wirklich Face-to-Face halt ist. Das ist das eine. Dann aber dieses Thema mit Blended Learning natürlich. Blended Learning nutzt ja dann bestimmte Formate schon, dass man halt bestimmte Dinge halt sich auch selber erarbeitet mit den entsprechenden Lernmaterialien. Und jetzt kommt es natürlich zu der entscheidenden Situation. Was in den Projekten halt sehr, sehr viel Geld verursacht, ist natürlich das Bereitstellen von komplexen Schulungssystemen. Dahinter steht ja Hardware etc. pp. Das sind Daten, Szenarien. Dann haben wir ja wieder die Thematik, da muss das ja auch alles aufgebaut werden und verwaltet werden. Also konkret, das muss dann unterschiedliche Launchpads geben und, und, und. Ja ... aber was man dann halt gemacht hat, man hat in der Vergangenheit gesagt, naja, dann kommen wir halt mit so generischen Schulungsusern, haben dieses Mandantenkonzept, wo man die Daten aufbereitet und sowas. Ein Riesenaufwand, ja, Riesenaufwand.

Jens:
[1:05:08] Dann habe ich früher schon immer Auswertungen gemacht, wie viel haben sich denn da nach dem eigentlichen Training, nach dem Klassenraumtraining oder nach dem Blended Learning Training nochmal auf dem Schulungssystem angemeldet. Dann könnt ihr mal erraten, also das verschwindet ein geringer Prozentsatz, kaum jemand. Das heißt, es wird sehr viel Aufwand betrieben, um eine sehr schöne Lernumgebung zur Verfügung zu stellen. Aber die User nutzen das nicht, Ich weiß, ein Vater, der an den Lerngewohnheiten auch komplett vorbei ist. Ich sage immer, dieses Geld investiert in ein vernünftiges Tool, in vernünftige Content-Erstellung, also in verschiedene Materialformate, die dann halt auch auf die jeweilige Situation passen. Und dann auch das Lernen ist auch jetzt, das ist jetzt wieder auch nichts Neues, aber das spielt natürlich jetzt schon eine gute Rolle. Also lernen in dem Moment, wo man tatsächlich die Hilfe braucht, also mit In-Application-Help. Ja, und wenn man das jetzt mal zu Ende denkt, dann ist es so, also in den S/4-Projekten gehen wir jetzt wieder davon aus, wir müssen nicht alles komplett neu lernen, ja, sondern wir haben erfahrene User, die eher daran interessiert sind, zu sagen, naja, was sind denn jetzt die Änderungen? Und die Änderungen sind zum Beispiel, naja gut, ich melde mich auf dem Launchpad an und habe dann halt eine oder zwei neue Fiori-Apps, die kenne ich halt noch nicht.

Jens:
[1:06:26] Und dann will ich da reingehen und dann will ich auf der anderen Seite irgendwo eine Möglichkeit haben, mir dann ein Lernobjekt halt ... so, wie man das wieder technisch nennt, kontextsensitiv anzuzeigen. Und das muss ein State-of-the-Art-Enablement-Qualifizierungskonzept abdecken. Das heißt, in den meisten Projekten, die ich mache, dann stoße ich natürlich immer wieder auf die Ewiggestrigen, die sagen, ja, wir brauchen ein Schulungssystem und genau das. Also guckt euch doch mal eure Kinder an oder guckt euch mal, wie normales Lernen also in der heutigen Zeit funktioniert. Ich sage jetzt nicht bewusst nur mit YouTube-Videos, aber auch für bestimmte Dinge mit YouTube-Videos oder mit irgendwie kleinen Lerneinheiten, wo man eine Simulation oder eine Klickanleitung oder einfach eine In-App-Hilfe zur Verfügung stellt. Und das ist vollkommen ausreichend für das Lernen von Veränderungen, von veränderten Prozessen etc. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, wenn ich dann mir überlege, wie ist das, wenn man jetzt was Neues lernt und man sitzt in einer Klassenraumschulung und dann ist es ja so, man hat nicht unendlich viel Zeit, sondern man hat vielleicht drei, vier Stunden für einen bestimmten Umfang, den muss man abarbeiten. Das heißt, selbst wenn man dann Übungen gemacht hat früher, dann hat man eigentlich die Übungen immer nur so gemacht. Na ja, gut, man legt das dann an und zeigt das und Ähnliches ...

Jens:
[1:07:53] So dass man den Ablauf kennenlernt. Aber nicht die 100.000 Prozessvarianten. Und da muss ich jetzt wieder, also ich will jetzt kein, also es gibt Trainer, die sagen, nein, so schule ich nicht. Ich muss immer im Schulungssystem. Das brauche ich und das machen wir so. Und das ist alles wichtig, damit ich überall hinklicken kann. Ja, das ist aber für die Teilnehmenden oft gar nicht so wichtig gewesen, weil die wollen ja einfach die Grundlagen haben. Jetzt kommen wir auf das Thema, um das zusammenzufassen. Was wäre dann wieder das WIE?

Jens:
[1:08:24] Man würde im Prinzip Schulungssysteme eigentlich komplett in Anführungszeichen vermeiden. Das vermeiden und hat dann ein Trainingssystem, was ein integriertes Test- und Trainingssystem ist, wo also Testdaten, wo vielleicht auch produktive Daten schon eingespielt worden sind, wo man also integrativ die Sachen bearbeiten kann, ohne dass jetzt zusätzlicher technischer Aufwand dahinter steht. Aber dann kommt jetzt, und das ist das Entscheidende, nie mehr mit sogenannten generischen Trainings-Usern, wie man das früher mal gemacht hat, damit man keine Berechtigungsprobleme und sowas bekommen hat, sondern tatsächlich mit den jeweiligen benutzer-spezifischen Named-Usern, mit den Berechtigungen, die sie später auch bekommen. Warum? Weil wenn ich im Launchpad arbeite und über das Launchpad arbeite, ja, dann sehe ich ja auch nur das, was ich auch darf. Nicht mehr alles im SAP, sondern ich bin sehr stark personalisiert unterwegs und das ist natürlich für Leute, die sich daran gewöhnen müssen, weil das ist ja eine Veränderung, extrem hilfreich, weil sie genau das sehen, was sie später auch nach dem Produktivstart sehen. Und eben nicht ein generisch aufgebautes Launchpad, wo dann tausende von Apps da drauf sind, die er später dann gar nicht nutzen darf. Das ist Best Practice.

Claudia:
[1:09:39] Alice, du möchtest was sagen ...

Alice:
[1:09:41] Ja, weil tatsächlich sehe ich auch schon die nächste Welle der Veränderung. Wir haben ja viele Gespräche zum Beispiel auch auf der LearnTec geführt und da war dann der Tenor von IT und Projektleitern, Mensch, ich habe jetzt eigentlich so viele Möglichkeiten und Tools für meine Leute. Das heißt, es scheitert nicht mehr an der möglichen Technik, die da ist. Wir haben ja mit Corona eigentlich eine totale Digitalisierung zumindest in Teilbereichen erlebt. Aber jetzt kommt dazu die Ressourcenthematik, die ich nochmal wählen möchte, mein Leidenschaftsthema, dass eben die Menschen eigentlich überlastet sind, weil eigentlich zu wenig Ressourcen für zu viel Arbeit. Und du jetzt gucken musst, wie bringe ich ganz selektiv, personalisiert das Wissen, was derjenige braucht, an den Menschen, ohne ...

Alice:
[1:10:20] Dass er überfordert wird, weil er sowieso eigentlich zu viel auf dem Zettel hat. Und das war auch die Frage, dass sie gesagt haben, Mensch, eigentlich habe ich alles an digitalen Möglichkeiten. Das ist nicht mehr das Thema, sondern wie bringe ich es jetzt an die Leute? Und da war durchaus auch schon mal die Frage im Raum, ja, wie mache ich das denn, wenn die das nicht nutzen? Und ich habe durchaus jetzt auch schon Projekte gesehen, wo wahnsinnig tolle Materialien, fancy, hip, alles da waren und die Leute unter Stress, aber in Teilbereichen, die zum Teil nicht genutzt haben, und dann Hypercare mit mal wieder eine größere Rolle spielt Und es gibt auch selektive Bereiche, die extrem im Stress sind. Da denke ich jetzt so an, ich sage mal, Medical-Pflegethemen. Die sind eh sehr speziell, wo ich Projekte erlebt habe, wo Menschen dann mit hochzollen digitalisierten Materialien doch wieder in Räume zusammen sozusagen organisiert werden mussten, einfach damit das möglich war, das Wissen zu vermitteln. Das heißt, das ist dann auch wieder ein Teilaspekt der Veränderung. Wie gehe ich, ich sage mal, eigentlich mit einer veränderten Aufmerksamkeitsspanne um? Also wie bringe ich ganz schnell das Wissen an die Leute, da wo sie es brauchen, damit sie es überhaupt noch aufnehmen können?

Jens:
[1:11:24] Das ist ein sehr, sehr guter Aspekt. Den möchte ich vielleicht nochmal gerade vertiefen, auch wieder mit einem Beispiel. Also wir hatten in einem der größeren Projekte halt hier Management-getrieben. Also 65 Prozent aller Lernformate, egal was ihr da euch ausdeckt. Also 65 Prozent, das müssen Selbstlernformate sein. Na ja gut, das ist ja eine schöne Vorgabe, das kann man ja auch irgendwie tracken und umsetzen und dann Erfolge feiern. Aber das, was Alice gerade sagte, ist genau der Punkt. Es geht darum, dass man jetzt die Leute nicht überfrachten muss mit irgendwelchen, wir machen jetzt Selbstlernen, das ist ja einfach, muss ich nichts organisieren, das ist in deren Verantwortung.

Jens:
[1:12:00] Sondern man muss überlegen, wie kann man das halt gut kombinieren. Und da ist halt ein, gut, ob man das Blended Learning Ansatz nennt oder sagt, okay, ich mache halt ein Selbstlernformat, biete aber dann in der Hypercare-Phase nach dem Go-Live über Walk-In-Centers, also ob man das Sprechstunde nennt, Walk-In-Center oder was auch immer, die Möglichkeit, über das, was jetzt neu ist, auch Fragen zu stellen. Oder um einfach das als kleines abschließendes Schulungsformat, also ihr habt das jetzt so gemacht, da macht man nochmal vielleicht über Gamification Ansätze halt vielleicht so eine Art, Ich sage bewusst mal Lernkontrolle, ist ein blödes Wort. Ich hasse das wie die Pest. Aber einfach nochmal ein Check-up. Was haben die denn verstanden daraus? Um sie dann halt einfach mit vielleicht auch realen Geschäftsvorfällen, die sie jetzt im Hypercare vielleicht gerade haben, halt wirklich im Moment, wo sie das Wissen brauchen, nochmal abzuholen, Fragen zu stellen und zu begleiten. Und das wird oft vergessen nach dem Motto, wir machen eine Schulungsplanung, dann gehen wir live Und dann haben wir wieder unsere normale Struktur da mit den Key-Usern und dann gibt es halt für 100 Leute nur einen Key-User und der ist dann dummerweise auch nur vier Wochen in Urlaub, weil er ja im Projekt vorher so viel gearbeitet hat.

Claudia:
[1:13:16] Genau, ja. Also da würde ich auch ganz gerne nochmal was anschließen. Also nach meinem Dafürhalten, und das habe ich wahrscheinlich in der ersten Episode auch schon gesagt, bekommt dieses Wort Blended Learning Konzept eine viel größere Bedeutung unter den jetzigen Gegebenheiten. Weil ich glaube, dass vieles kann selbst gelernt werden tatsächlich und da haben wir heute gute Tools und Wege, wie wir das zu den Menschen bringen können. Aber wichtig ist dieses, denke ich, what-if, also was passiert, wenn die Ausnahmesituation ist, was ist, wenn die Fehler passieren, was ist, wenn ich keine Daten bekomme. Wir haben immer gesagt, sowas muss in die Schulungsszenarien, in die Übungsszenarien mit eingebaut werden. Aber Hand aufs Herz, wir hatten nicht immer Zeit dafür, das wirklich mit einzubauen, weil wir natürlich auch Vorgaben bekommen. Kommen, eine Schulung zu dem Thema, sagen wir, soll sechs Stunden lang sein, aber der Kunde, der uns natürlich beauftragt und bezahlt am Ende, sagt, die darf halt nur drei Stunden lang sein. So, und wie bringst du so eine Sachen dann unter? Und ich glaube, jetzt wird es, jetzt, glaube ich, haben wir auch einen Resonanzraum dafür, dass wir argumentieren können, warum der Mix aus verschiedenen Lernformaten jetzt wirklich einen Mehrwert stiftet. Das hat er schon immer, aber jetzt tut er es nochmal ganz besonders. Und dass eben ...

Claudia:
[1:14:33] Dinge, die ich als Trainerin oder Trainer nur von der Folie ablese, das können die auch alleine oder etwas zeigen. Aber ich bin wertvoll, indem ich Fragen beantworte, indem ich Classroom-Go-Lives betreue, zum Beispiel mit dem Wissen, was man als erfahrener Master-Trainer oder mit Key-Usern gemeinsam eben hat, dann entsprechend die Menschen supportet in dem Moment, wo das nötig wird und wo man vor allen Dingen Hilfe im Moment of Need eben auch all die Tools, die wir heute haben und sehr, sehr gut haben und nutzen können, auch zur Verfügung stellt, um Hilfe im Moment des Bedarfs wirklich anzubieten.

Claudia:
[1:15:10] So, Ihr Zwei, jetzt habe ich auch noch mal so meinen Gedanken dazu beigetragen. Wie schaut es aus? Was habt ihr noch zu dem Thema? Was geht euch noch durch den Kopf? Ich habe gesagt, das muss jetzt unbedingt hier heute noch einen Raum bekommen. Gibt es noch was und wenn ja, was?

Claudia:
[1:15:23] Ich glaube, wir haben ganz viel geredet. Gar nicht so sehr auf Change diesmal. Das finde ich auch okay, weil das haben wir beim ersten Mal ziemlich ausführlich behandelt. Also alle, die jetzt sagen, hey, ihr habt aber überhaupt gar nicht gut über Change und Kommunikation geredet. Da gibt es diese andere Episode. Hört da nochmal rein. Und Jens, du hast noch ein Thema. dann jetzt ...

Jens:
[1:15:39] Ich habe ein Schlusswort.

Claudia:
[1:15:42] Ein Schlusswort, okay. Also Frage an euch. Was ist es, euer Schlusswort? Was möchtet ihr mitgeben?

Jens:
[1:15:48] Ja, also mir fällt da immer so als Motto ein, das ist so der Leitgedanke, also der Erfolg in S/4HANA-Projekten aus Sicht der Qualifizierung, Schulung, Transformation und Change Management, sage ich immer, das ist immer ein Mosaik vieler unscheinbarer Bausteine, die halt ineinander passen müssen. Da gibt es nicht den einen Erfolgsfaktor oder so irgendwas, da haben wir jetzt gar nicht. Das ist immer systemisch bedingt, halt in jedem Projekt halt ein anderer. Aber es ist immer, das ist so mein Credo, es ist immer ein Mosaik vieler unscheinbarer Bausteine, die dann ineinander passen. Und deswegen ist es umso wichtiger, dann halt eine saubere Strategie zu haben, sauberes Konzept auszuarbeiten und das richtige Tool dann auch ... klar, aber Tools waren nicht Projekte, sondern die Menschen dahinter. Aber du brauchst auch in der heutigen Zeit mit Digitalisierung brauchst du auch entsprechende Tools. Das war mein Schlusswort.

Claudia:
[1:16:46] Super, Jens.

Jens:
[1:16:47] Sehr interessante und nette Session mit euch. Hat mich sehr gefreut. Danke für die Einladung.

Claudia:
[1:16:52] Alice, möchtest du auch noch was mitgeben?

Alice:
[1:16:55] Ich habe mich total gefreut, in dieser Runde über das Thema zu diskutieren. Vielen Dank dafür. Für mich kristallisiert sich heraus, dass die Qualität der Beratung und der Konzeption natürlich ganz, ganz wichtig ist in diesen Projekten. Einfach genau hinzugucken, was haben wir hier, was brauchen wir, was hilft uns, was ist zielführend. Ich denke, das ist einfach ganz wichtig, das Thema mit zu integrieren.

Claudia:
[1:17:16] Ja, super. Also dann, ihr zwei, vielen, vielen Dank für eure Zeit. Danke, dass ihr so viel von euren Erfahrungen und eurem Wissen heute mit unseren Zuhörer:innen draußen geteilt habt. Auch mit mir, auch ich habe was gelernt heute. Das ist immer das Schöne für die Podcast-Hosts, dass die quasi auch immer was für umsonst mitkriegen. Also herzlichen Dank. Danke an euch da draußen, die ihr zugehört habt. und gebt uns wie immer super gerne euer Feedback. Schreibt uns bei LinkedIn oder auf anderen Kanälen und nehmt gern Kontakt auf, wenn es Dinge gibt, die für euch diskutierenswert sind. Wir sind neugierig, wir freuen uns auf euer Feedback und an euch, Alice und an Jens, vielen, vielen Dank für diese tolle, interessante und spannende Session mit euch.

Alice:
[1:18:02] Dankeschön.

Jens:
[1:18:02] Dankeschön.

Claudia:
[1:18:04] Macht's gut. Bis bald. Tschüss.

Jens:
[1:18:06] Tschüss.

Outrotext:
[1:18:14] Ach, übrigens, habt ihr uns eigentlich schon abonniert? Das geht überall da, wo ihr eure Podcasts am liebsten hört. Wir, die Hosts des Podcasts Susanne und Claudia. Wir sind natürlich auf LinkedIn, auf Twitter oder auch auf Mastodon erreichbar. Und wenn ihr lieber mit unserem Podcast selber interagiert, das geht auf Mastodon direkt. Und natürlich könnt ihr uns euer Feedback, eure Anregungen, euer Lob und eure Verbesserungsvorschläge auch direkt auf Podigee schreiben. Also, wir hören uns in der nächsten LERNLUST.

 

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